Zusammengefasster Lagebericht 2020
I. Grundlagen des Konzerns
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Konzernstruktur
Die Bank für Sozialwirtschaft AG (BFS AG oder Bank) ist handelsrechtliche Muttergesellschaft des Bank für Sozialwirtschaft-Konzerns (BFS-Konzern oder Konzern). Vollkonsolidierte Tochtergesellschaften der BFS AG sind die BFS Service GmbH mit ihren Tochtergesellschaften sozialfinanz GmbH und BFS Abrechnungs GmbH und die HDS Haus der Sozialwirtschaft GmbH & Co. KG (HDS). Die Währung des Konzern- und des Einzelabschlusses ist Euro. Der aufsichtsrechtliche Konsolidierungskreis umfasst demgegenüber nur die BFS AG, die BFS Service GmbH und die BFS Abrechnungs GmbH.
Die Tochtergesellschaften IM Fünf GmbH, IS Immobilienfonds 5 GbR sowie IS Immobilienfonds 6 GbR werden nach § 296 Abs. 2 HGB nicht in den Konzernabschluss einbezogen.
Der BFS-Konzern erstellt erstmalig einen Konzernabschluss sowie einen Konzernlagebericht. Der Lagebericht der BFS AG und der Konzernlagebericht wurden zusammengefasst (zusammengefasster Lagebericht). Die Angabe von Vorjahreswerten für den Konzern unterbleibt aufgrund der erstmaligen Erstellung eines Konzernabschlusses gem. IDW RS HFA 44 Tz 5 Satz 1. Der Konzernabschluss wird im Wesentlichen von der BFS AG geprägt.
Der Schwerpunkt der wirtschaftlichen Aktivitäten des Konzerns liegt mit 16 Standorten auf dem deutschen Markt. Die Bank für Sozialwirtschaft AG konzentriert sich auf Bankgeschäfte mit institutionellen Kund*innen aus der Sozial- und Gesundheitswirtschaft, die BFS Service GmbH fokussiert sich auf das Factoring, Beratungs- und Bewertungsdienstleistungen für Immobilienvorhaben in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft und Seminarangebote, die HDS Haus der Sozialwirtschaft GmbH & Co. KG auf die Verwaltung der sich im Besitz der BFS AG befindlichen Immobilien.
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Geschäftsmodell und strategische Ausrichtung des Konzerns
Die Bank für Sozialwirtschaft AG konzentriert sich als Universalbank auf das Geschäft mit Unternehmen, Verbänden, Stiftungen und anderen Organisationen, die in den Branchen Soziales (Senioren-, Behinderten-, Kinder- und Jugendhilfe), Gesundheit und Bildung tätig sind. Ihren Kund*innen aus der Sozial- und Gesundheitswirtschaft bietet die Bank für Sozialwirtschaft AG in finanziellen Dingen Unterstützung an, damit diese sich im operativen Geschäft auf ihren gesellschaftlichen Auftrag konzentrieren können. Das Angebot beruht auf den drei klassischen Säulen einer Universalbank: Kreditgeschäft, Einlagen-/Wertpapiergeschäft und Zahlungsverkehr. Den Kund*innen in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft bietet die Bank weitgehend individualisierte Finanzierungslösungen an. Vor dem Hintergrund ihrer Gründungshistorie und der Struktur der Anteilseigner*innen fungiert die Bank für Sozialwirtschaft AG zudem deutschlandweit als Plattform für Spendenaktionen.
Den gestiegenen Kundenerwartungen wird mit einer Mobilisierung des Vertriebs begegnet. Der digitale Vertrieb wird basierend auf einer „Digital Banking Plattform“ weiter gestärkt und mittelfristig gemeinsam mit den Geschäftsstellen und dem Kunden-Service-Center in einem Omnikanalmodell aufgehen.
Der BFS-Konzern verfolgt damit das Ziel, Investitionen in die Zukunftsfähigkeit des Konzerns zu tätigen, ein verlässlicher Vermögenswert für Aktionär*innen zu bleiben, die aufsichtsrechtlichen Anforderungen zu erfüllen sowie ein attraktives Arbeitsumfeld zu schaffen.
II. Wirtschaftsbericht
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1. Gesamtwirtschaftliche und branchenbezogene Rahmenbedingungen
Ab dem ersten Quartal 2020 hat sich die wirtschaftliche Lage in Deutschland durch die Covid-19-Pandemie grundlegend verändert. Die sich Anfang 2020 zunächst noch abzeichnende Erholung der schwunglosen Konjunktur stoppte abrupt. Die von staatlichen Stellen, Unternehmen und Verbraucher*innen im In- und Ausland ergriffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie verursachten einen deutlichen Rückgang der Wirtschaftsleistung in Deutschland.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal 2020 gegenüber dem Vorquartal preis-, saison- und kalenderbereinigt um 9,8 % gesunken. Bereits im Mai setzte mit den ersten Lockerungen der allgemeinen Kontaktbeschränkungen eine kräftige Erholung ein. Die Aufwärtsbewegung der deutschen Wirtschaft hatte auch in den Sommermonaten Bestand, allerdings mit deutlich abgeschwächter Dynamik. Insgesamt kam es im dritten Quartal zu einer kräftigen Steigerung des Bruttoinlandsprodukts um 8,5 % gegenüber dem sehr schwachen Vorquartalswert. Vor dem Hintergrund des erheblich verschärften Infektionsgeschehens gegen Ende des Jahres und des erneuten Lockdowns war für das vierte Quartal nur ein marginaler Anstieg von +0,1 % gegenüber dem Vorquartal zu verzeichnen.
Für das Gesamtjahr 2020 ist nach ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes von einem Rückgang des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts um 5,0 % gegenüber dem Vorjahr auszugehen. Damit ist die deutsche Wirtschaft nach einer zehnjährigen Wachstumsphase im Covid-19-Pandemiejahr 2020 in eine tiefe Rezession geraten. In der Gesamtbetrachtung waren nahezu alle Wirtschaftsbereiche von der rückläufigen Bruttowertschöpfung betroffen. Besonders deutlich zeigte sich der konjunkturelle Einbruch in den Dienstleistungsbereichen. Während die privaten Konsumausgaben zurückgingen, wirkten die Konsumausgaben des Staates stabilisierend, unter anderem durch die Beschaffung von Schutzausrüstungen und Krankenhausleistungen. Einen massiven Rückgang gab es bei den Bruttoanlageinvestitionen. Lediglich die Bauinvestitionen wurden entgegen dem Trend ausgeweitet. Erheblich wirkte sich die Covid-19-Pandemie auch auf den Außenhandel aus. Sowohl das Export- als auch das Importvolumen sanken deutlich.
Infolge der Covid-19-Pandemie geriet auch der Arbeitsmarkt in 2020 stark unter Druck. Die Erwerbstätigkeit und die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung haben sich deutlich verringert, Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) sind kräftig gestiegen. Angesichts des immensen wirtschaftlichen Schocks waren die Verschlechterungen aber vergleichsweise begrenzt. Stabilisierend wirkte dabei vor allem der massive Einsatz von Kurzarbeit.
