Zur strategischen Ausrichtung
„In der Corona-Pandemie konnten wir unsere Bedeutung als Partner der Wohlfahrtsverbände und der Sozialunternehmen weiter stärken.“
Der Vorstand
Mit ihrer Konzentration auf die Branchen der Sozial- und Gesundheitswirtschaft bewegt sich die Bank für Sozialwirtschaft in sehr stabilen Wirtschaftszweigen, deren unverzichtbare gesellschaftliche Bedeutung in der Corona-Pandemie in besonderer Weise erfahrbar geworden ist.
Allein die demografische Entwicklung führt insbesondere im Hauptgeschäftsfeld Wohnen und Pflege von Senioren zu einer zunehmenden Inanspruchnahme von Leistungen. Zugleich erfahren alle Kundenbranchen dynamische Veränderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen; sie müssen neue Konzepte zur Personalgewinnung und (-bindung) entwickeln und die Herausforderungen der Digitalisierung bewältigen. Kurzfristig resultieren daraus Anpassungen in den Geschäftsmodellen, mittel- bis langfristig wird es zu veränderten Versorgungsstrukturen kommen. Zudem gewinnt ein neues Verständnis von Gemeinwohl an Bedeutung. Alle diese Entwicklungen bringen einen großen Bedarf an Finanzierungen, strategischer Beratung und Angeboten zur praktischen Unterstützung mit sich. Wir sehen darin für die Bank für Sozialwirtschaft und ihr Tochterunternehmen BFS Service GmbH ein großes Marktpotenzial und hervorragende Chancen.
In der Corona-Pandemie konnten wir das Profil und die Bedeutung der Bank als Partner unserer Gesellschafter aus der Freien Wohlfahrtspflege weiter stärken, indem wir die Verbände mit unserem Expertenwissen bei ihren erfolgreichen Verhandlungen um Schutzschirme und Rettungspakete des Bundes und der Länder unterstützt haben. Auch die beiden von der Bank in Abstimmung mit den Wohlfahrtsverbänden, dem Deutschen Verein, dem Bundesverband privater Anbieter und der Universität zu Köln durchgeführten bundesweit größten Umfragen zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Sozial- und Gesundheitswesen sowie die Bereitstellung umfassender Informationen zu Unterstützungsmöglichkeiten in der Pandemie über unser „Corona-Helpdesk“ haben dazu beigetragen. Der Ausbau dieser Partnerschaften ist eine Säule unserer Strategie.
Unser Ziel ist es, die Bank für Sozialwirtschaft in einem Bankenmarkt, der sich durch Digitalisierung und Konsolidierung grundlegend verändert, mit einem umfassenden, über das klassische Bankgeschäft deutlich hinausgehenden Dienstleistungsangebot als führendes Spezialkreditinstitut nachhaltig zu positionieren.
Die Bewältigung der Herausforderungen der Pandemie hat uns darin bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir haben durch kurzfristig aufgelegte Unterstützungsangebote wie unser Liquiditätshilfesonderprogramm gezeigt, wie wir neue Bedarfe unserer Kunden flexibel aufgreifen, und dafür eine große Wertschätzung erfahren. Innerhalb weniger Tage haben wir im Frühjahr nahezu den kompletten Betrieb der Bank und der BFS Service GmbH erfolgreich auf den Notfallmodus und mobiles Arbeiten umgestellt. Damit war innerhalb kürzester Zeit eine reibungslose virtuelle Zusammenarbeit mit unseren Kunden und anderen Stakeholdern gewährleistet. Unserem strategischen Ziel der weiteren Digitalisierung der Vertriebsprozesse haben wir uns damit schneller als Anfang 2020 geplant angenähert.
Gleichzeitig haben wir die Strukturen und Prozesse zum Ausbau des Konsortialgeschäftes der Bank gestärkt, die Ertrags- und Kostenoptimierung im Kundenwertpapiergeschäft erfolgreich umgesetzt und unser Leasinggeschäft so forciert, dass wir die für 2020 gesetzten Ziele in diesen Geschäftsfeldern mehr als erreicht haben.