Zur Stützung der realwirtschaftlichen Entwicklung und zur Abmilderung negativer Effekte wurden umfangreiche fiskalpolitische Maßnahmen ergriffen. Hierzu zählen u. a. Kreditprogramme der KfW mit weitreichenden Risikoübernahmen, Soforthilfen für kleine Unternehmen, Selbstständige und Freiberufler, ein Wirtschaftsstabilisierungsfonds für großvolumige staatliche Stützungsmaßnahmen wie Kreditgarantien und Stärkungen des Eigenkapitals insbesondere für große Unternehmen sowie erweiterte Regelungen zur Kurzarbeit und steuerliche Hilfsmaßnahmen. Hinzu kommen nicht-fiskalische Maßnahmen wie Zahlungsaufschübe für Mieten und Kredite und die Erleichterung des Zugangs zur Grundsicherung. Um Deutschlands Wirtschaft nach der ersten Krisenphase der Pandemie zügig wieder auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zu führen, hat die Bundesregierung Anfang Juni ein umfassendes Konjunkturprogramm beschlossen. Zum Zukunftspaket gehören auch Maßnahmen zur Stärkung des Gesundheitswesens wie das „Zukunftsprogramm Krankenhäuser“ zur investiven Förderung der Weiterentwicklung von Versorgungsstrukturen und Prozessen. Insgesamt leisten die deutschen Staatsfinanzen in der Covid-19-Pandemie einen bedeutenden Stabilisierungsbeitrag. Die automatischen Stabilisatoren (z.B. Arbeitslosenversicherung) und fiskalpolitische Maßnahmen unterstützen das Gesundheitssystem, Unternehmen sowie private Haushalte und setzen Konjunkturimpulse. So schlugen im zweiten Quartal alleine die Kompensationszahlungen für das Freihalten von Krankenhausbetten für Covid-19-Patienten mit rund sechs Milliarden Euro zu Buche. Zudem beteiligt sich Deutschland maßgeblich an den Hilfs- und Aufbauprogrammen in der EU.
Auf die Finanzentwicklung der für die Sozial- und Gesundheitswirtschaft maßgeblichen gesetzlichen Krankenversicherung und Sozialen Pflegeversicherung hat die Covid-19-Pandemie im Gesamtjahr 2020 im Saldo nur einen begrenzten Einfluss. Die Covid-19-bedingten Mehrausgaben wurden durch umfangreiche Bundesmittel weitgehend kompensiert. Für 2021 rechnet die GKV aufgrund stark steigender Ausgaben insgesamt mit einem hohen Defizit im Gesamtsystem der gesetzlichen Krankenversicherung. Zusätzliche Bundesmittel sollen einen Anstieg der Zusatzbeitragssätze begrenzen. Auch das Finanzergebnis der Pflegeversicherung dürfte sich in 2021 stark verschlechtern und in ein Defizit umkehren. Dieses lässt sich jedoch zunächst noch aus den relativ hohen allgemeinen Rücklagen decken. Der Finanzierungsdruck dürfte aber perspektivisch nicht nachlassen.
Für die Jahre 2021 und 2022 rechnet die Deutsche Bundesbank mit einem deutlichen Wachstum des Bruttoinlandsproduktes um drei bzw. 4,5 %. Die Unwägbarkeiten des Pandemieverlaufs bleiben das bedeutendste Risiko für die Konjunktur. Die zweite Covid-19-Welle verläuft stärker als erwartet, und es besteht das Risiko durch eine neue, ansteckendere Virusvariante. Hoffnung liegt auf der zügigen Bereitstellung von Impfstoffen. Weitere Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland erwachsen aus einer möglichen Insolvenzwelle, einer schwachen globalen Konjunktur, einschließlich der Risiken für die Stabilität der globalen Finanzmärkte, dem Austritt Großbritanniens aus der EU und dem weiterhin schwelenden Handelskonflikt zwischen den USA und China. Vor diesem Hintergrund sind derzeit große Bandbreiten in den Prognosen der künftigen Wirtschaftsleistung gegeben.
Die Branchen der Sozial- und Gesundheitswirtschaft präsentieren sich weiterhin als wachstumsorientierte und stabile Wirtschaftszweige. In den verschiedenen Leistungsfeldern steigt die Inanspruchnahme der Leistungen kontinuierlich, und die Beschäftigung wird stark ausgebaut. Mit unterschiedlicher Dynamik schreiten Konzentrationsprozesse in den einzelnen Branchen voran.
Vor dem Hintergrund der auch künftig stark steigenden Versorgungsbedarfe zeichnen sich die Herausforderungen hinsichtlich Finanzierung und Fachkräftemangel immer deutlicher ab. Der Gesetzgeber reagiert vor allem mit kurzfristigen Aktionsprogrammen. Der Druck zu mittel- bis langfristigen Weichenstellungen, z. B. für eine nachhaltige Finanzierung der sozialen Pflegeversicherung, steigt erheblich. Insofern haben sich die Akteure in nahezu allen Branchen der Sozial- und Gesundheitswirtschaft weiterhin mit dynamischen Veränderungen in den rechtlichen Rahmenbedingungen auf Bundes- und Länderebene auseinanderzusetzen.
Hieraus resultieren kurzfristige betriebliche Anpassungsbedarfe und mittel- bis langfristig ein Veränderungsdruck auf die Versorgungsstrukturen. Der Leistungs- und Kostendruck auf die Anbieter steigt tendenziell weiter an. So hat sich die Diskussion über die Einengung von Möglichkeiten zum Erwirtschaften von Überschüssen und Rendite verschärft. Hinzu kommen andauernde Herausforderungen wie die Sicherung des erforderlichen Personals sowie neue Aspekte wie die Digitalisierung.
Eine Ausweitung der Leistungserbringung und die Sicherung der Markt- und Zukunftsfähigkeit durch eine Anpassung von Angeboten, Einrichtungen und Unternehmensstrukturen setzen eine ausreichende Investitionsfähigkeit voraus. Eine entsprechende Kapitalbereitstellung durch die öffentlichen Haushalte ist nicht zu erwarten. Folglich wird der Bedarf der Sozialunternehmen an Kredit- und Kapitalmarktmitteln weiter zunehmen. Dabei verbreitert sich die Spanne sowohl der benötigten Finanzierungsvolumina als auch der Finanzierungsinstrumente.
Auch für die Einrichtungen und Dienste der Sozial- und Gesundheitswirtschaft hat die Covid-19-Pandemie enorme Belastungen mit sich gebracht. Die einzelnen Leistungsfelder waren in unterschiedlichem Maße u.a. von Schließungen, Auslastungsrückgängen, Personalengpässen sowie Mehraufwendungen für Schutzausstattung und Personal konfrontiert. Die Einrichtungen und Dienste wurden durch vielfältige Maßnahmen der Politik in der Krise gestützt. Aufgrund der dynamischen Entwicklung und der nicht absehbaren Dauer der Pandemie wurden bereits Programme modifiziert und Fristen verlängert.
Dennoch bleiben die Liquiditätssicherung und die Verschlechterungen der Betriebsergebnisse entscheidende Herausforderung im weiteren Verlauf der Pandemie. Für das Abfangen negativer wirtschaftlicher Konsequenzen spielen weiterhin staatliche Hilfs- und Unterstützungsmaßnahmen eine zentrale Rolle. Zudem erhöht die Covid-19-Pandemie allgemein die Komplexität der Rahmenbedingungen. Rezessionsbedingt verengen sich die finanziellen Spielräume der öffentlichen Hand und damit wichtiger Finanzierungssäulen der sozialen Organisationen. Erheblich gestiegen ist der Handlungsdruck hinsichtlich der Digitalisierung. Zudem ist von einem beschleunigten Voranschreiten des Konsolidierungsprozesses auszugehen. Es sind aber auch pandemiebedingte Chancen für das Sozial- und Gesundheitswesen auszumachen. So wurde die Systemrelevanz sozialer Organisationen und der Freien Wohlfahrtspflege in der Krise evident. Das Sozial- und Gesundheitswesen könnte für einen Teil der Bevölkerung als Berufs- und Beschäftigungsfeld an Attraktivität gewinnen. Zudem könnte die Gleichbehandlung der Freien Wohlfahrtspflege und anderer gemeinnütziger Träger auf der einen und gewerblicher Träger auf der anderen Seite hinsichtlich Finanzierungs- und Förderbedingungen nachhaltig erhöht werden.
Für die BFS Service GmbH gelten die beschriebenen Rahmenbedingungen gleichermaßen, insbesondere auch für das Beratungs- und Bewertungsgeschäft. Mit Blick auf das Factoring-Geschäft im Speziellen ist festzuhalten, dass sich das Factoring branchenübergreifend als wichtiger Finanzierungsbaustein für Unternehmen etabliert hat und seit Jahren Zuwächse verzeichnen kann. Laut Angaben des Deutschen Factoring-Verbandes konnte das Volumen der angekauften Forderungen im ersten Halbjahr 2020 um 1,6 Prozent auf 134,9 Mrd. EUR gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesteigert werden und dies trotz einer Reduktion der Kundenanzahl um 11,6 Prozent. Besonders in der Krisensituation sichert es den wirtschaftlichen Erfolg, geprägt durch die stabilisierende Wirkung der sofort zur Verfügung stehenden Liquidität. Diese Marktdaten, die bei den Mitgliedern des Verbandes erhoben wurden, umfassen den gesamten deutschen Factoring-Markt, der insbesondere durch die Branchen Metallerzeugnisse, Maschinenbau, Chemie und Handel geprägt ist.
Für die HDS ist aufgrund ihrer Tätigkeit ausschließlich der Immobilienmarkt Berlin von Relevanz. Die Corona-Pandemie hat bei Unternehmen zu einer Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung und somit zu einer grundsätzlichen Zurückhaltung strategischer Entscheidungen geführt. Der Berliner Büromarkt hat sich in 2020 als durchaus krisenfest bewiesen. Trotz einer abgeschwächten Nachfrage nach Büroflächen, gestiegenen Leerständen und einer hohen Neubautätigkeit sind die Durchschnittsmieten leicht gestiegen. Kurz- bis mittelfristig werden hingegen stagnierende Mieten prognostiziert. Eine umfängliche Abwanderung von Büroflächen ins Homeoffice wird nicht erwartet.
Der Wohnungsmarkt in Berlin erfuhr zu Beginn des Jahres 2020 mit der Einführung des Mietendeckels einen regulatorischen Eingriff, sodass im Bestandssegment die Wiedervermietungsmieten erstmals seit Jahren leicht rückläufig waren. Die Erstvermietungsmieten von Neubauwohnungen sind hingegen leicht angestiegen. Grundsätzlich bleibt der Wohnungsmarkt stabil und wird tendenziell gestärkt aus der Krise hervorgehen.
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2. Geschäftsverlauf
Die Geschäftsaktivitäten des Konzerns waren im Wesentlichen durch die BFS AG sowie in geringerem Ausmaß durch die BFS Service GmbH geprägt. Die Bilanzsumme des Konzerns beträgt 9.487,8 Mio. EUR, die Bilanzsumme der BFS AG beläuft sich auf 9.475,8 Mio. EUR. Dies ist gegenüber dem Vorjahr eine deutliche Steigerung von 9,1 %, die überwiegend aus dem deutlichen Zufluss von Sichteinlagen resultiert.
(in Mio. EUR) Konzern 2020 BFS AG 2020 BFS AG 2019 BFS AG Δ % Bilanzsumme 9.487,8 9.475,8 8.683,8 9,1% Kundenforderungen 5.099,0 5.092,4 5.098,4 -0,1% Schuldverschreibungen und andere festverzinsliche Wertpapiere 2.494,4 2.494,4 2.682,1 -7,0% Barreserve 1.578,8 1.578,8 599,5 163,4% Kundeneinlagen 7.308,4 7.310,5 6.487,3 12,7% Betriebsergebnis 45.036,8 44.283,0 52.861,6 -16,2% Jahresüberschuss nach Steuern 13.223,6 13.023,9 28.549,2 -54,4% Das Kerngeschäft besteht in der Vergabe langfristiger, grundpfandrechtlich gesicherter Kredite an die Kund*innen. Daneben bestehen für die Kund*innen weitere verschiedene Finanzierungslösungen. Angesichts der Covid-19-induziert überaus anspruchsvollen Rahmenbedingungen ab dem Frühjahr ist der Geschäftsverlauf zufriedenstellend. So konnte der Bestand an Kundenforderungen insgesamt in der BFS AG mit 5.092,4 Mio. EUR nahezu stabil gehalten werden (-0,1 % gegenüber dem Vorjahr), während der Bestand des langfristigen Kreditgeschäfts (Kerngeschäft) leicht um 0,1 % gesteigert werden konnte.
Der Bestand an Schuldverschreibungen und anderen festverzinslichen Wertpapieren der BFS AG hat sich um 7,0 % auf 2.494,4 Mio. EUR reduziert. Die aus fälligen Wertpapieren resultierende Liquidität konnte mangels geeigneter Anlagemöglichkeiten nicht im vollen Umfang reinvestiert werden.
Bedingt durch den hohen Zufluss an Sichteinlagen hat sich die Barreserve deutlich um 163,4 % auf 1.578,8 Mio. EUR erhöht. Die Barreserve besteht zum größten Teil aus Guthaben bei Zentralnotenbanken, insbesondere bei der Bundesbank. Die Einlagen bei der Bundesbank sind zum größten Teil im Geschäftsjahr mit einer negativen Verzinsung von 0,5 % (Einlagenfazilität) belastet.
Im Einlagengeschäft mit Kund*innen kommt es zu einem überaus starken Zuwachs um 12,7 % auf 7.310,5 Mio. EUR. Trotz der Covid-19-Pandemie haben die Kund*innen in Summe nicht benötigte Liquidität vorgehalten. Mit Ausbruch der Covid-19-Pandemie war zunächst erwartet worden, dass das Unternehmen im Allgemeinen einen erhöhten Bedarf an liquiden Mitteln haben würden.
Das Betriebsergebnis des BFS-Konzerns beträgt 45,0 Mio. EUR. Es wird maßgeblich von der Entwicklung der BFS AG bestimmt. In der BFS AG beträgt das Betriebsergebnis 44,3 Mio. EUR und liegt damit 16,2 % unter dem Ergebnis des Vorjahres, welches jedoch maßgeblich durch den einmaligen Sondereffekt der Auflösung von Rückstellungen i.H.v. 14,4 Mio. EUR getrieben war. Dieses Ergebnis liegt zwar um 3,1 Mio. EUR unterhalb der Erwartungen der BFS AG, allerdings ist es in Anbetracht der Herausforderungen, die sich aus dem dauerhaft niedrigen Zinsniveau und der Covid-19-Pandemie ergeben, als zufriedenstellend zu bewerten. In der BFS Service GmbH beläuft sich das Betriebsergebnis auf 7,5 Mio. EUR (Vorjahr 6,8 Mio. EUR).
Der im Geschäftsjahr 2020 erwirtschaftete Jahresüberschuss der BFS AG von 13,0 Mio. EUR (Vorjahr: 28,6 Mio. EUR) liegt insgesamt um 8,9 Mio. EUR unter dem Planwert von 21,9 Mio. EUR. Er bestimmt maßgeblich den Jahresüberschuss des Konzerns in Höhe von 13,2 Mio. EUR.
Sowohl der Konzern als auch die Konzerneinheiten haben angesichts der anspruchsvollen Rahmenbedingungen im Finanzsektor das Geschäftsjahr 2020 zufriedenstellend abgeschlossen.
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3. Vermögens-, Finanz- und Ertragslage
a) Vermögenslage
Die Konzernbilanzsumme beträgt zum Bilanzstichtag 9.487,8 Mio. EUR.