Unser Erfolg basiert in der Zukunft auf zwei Ertragssäulen: Das klassische Bankgeschäft wird ergänzt um innovative Dienstleistungen, die auf die Bedarfe unserer Kunden zugeschnitten sind. Bei Letzterem stehen im Fokus die Etablierung eines zentralen Marktplatzes im digitalen Ökosystem der Sozial- und Gesundheitswirtschaft, mit dem wir Anfang 2020 gestartet sind, und der Ausbau unserer branchenbezogenen Beratungsleistungen, insbesondere im Bereich der Sozialimmobilien. Im Bankgeschäft nehmen wir vor allem eine Optimierung unserer Preisstrategie, eine Erhöhung der Provisionserträge sowie eine Steigerung unserer Effizienz und Kostensenkungspotenziale in den Blick. Damit wirken wir vor allem den durch das Niedrigzinsumfeld gesunkenen Erträgen entgegen. Insgesamt ist unser zentrales strategisches Ziel die Entwicklung eines ganzheitlichen Produkt- und Beratungsangebots für unsere Kunden. Dabei werden unter anderem strategische Beteiligungen und Kooperationen eine Rolle spielen.
In den nächsten Jahren werden wir daher zunehmend digitale Produkte und Dienstleistungen entlang der Wertschöpfungskette unserer Kunden bereitstellen. Beispiele aus dem Berichtsjahr sind Online-Schulungen zu den Themen Datenschutz, IT-Sicherheit oder Arbeitsschutz im Sozial- und Gesundheitswesen sowie Webanwendungen zur Corona-konformen Besuchererfassung in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern. Über unsere Beteiligung am Start-up mitunsleben GmbH unterstützen wir die Entwicklung digitaler Lösungen und Plattformen für die Sozialwirtschaft und profitieren vom Wissenstransfer. Darüber hinaus arbeiten wir an der Auflage eines Social Impact Venture Fonds, der gezielt in erfolgversprechende Start-ups im Sozialbereich investiert. Bereits seit Herbst 2018 etablieren wir mit sozialfinanz.de die erste unabhängige Kreditvermittlungsplattform für die Sozial- und Gesundheitswirtschaft.
Im Berichtsjahr haben wir eine strategische Grundsatzentscheidung zur Zukunft unseres Kernbanksystems getroffen. Wir werden dieses voraussichtlich im Geschäftsjahr 2023 auf das genossenschaftliche Rechenzentrum der Fiducia & GAD IT AG migrieren. Unser IT-Team wird sich dann ausschließlich auf unsere digitalen Kunden-Schnittstellen und individuellen Serviceangebote konzentrieren können. Die Erfüllung von bankregulatorischen Vorgaben und die Digitalisierung von Standardprozessen werden wir mit diesem Schritt so weit wie möglich auslagern und damit kosteneffizienter organisieren.
Eine zentrale Rolle bei der Entwicklung neuer Ertragskomponenten spielt die BFS Service GmbH. Das ist ein Grund dafür, dass wir für das Geschäftsjahr 2020 erstmals einen Konzernabschluss vorlegen. Daher veröffentlichen wir in diesem Geschäftsbericht einen zusammengefassten Lagebericht für unsere Unternehmensgruppe. Dieser integriert die Berichterstattung zur Geschäftsentwicklung der Bank für Sozialwirtschaft AG und ihrer Tochterunternehmen BFS Service GmbH und HDS Haus der Sozialwirtschaft GmbH & Co. KG.
Durch die Umsetzung der Strategie und die parallele Vorbereitung der Migration des Kernbanksystems befindet sich unser Unternehmen in einem umfassenden Transformationsprozess. Die Sozialbank der Zukunft wird agiler und digitaler, arbeitet mit einem ganzheitlichen Beratungsansatz und setzt im Vertrieb ein Omnikanalmodell ein. Wir entwickeln neue Leistungen und gehen neue Partnerschaften ein, um unseren Kunden ein umfassendes Angebot zu machen. Damit ist ein erheblicher Kulturwandel verbunden.
Eine zentrale strategische Herausforderung ist es daher, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesem Change-Prozess zu begleiten und die hohe Identifikation, die sie mit unserem Unternehmen haben, zu erhalten. Um dies zu gewährleisten, wird über quantitative und qualitative Befragungen im Rahmen eines Change-Barometers regelmäßig die aktuelle Veränderungswahrnehmung der Mitarbeiter*innen erfasst; daraus werden Ansatzpunkte für Maßnahmen analysiert und im Rahmen von Workshops bearbeitet. Darüber hinaus tragen verschiedene Kommunikationsformate wie Mitarbeiterdialoge mit dem Gesamtvorstand, eine intensive Nutzung des im Geschäftsjahr 2020 eingeführten Social Intranets des BFS-Konzerns und regelmäßige offene Sprechstunden zu den Neuerungen in den unterschiedlichen Fachbereichen der Bank dazu bei, die Mitarbeiter*innen bei allen Veränderungen mitzunehmen.