Die Vermögenslage im Konzern wird auf der Aktivseite vornehmlich bestimmt durch das Kreditgeschäft mit Kund*innen BFS AG:
(in Mio. EUR) Konzern 2020 BFS AG 2020 BFS AG 2019 BFS AG Δ % Barreserve 1.578,8 1.578,8 599,5 163,4% Schuldverschreibungen und andere festverzinsliche Wertpapiere 2.494,4 2.494,4 2.682,1 -7,0% Forderungen an Kunden 5.099,0 5.092,4 5.098,4 -0,1% Die Barreserve des Konzerns beläuft sich auf 1.578,8 Mio. EUR und ist vollständig der BFS AG zuzuordnen. Hierin enthalten sind neben dem Kassenbestand Guthaben bei Zentralnotenbanken. Der Anstieg der Barreserve der BFS AG um 979,3 Mio. EUR bzw. 163,4 % korrespondiert mit dem Anstieg der Kundeneinlagen sowie mit dem Rückgang des Bestandes an Wertpapieren. Im Verlauf des zweiten Quartals musste die BFS AG einen unerwarteten und sehr hohen Zufluss an Sichteinlagen durch die Kund*innen verzeichnen. Eine Transformation in Kundenkredite oder alternativ im Wertpapiergeschäft ist in einem solchen Umfang nicht möglich. Daher ist der überwiegende Teil in die Guthaben bei Zentralnotenbanken geflossen. Die Einlagen bei der Bundesbank sind zum größten Teil im Geschäftsjahr mit einer negativen Verzinsung von 0,5 % (Einlagenfazilität) belastet.
Die Schuldverschreibungen und andere festverzinsliche Wertpapiere des Konzerns betragen 2.494,4 Mio. EUR und werden durch die Wertpapierbestände der Bank determiniert. Die Wertpapiere sind der Liquiditätsreserve sowie dem Anlagevermögen zugeordnet und dienen der Anlage von Einlagen- und Liquiditätsüberschüssen. Es wird eine risikoaverse Buy-and-Hold-Strategie verfolgt. 1.919,1 Mio. EUR des Bestandes sind Anleihen und Schuldverschreibungen öffentlicher Emittenten. Der Bestand der BFS AG hat sich gegenüber dem Vorjahr um 7,0 % verringert. Der Bestand an fälligen Wertpapieren konnte im Jahresverlauf mangels geeigneter Anlagemöglichkeiten nicht in vollem Umfang wieder reinvestiert werden.
Die Forderungen an Kund*innen belaufen sich im Konzern auf 5.099,0 Mio. EUR und werden von der BFS AG bestimmt. Für die BFS AG als Spezialkreditinstitut für die Sozial- und Gesundheitswirtschaft bilden Kredite an die stationäre Altenhilfe, das Gesundheitswesen sowie die ambulante / sonstige Altenhilfe weiterhin den Schwerpunkt der Tätigkeit im Bereich Kreditgeschäft. Der Forderungsbestand von 5,092,4 Mio. EUR bewegt sich nahezu auf dem Niveau des Vorjahres (5.098,4 Mio. EUR). Einer Erhöhung des Bestandes an langfristigen Darlehen um 56,3 Mio. EUR steht ein Rückgang der kurz- und mittelfristigen Darlehen von 62,3 Mio. EUR gegenüber. Die Forderungen an Kund*innen der BFS AG verteilen sich nach Restlaufzeiten bis 5 Jahre auf 1.936,1 Mio. EUR (im Vorjahr 1.937,4 Mio. EUR) und über 5 Jahre auf 3.156,3 Mio. EUR (im Vorjahr 3.161,0 Mio. EUR).
Die Refinanzierungsstruktur im Konzern ist analog zu den Aktiva wesentlich durch die BFS AG geprägt und entfällt hauptsächlich auf Verbindlichkeiten gegenüber Kund*innen sowie in deutlich geringerem Umfang gegenüber Kreditinstituten:
(in Mio. EUR) Konzern 2020 BFS AG 2020 BFS AG 2019 BFS AG Δ % Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten 1.178,6 1.178,5 1.186,0 -0,6% Verbindlichkeiten gegenüber Kunden 7.308,4 7.310,5 6.487,3 12,7% Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten setzen sich aus täglich fälligen sowie aus Verbindlichkeiten mit vereinbarter Laufzeit zusammen. Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten setzen sich maßgeblich aus langfristigen Verbindlichkeiten gegenüber Banken der öffentlichen Hand zusammen, die mit durchgeleiteten Krediten im Aktivgeschäft in Verbindung stehen.
Die Verbindlichkeiten gegenüber Kund*innen erhöhten sich um insgesamt 12,7 % auf 7.310,5 Mio. EUR. Insbesondere bei den Sichteinlagen hat die BFS AG einen überaus starken Zufluss verzeichnen müssen (+1.420,5 Mio. EUR auf 6.207,0 Mio. EUR). Die Kund*innen scheinen trotzt der Corona-Pandemie keinen Liquiditätsdruck gehabt zu haben; sie konnten sogar im Gegenteil in Summe mehr Liquidität vorhalten. Der unerwartete und sehr hohe Zufluss hat in der Konsequenz zu einem Anstieg der Guthaben bei Zentralnotenbanken geführt.
Das bilanzielle Eigenkapital des Konzerns beträgt zum Bilanzstichtag 590,4 Mio. EUR und entspricht dem Eigenkapital der BFS AG (Vorjahr BFS AG: 555,8 Mio. EUR). Die BFS Service GmbH hat ein bilanzielles Eigenkapital von 9,5 Mio. EUR, das Eigenkapital der HDS GmbH & Co. KG beträgt 29,8 Mio. EUR.
(in Mio. EUR) Konzern 2020 BFS AG 2020 BFS AG 2019 BFS AG Δ % Gezeichnetes Kapital 36,3 36,3 36,3 0,0% Kapitalrücklage 43,4 43,4 43,4 0,0% Gewinnrücklage 494,1 494,4 476,1 3,8% Haftendes Eigenkapital 590,4 590,4 555,8 6,2% Zum Bilanzstichtag befinden sich 1.946 Stück (Vorjahr: 1.960 Stück) eigene Aktien zur unmittelbaren Weiterveräußerung im Bestand der Bank, deren Gegenwert i. H. v. 1,2 Mio. EUR (Vorjahr: 1,2 Mio. EUR) vom Eigenkapital offen abzusetzen ist. Hinsichtlich des Erwerbs eigener Aktien i. S. d. § 160 Abs. 1 Nr. 2 AktG verweisen wir auf die Ausführungen im Anhang.
Das Kernkapital wurde weiter gestärkt. Aus dem Bilanzgewinn 2019 der BFS AG wurden 18,0 Mio. EUR in die Gewinnrücklagen eingestellt. Die aufsichtsrechtlichen Eigenmittel der BFS AG (gezeichnetes Kapital, Kapital- und Gewinnrücklagen, Fonds für allgemeine Bankrisiken, nachrangige Verbindlichkeiten) erhöhten sich um 3,2 % auf 573,8 Mio. EUR.
Mit der sich daraus ergebenden Ausstattung haben der BFS-Konzern sowie die Bank für Sozialwirtschaft AG im Berichtsjahr erwartungsgemäß jederzeit die Eigenmittelanforderungen der CRR erfüllt. Weitergehende Informationen über das aktuelle Risikoprofil und das Risikomanagement der Bank aus der aufsichtsrechtlichen Perspektive sind im Offenlegungsbericht veröffentlicht.
Einlagensicherung
Die Bank für Sozialwirtschaft AG ist der Sicherungseinrichtung (Garantieverbund) des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e. V., Berlin, angeschlossen. Damit ist die Möglichkeit einer Verpflichtung gegenüber der Sicherungseinrichtung des BVR bis zu 18.564 TEUR verbunden (bis zum Zehnfachen der mit dem Grunderhebungssatz (0,4 ‰) berechneten Garantiefondsbeiträge).
b) Finanz- und Liquiditätslage
Der Gesamtbestand an finanziellen Mitteln im Konzern beträgt zum Bilanzstichtag 1.578,8 Mio. EUR. Ausschlaggebend für den Konzern ist die Finanzlage der BFS AG.
Unter Berücksichtigung des Bestands an verfügbaren finanziellen Mittel zum Bilanzstichtag war die Zahlungsbereitschaft des BFS-Konzerns sowie der Bank für Sozialwirtschaft AG auf täglicher Basis gegeben.
Die Liquiditätsdeckungsquote (LCR) der BFS Gruppe beträgt zum 31.12.2020 165,5 % (BFS AG: 165,7 %; Vorjahr: 173,2 %).
Die Mindestreservebestimmungen wurden gemäß der Vorjahresprognose eingehalten.
c) Ertragslage
(in T. EUR) Konzern 2020 BFS AG 2020 BFS AG 2019 BFS AG Δ % Zinsüberschuss 1) 130.123,4 120.458,5 118.155,5 1,9% Erträge aus Gewinngemeinschaften und Gewinnabführungs- oder Teilgewinnabführungsverträgen 47,1 6.930,4 6.368,6 8,8% Provisionsüberschuss 2) 12.611,3 8.746,2 6.859,2 27,5% Personalaufwand 50.518,8 45.233,3 42.676,6 6,0% Andere Verwaltungsaufwendungen 40.616,7 38.195,8 42.624,6 -10,4% Sonstiges Betriebliches Ergebnis 3) -6.609,5 -8.423,0 6.779,6 <-100% Betriebsergebnis 4) 45.036,8 44.283,0 52.861,6 -16,2% Ertrag bzw. Aufwand aus Bewertung und Risikovorsorge 5) -15.242,7 -15.237,5 -470,0 >-100% Außerordentliches Ergebnis -32,5 -32,5 0,0 - Zuführung zum Fonds für allgemeine Bankrisiken 0,0 0,0 4.500,0 - Steuern vom Einkommen und vom Ertrag 16.538,1 15.989,1 19.342,1 -17,3% Jahresüberschuss 13.223,6 13.023,9 28.549,2 -54,4% 1) GuV-Posten 1 abzüglich GuV-Posten 2 zuzüglich GuV-Posten 3 2) GuV-Posten 5 abzüglich GuV-Posten 6 3) GuV-Posten 8 abzüglich GuV-Posten 7, 11, 12 und 24 4) GuV-Posten 1, 3, 4, 5, 7 und 8 abzüglich GuV-Posten 2, 6, 10, 11, 12 und 24 5) GuV-Posten 14 abzüglich GuV-Posten 13 sowie GuV-Posten 16 abzüglich GuV-Posten 15 Die Ertragslage des Konzerns wird im Wesentlichen durch die BFS AG bestimmt. Der Konzernjahresüberschuss beläuft sich auf 13,2 Mio. EUR, während die BFS AG mit einem Jahresüberschuss von 13,0 Mio. EUR rund 54 % unter dem Vorjahr liegt. Der Planwert für 2020 wurde um 8,9 Mio. EUR deutlich verfehlt. Wesentliche Treiber sind die eingetrübten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen infolge der Covid-19-Pandemie, die sich in einer deutlich erhöhten Risikovorsorge niederschlagen. Zudem war das Ergebnis des Vorjahres durch einen einmaligen Sondereffekt (Auflösung von Rückstellungen) geprägt.
Der Ertragsmix wird deutlich durch das Zinsgeschäft mit Kund*innen determiniert, während das Provisionsgeschäft und das Eigenanlagengeschäft nur eine geringere Rolle spielen.
Der Zinsüberschuss des BFS-Konzerns beträgt 130,1 Mio. EUR und wird maßgeblich von der BFS AG bestimmt. Die Zinserträge resultieren überwiegend aus dem klassischen Finanzierungsgeschäft mit Firmenkunden aus den Kerngeschäftsfeldern, wobei die grundpfandrechtlichen Kredite dominieren. Das anhaltend niedrige Zinsniveau der letzten Jahre setzt die Banken massiv unter Druck. Einerseits werden Einlagen bei den Zentralbanken, die nicht in das Kunden- oder Wertpapiergeschäft investiert werden können, negativ verzinst und belasten den Zinsertrag. Andererseits gehen immer mehr Banken dazu über, ihrerseits ihren Kund*innen im Einlagengeschäft Verwahrentgelte in Rechnung zu stellen. Auch die BFS AG veranschlagt Verwahrentgelte, allerdings nur jenseits der eingeräumten Freibeträge. In der BFS Service GmbH ist ein Zinsüberschuss von 9,7 Mio. EUR zu verzeichnen. Er speist sich vornehmlich aus dem Factoringgeschäft und fällt gegenüber dem Vorjahr um 0,6 Mio. EUR höher aus.
Der Ertrag aus Gewinngemeinschaften und Gewinnabführungs- oder Teilgewinnabführungsverträgen beträgt im Konzern 47,1 TEUR. Dieser Wert speist sich aus Erträgen aus dem Finanzvermittlungsportal „sozialfinanz“, die in der BFS Service GmbH entstehen. Diese Erträge sind hinter den Erwartungen zurückgeblieben, was im Wesentlichen auf die deutlich längere Anlaufphase der 2019 gestarteten „sozialfinanz“ zurückzuführen ist. Aufgrund der Covid-19-Pandemie war es einerseits deutlich aufwendiger, Finanzierungsanfragen bei den Vermittlungspartnern zu platzieren, und andererseits konnten die geplanten Kampagnen und Auftritte zur Kundengewinnung nicht durchgeführt werden.
Das Provisionsergebnis des BFS-Konzerns beläuft sich auf 12,6 Mio. EUR. In den Einzelabschlüssen weist lediglich die BFS AG ein Provisionsergebnis aus, das allerdings niedriger ist als der Wert für den Konzern – ursächlich hierfür sind Konsolidierungseffekte auf Konzernebene. Provisionserträge fließen der BFS AG vornehmlich aus der Kontoführung einschließlich des Zahlungsverkehrs sowie dem Wertpapiergeschäft und der Finanzportfolioverwaltung zu. Das Provisionsergebnis der BFS AG beläuft sich auf 8,7 Mio. EUR und liegt damit um 1,9 Mio. EUR über dem Vorjahreswert. Wesentlicher Treiber dieser Entwicklung ist die deutliche Steigerung der Erträge aus dem Wertpapiergeschäft.
Das sonstige betriebliche Ergebnis des Konzerns beträgt -6,6 Mio. EUR und wird weitestgehend durch die BFS AG bestimmt. Die BFS AG weist ein sonstiges betriebliches Ergebnis von -8,4 Mio. EUR aus. Gegenüber dem Vorjahr ist dies eine deutliche Verschlechterung, allerdings beinhaltet das sonstige Ergebnis im Jahr 2019 einen einmaligen Sondereffekt aus der Auflösung von Rückstellungen in Höhe von 14,4 Mio. EUR. Das sonstige betriebliche Ergebnis der BFS Service GmbH bewegt sich mit 4,8 Mio. EUR auf dem Niveau des Vorjahres. Das sonstige betriebliche Ergebnis der HDS GmbH & Co. KG beträgt 1,3 Mio. EUR und ergibt sich aus Mieterträgen.
Der Personalaufwand des BFS-Konzerns beziffert sich mit 50,5 Mio. EUR. Haupttreiber ist der Personalaufwand der BFS AG, der sich mit 45,2 Mio. EUR zwar um 2,5 Mio. EUR über dem Vorjahr bewegt, allerdings deutlich unter der Erwartung bleibt. Wesentlicher Treiber hierfür sind aufgeschobene bzw. verzögerte Neueinstellungen infolge der Covid-19-Pandemie Der Personalaufwand der BFS Service GmbH erhöhte sich durch die durchschnittlich höhere Anzahl der Mitarbeitenden und tarifliche Steigerungen von 5,0 Mio. EUR um 0,3 Mio. EUR auf 5,3 Mio. EUR.
Im Konzern beläuft sich der andere Verwaltungsaufwand auf 40,6 Mio. EUR. Der andere Verwaltungsaufwand der BFS AG beträgt 38,2 Mio. EUR und unterschreitet damit sowohl den Vorjahreswert (42,6 Mio. EU) als auch die Erwartungen moderat. Durch die Covid-19-Pandemie bedingt sind unter anderem typisch vertriebliche Aktivitäten in einem geringeren Maße als üblich realisierbar gewesen. Aufwandsmindernd wirken sich hierbei einzelne Covid-19-bedingte Verschiebungen von Beratungsleistungen und Projekten aus. Der andere Verwaltungsaufwand der BFS Service GmbH beträgt 1,7 Mio. EUR und fällt damit um 0,3 Mio. EUR niedriger aus als im Vorjahr.
Das Risikoergebnis des Konzerns beträgt -15,2 Mio. EUR. Es wird maßgeblich durch das Bewertungsergebnis der BFS AG bestimmt. Durch die Covid-19-Pandemie sehen sich die Banken insgesamt deutlichen Unwägbarkeiten und Risiken in ihren Kreditportfolios, bspw. in Form von Ausfällen, ausgesetzt. Auch wenn die BFS AG durch ihr auf die Sozialwirtschaft konzentriertes Geschäftsmodell weniger stark als der Bankenmarkt im Durchschnitt betroffen zu sein scheint, ist auch sie pandemie-bedingten Risiken ausgesetzt. Innerhalb des Bewertungsergebnisses Kredit wurden in nennenswertem Umfang Vorkehrungen für mögliche künftige Kreditrisiken im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie getroffen; insbesondere durch die zusätzliche Bildung von Pauschalwertberichtigungen. Mit -15,2 Mio. EUR fällt das Bewertungsergebnis insgesamt zwar schlechter als das Vorjahresergebnis aus, allerdings ist dies ausschließlich auf die deutliche Vorsorgebildung zurückzuführen. Das Risikoergebnis der BFS Service GmbH beläuft sich auf -0,5 Mio. EUR.
Das außerordentliche Ergebnis beträgt im Konzern -32,5 TEUR und wird vollständig durch die Bank bestimmt. Die vor dem Hintergrund der Prozessoptimierung im Geschäftsjahr 2018 begründete Restrukturierungsrückstellung wurde im Zusammenhang mit dem für 2023 angestrebten Wechsel des Kernbankensystems neu ausgerichtet. Fokus ist nunmehr der Wechsel der Bankensoftware verbunden mit der effizienteren Gestaltung von Betriebsabläufen im Zuge der Fortführung der strategischen Neuausrichtung. Dies führte dazu, dass die bisherige Restrukturierungsrückstellung in Höhe von 3,5 Mio. EUR im Geschäftsjahr vollständig aufgelöst und ein neuer Rückstellungsbetrag in Höhe von 3,6 Mio. EUR für den vorgenannten Sachverhalt bilanziert wurde.
Vorschlag zur Verwendung des Bilanzgewinns
Der Vorstand schlägt vor, vom Bilanzgewinn 2020 in Höhe von 16.638.419,22 EUR 2,6 Mio. EUR in den Posten „andere Gewinnrücklagen“ einzustellen und eine Dividende in Höhe von 7 Mio. EUR an die Aktionär*innen auszuschütten. Zudem soll ein Betrag in Höhe von 7.038.419,22 EUR auf neue Rechnung vorgetragen werden.
Zusammenfassende Beurteilung des Geschäftsverlaufs und der Lage
Die Geschäfte des BFS-Konzerns sowie der Bank für Sozialwirtschaft AG haben sich vor dem Hintergrund der finanzwirtschaftlichen Rahmenbedingungen insgesamt zufriedenstellend entwickelt.
Sowohl der Konzern als auch die Bank verfügen über eine ausreichend gute Finanz- und Vermögenslage. Die Anforderungen an das Eigenkapital und die Liquidität wurden jederzeit eingehalten. Die Ertragslage ist zufriedenstellend.
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4. Finanzielle und nichtfinanzielle Leistungsindikatoren
Die wesentlichen finanziellen Leistungsindikatoren des BFS-Konzerns sind eine ambitionierte Ertragskraft des eingesetzten Kapitals anhand des Return on Equity sowie eine nachhaltige Eigenkapitalausstattung, gemessen in Form der Kernkapitalquote. Des Weiteren dient die Cost-Income-Ratio als bedeutendes Maß zur Beurteilung der Produktivität.
Der Return on Equity des Konzerns beträgt zum 31. Dezember 2020 2,2 %. Der Return on Equity der BFS AG bleibt mit 2,1 % deutlich hinter der Prognose von 3,7 % zurück und ist auch deutlich niedriger als im Vorjahr (5,0 %), was auf den niedrigeren Jahresüberschuss zum 31. Dezember 2020 zurückzuführen ist.
Die Kernkapitalquote der Gruppe beträgt 14,3 %. Die Kernkapitalquote der BFS AG bewegt sich mit 14,7 % deutlich über dem Vorjahr (12,8 %). Die im Rahmen der CRR II vorgesehene Erweiterung der RWA-Privilegierung von Kleinen und Mittleren Unternehmen (KMU) wurde seitens der Aufsicht vorgezogen und wurde zum Ultimo September 2020 erstmalig angewendet. Damit liegt die Kernkapitalquote auch oberhalb des Planwertes von 13,7 %.
Die Cost-Income-Ratio beträgt im Konzern zum 31. Dezember 2020 63,8 %. Die BFS AG weist eine Cost-Income-Ratio von 61,3 % auf. Dies stellt insbesondere wegen der niedrigeren Aufwendungen gegenüber dem Vorjahr eine Verbesserung um knapp 2,4 %-Punkte dar und eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Planwert von 66,6 %.
Das Finanzmanagement des Konzerns ist darauf ausgerichtet, die Unabhängigkeit von Einflüssen Dritter sicherzustellen. Über die vorhandenen Finanzmittel kann frei verfügt werden.
Leistungsindikatoren Konzern 2020 BFS AG 2020 BFS AG 2019 BFS AG Δ % Return-on-Equity (RoE) 2,2% 2,1% 5,0% -2,9% Kernkapitalquote (BFS Gruppe) 14,3% 14,7% 12,8% 1,9% Cost-Income-Ratio (CIR) 63,8% 61,3% 63,7% -2,4% Die finanziellen Leistungsindikatoren werden von nichtfinanziellen Indikatoren flankiert. Hierzu zählen in der BFS AG unter anderem das Change-Barometer sowie die Erfassung der Kunden-Beschwerden. Bei dem Change-Barometer handelt es sich um eine Umfrage unter allen Mitarbeiter*innen zu einer Vielzahl von Themen, bspw. Ziele, Zusammenarbeit und Work-Life-Balance. Im Rahmen der nichtfinanziellen Leistungsindikatoren der BFS Service GmbH nimmt die Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit einen besonders hohen Stellenwert ein. Die Identifikation der Mitarbeitenden mit dem Unternehmen und ihr Engagement sowie ihre Innovationskraft stellen den entscheidenden Erfolgsfaktor dar. Maßgeblich ist dafür die Senkung der auf einem ohnehin niedrigen Niveau liegenden Fluktuation im BFS-Konzern.
Durch die Gestaltung wettbewerbsfähiger Rahmenbedingungen ist es dem Konzern gelungen, bei zunehmender Ausprägung des Arbeitnehmermarktes und unter steigendem Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte neue Mitarbeiter*innen zu gewinnen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden erneut hohe Investitionen in die arbeitsplatzbezogene und persönliche Weiterentwicklung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Form von Schulungen und Coachings getätigt.
III. Nachtragsbericht
Es bestehen keine Vorfälle mit besonderer Bedeutung gem. § 285 Nr. 33 HGB.
IV. Nichtfinanzieller Konzernbericht
Der nichtfinanzielle Konzernbericht nach §§ 340i Abs. 5, 315b – 315c HGB i. V. m §§ 289c – 289e HGB ist unter dem Kapitel „Nichtfinanzieller Konzernbericht“ im Geschäftsbericht 2020 des BFS-Konzerns dargestellt und in deutscher Sprache auf der folgenden Internetseite abrufbar: finanzberichte.sozialbank.de.
V. Prognose-, Chancen- und Risikobericht
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1. Risikomanagementsystem
Zur Überwachung der Risiken verfügt die Bank für Sozialwirtschaft AG über ein Controlling- und Risikomanagementsystem, das das Ziel der Risikopolitik der Bank einer nachhaltigen Sicherung der Risikotragfähigkeit und der Solvabilität verfolgt. Das Risikomanagement erfolgt unter Berücksichtigung der Institutsgruppe (Risikomanagement auf Gruppenebene). Neben der Risikotragfähigkeit ist die Generierung von stabilen Erträgen der wesentliche Faktor, um die Leistungsfähigkeit der Bank zu gewährleisten und die Grundvoraussetzungen für eine ausreichende Eigenmittelbasis zu schaffen. Aus der Kombination von Erträgen und begrenzter Risikoposition wird somit ein möglichst optimales Risiko-Rendite-Profil angestrebt.
Das Gesamtrisikoprofil ergibt sich aus den für die Bank als wesentlich definierten Risikoarten. Das den Risikoarten inhärente Risiko wird nach den speziellen Anforderungen und Methoden der jeweiligen Risikoart gemessen. Im Rahmen einer regelmäßigen Risikoinventur wird das Gesamtrisikoprofil der Bank auf seine Vollständigkeit und Wirksamkeit hin überprüft. Unter Risiko versteht die Bank für Sozialwirtschaft AG grundsätzlich ungünstige zukünftige Entwicklungen, die sich nachteilig auf die Vermögens-, Ertrags-, Sicherheiten- oder Liquiditätslage der Bank auswirken können.
Das Management der Risiken ist ausgerichtet auf die Umsetzung strategischer Leitlinien, wie sie in der Geschäfts- und Risikostrategie und den aus ihr abgeleiteten Teilstrategien formuliert sind, sowie entsprechender
Fachkonzepte und schriftlich fixierter Ordnungen. Die Limitierung der Risiken erfolgt auf Gesamtbankebene in Relation zum Risikodeckungspotenzial. Im Rahmen des insgesamt verfügbaren Risikodeckungspotenzials wird nur der Anteil zur Abdeckung von Risiken freigegeben, der die Mindestanforderungen an die Eigenmittelunterlegung (inkl. kombinierter Kapitalpuffer) übersteigt, um die Solvabilität der Bank zu gewährleisten.Die Messung sämtlicher als wesentlich definierter Risiken erfolgt im Rahmen des Risikotragfähigkeitsreportings mindestens quartalsweise. Im Rahmen der Risikotragfähigkeitsberechnung wird sichergestellt, dass die wesentlichen Risiken berücksichtigt werden, dass die Verfügbarkeit des Risikodeckungspotenzials in regelmäßigen Abständen überprüft wird und dass die Ermittlung der Risikotragfähigkeit die vorgesehenen Komponenten enthält. Die Einhaltung der Risikotragfähigkeit wird über eine Limitierung der Risiken gesteuert. Innerhalb dieser Limite sorgt eine Ampelsystematik für das frühzeitige Erkennen von ansteigenden Risikowerten. Mindestens quartalsweise werden Stresstests durchgeführt, die die Risikotragfähigkeit in für die Bank außergewöhnlichen, aber möglichen Extremsituationen messen und beurteilen.
Die Identifikation, die Messung und das Reporting der Risiken sind zentral in der Verantwortung des Geschäftsbereichs Finanzen und Controlling angesiedelt und erfüllen somit die Anforderungen an eine konsequente funktionale Trennung von Risikocontrolling und Markt. Die Risikomessung und ‑überwachung erfolgt durch die Abteilung Risikocontrolling im Geschäftsbereich Finanzen und Controlling, die für die Berichterstattung an den Vorstand verantwortlich ist. Die Risikoberichterstattung erfolgt in Form von regelmäßigen Reportings an den Vorstand.
Die Finanzindustrie befindet sich derzeit in einem tiefgreifenden, strukturellen Umbruch. Hieraus verschiebt sich der Fokus von den bisher vorrangig behandelten Risiken aus Finanztransaktionen auf die sogenannten Non-Financial-Risks. Hierzu zählen vor allem die Compliance-Risiken im weitesten Sinne, Informationssicherheits-, Reputations- sowie weitere Risiken, welche im Zusammenhang mit dem operativen Geschäft stehen. Um diese Risiken effizient und transparent identifizieren und managen zu können, erweitert die Bank in der Stabsstelle Compliance & Fraud das aktuelle Compliance-Management-System um ein zentrales Non-Financial-Risk-Management. Durch das Steuern der „Third Party Compliance/Dienstleister-Compliance“, des „Beschwerde-“ und „Schadens- und Fehlermanagements“ erfolgt somit ein zentraler Blick auf die Risiken und relevanten Ereignisse zur Sicherstellung eines sicheren Geschäftsablaufs. Neben der Beratungsfunktion durch Compliance stellt dieser –auch über die direkte Berichtslinie an den Vorstand – eine zeitnahe Steuerung sicher.
Die Interne Revision erbringt als Teil der Überwachungsaufgabe des Vorstandes unabhängige und objektive Prüfungs- und Beratungsdienstleistungen, die darauf ausgerichtet sind, Mehrwerte zu schaffen und die Geschäftsprozesse zu verbessern. Ihre Aufgabe ist es, die Wirksamkeit und Angemessenheit des Risikomanagements, der Kontrollen und der Führungs- und Überwachungsprozesse zu überprüfen. Dieses schließt ein, die Funktionsweise und die Einhaltung der Geschäfts- und Steuerungsabläufe der Risikoüberwachungseinheiten zu überprüfen und, soweit notwendig, Handlungserfordernisse aufzuzeigen.
Mit den dargelegten Verfahren und Prozessen verfügt der BFS-Konzern über ein Instrumentarium, das ihm erlaubt, Risiken bewusst und kontrolliert einzugehen. Die konsequente und fortwährende Weiterentwicklung im Bereich der Risikomanagementprozesse, der -methodik und der zugehörigen ‑instrumente soll auch für die Zukunft gewährleisten, dass negative Entwicklungen in der Risikostruktur erkannt werden und im Risikomanagement entsprechende Maßnahmen und Steuerungsimpulse eingeleitet werden können.
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2. Risikokategorien
Neben allgemeinen Risikofaktoren, die mit allen unternehmerischen Tätigkeiten verbunden sind, bestehen für das Bankgeschäft spezifische Bankgeschäftsrisiken. Sie zeigen sich für den Konzern sowie die Bank für Sozialwirtschaft AG in Form von Adressenrisiken, Marktpreisrisiken, Liquiditätsrisiken, Erlös- und Absatzrisiken und operationellen Risiken, welche im Rahmen der Risikoinventur als wesentlich eingestuft wurden. Das Gesamtrisikoprofil der Bank ergibt sich aus diesen einzelnen wesentlichen Risikoarten unter Berücksichtigung von Risikokonzentrationen.
a) Adressenrisiken
Das Adressenrisiko bezeichnet im Allgemeinen die Gefahr von Verlusten aufgrund von Bonitätsveränderungen und/oder Ausfällen. Adressenrisiken ergeben sich für den Konzern in Form von Ausfall- und Bonitätsrisiken im Kredit- und im Handelsgeschäft.
Die Organisation des Kreditgeschäfts und die Methoden des Risikomanagements werden laufend optimiert, um dem sich verändernden Marktumfeld und den aufsichtsrechtlichen Anforderungen Rechnung zu tragen. Für eine Kreditentscheidung bedarf es grundsätzlich zweier zustimmender Voten – sowohl ein/eine Mitarbeiter*in aus dem Bereich Markt muss ein zustimmendes Votum abgeben als auch ein/eine Mitarbeiter*in aus dem Bereich Marktfolge. Die Ermittlung der Adressenrisiken des BFS-Konzerns basiert auf den Einstufungen aller Kreditnehmer nach den Ratingverfahren der CredaRate Solutions GmbH, welche regelmäßig überprüft werden. Für die Bewertung der Adressenrisiken im Wertpapiergeschäft arbeitet der Konzern mit dem Ratingsystem der DZ Bank. Kredite mit akuten Ausfallrisiken werden entsprechend wertberichtigt. Für Kredite mit erhöhten latenten Risiken wird eine ausreichende Risikovorsorge getroffen. Zur Begrenzung möglicher Risiken aus Risikokonzentrationen werden entsprechende Reportings erstellt und diskutiert.
Die Messung, Steuerung und Überwachung von Adressenrisiken ist in das zentrale Risikomanagementsystem der Bank und somit auch in den Konzern eingebunden, sodass ständig alle wesentlichen Risiken beobachtet werden. Neben dem dargestellten Ratingverfahren wird auf jährlich validierte Ausfallverlust(LGD)-Einwertungen zurückgegriffen, die über einen Credit Risk+-Ansatz in ein VaR-Modell überführt werden. Das Management der Adressenrisiken wird nach Umfang, Komplexität und Risikogehalt laufend den Erfordernissen angepasst und weiterentwickelt. Der Vorstand wird quartärlich im Rahmen der Risikotragfähigkeit über die Entwicklung der Adressenrisiken unterrichtet.
Das Kreditportfolio des Konzerns weist insgesamt eine granulare Struktur auf. Ein signifikanter Anteil des ausgereichten Kreditvolumens wird in Einrichtungen der Altenpflege gehalten. Dieser Risikokonzentration begegnet die Bank für Sozialwirtschaft AG mit ihrer langjährigen Branchen- und Marktkompetenz und mit dem Einsatz sektor- und einrichtungsspezifischer Instrumente zur Risikoabwehr und ‑prävention (z. B. Standort- und Wettbewerbsanalyse, Früherkennungssystem sowie klar geregelte Kompetenzen im Rahmen der Kreditgewährung und der Problemkreditbearbeitung). Kredite mit akuten Ausfallrisiken werden wertberichtigt. Der Umfang der Kredite mit erhöhten latenten Risiken ist überschaubar; für hierin enthaltene Wagnisse wurde eine entsprechende Vorsorge getroffen.
Die Veränderungen der finanziellen und sozialpolitischen Rahmenbedingungen in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft, insbesondere die nachlassende öffentliche Förderung und der verstärkte Anbieterwettbewerb, bringen es mit sich, dass für eine fundierte Finanzierungsberatung – insbesondere im Hinblick auf die langfristige Kreditsicherheit – Fachkenntnisse zu den einzelnen Teilbranchen der Sozial- und Gesundheitswirtschaft erforderlich sind. Daher werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BFS-Konzerns kontinuierlich zu grundlegenden Fragestellungen und aktuellen Veränderungen in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft geschult und über regelmäßige interne Veröffentlichungen informiert.
Kreditrisikominderung beinhaltet alle Maßnahmen zur Reduzierung der Eintrittswahrscheinlichkeit oder der Höhe von Schadensereignissen im Kreditgeschäft. Bei der Auswahl der Sicherheiten wird im Vorfeld zunächst der administrative Aufwand im Verhältnis zum Nutzen der Kreditrisikominderung geprüft. Sicherheiten, die aus Gründen eines ungünstigen Kosten-Nutzen-Verhältnisses nicht angerechnet werden, bleiben ökonomisch in ihrer Wirkung enthalten, entfalten aber keine entlastende Wirkung für das zu hinterlegende Eigenkapital. Bei der Nutzung von Sicherheiten orientiert sich der Konzern weiterhin an der strikten Erfüllung aufsichtsrechtlich vorgegebener Anforderungen nach Basel III und prüft diese intensiv vor Anrechnung. Der Umgang mit Sicherheiten und die Prozesse des Sicherheitenmanagements werden zudem regelmäßig durch die zuständige Fachabteilung der Bank überprüft. Darüber hinaus werden bei Bedarf notwendige konzeptionelle Anpassungen und die Integration in die Arbeitsabläufe veranlasst.
Zu den vom BFS-Konzern hereingenommenen Sicherheitenarten zählen im Wesentlichen Grundpfandrechte und darüber hinaus finanzielle Sicherheiten sowie Garantien. Im Rahmen des Geschäftsmodells der Bank für Sozialwirtschaft AG gelten die Grundpfandrechte als die weitaus bedeutendste hereingenommene Sicherheit.
Seit Beginn der Pandemie wurden durch mehrere Maßnahmen potenzielle Covid-19-Effekte einbezogen. So wurden hinsichtlich des Adressenrisikos Analysen der Betroffenheit einzelner Unterportfolien der Sozialwirtschaft durchgeführt. Auf Basis der Erhebung wurden vor Anwendung der Modelle Ratingshifts auf Teile des Portfolios erhoben, die die Ausfallwahrscheinlichkeit um das ca. Zwei- bis Sechsfache erhöht haben. Während die Methodik zur Unterlegung beibehalten wurde, ist die Betroffenheit der einzelnen Portfolien regelmäßig hinterfragt worden. Die ursprünglich angenommenen Ratingshifts blieben bislang unverändert. Die Einschätzungen zu den Einzelportfolien haben sich bei einer leicht verbesserten Tendenz kaum verändert.
b) Marktpreisrisiken
Marktpreisrisiken bestehen aufgrund der Möglichkeit, dass sich für die Bewertung von Vermögensgegenständen relevante Preise durch bonitäts- und zinsinduzierte Markteinflüsse negativ verändern. Angesichts der Geschäftsstruktur des BFS-Konzerns und der Bank für Sozialwirtschaft AG beziehen sich die Marktpreisrisiken fast ausschließlich auf sich verändernde Geld- und Kapitalmarktzinsen sowie allgemeine Kursrisiken (inklusive Credit-Spread-Risiken), denen die Eigenbestände der Bank an Wertpapieren ausgesetzt sind. Somit ergibt sich eine Risikokonzentration in Form der Abhängigkeit von der Zinsentwicklung, sodass der Aspekt des Zinsänderungsrisikos den Schwerpunkt des Risikomanagements in diesem Bereich darstellt.
Die Wertpapierbestände im Depot A werden unter Zugrundelegung tagesaktueller Zinssätze und Kurse täglich bewertet. Ein Handelsbuch wird im Sinne von Art. 4 Abs. 1. Nr. 86 CRR in Verbindung mit Art. 102 ff. CRR nicht unterhalten.
Das Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch wird im Risikomanagement des Konzerns als Teil der Marktpreisrisiken behandelt und bezeichnet die mögliche negative Abweichung des Zinsüberschusses vom erwarteten Wert zum Ende des Planungszeitraums. Zudem werden Zinsänderungsrisiken auf Basis einer wertorientierten, d. h. barwertigen Betrachtung ermittelt. Für die Messung der Zinsänderungsrisiken werden ein Value-at-Risk-Ansatz sowie der aufsichtsrechtliche Zinsschock verwendet. Für alle zinstragenden Positionen werden Barwerte für die zinsbindungsorientierten Cashflows berechnet. Bei Zinspositionen ohne feste Zinsbindung werden Ablauffiktionen unterstellt, die einer regelmäßigen Überprüfung und Anpassung unterliegen. Durch die Simulation von Marktszenarien und die Neubewertung der Positionen wird die Barwertänderung abgeleitet.
Eigenhandelsgeschäfte werden nur im Rahmen klar definierter Kompetenzregelungen insbesondere unter Beachtung der Vorschriften für Nicht-Handelsbuchinstitute getätigt. Die Absicherung von Marktpreisrisiken erfolgt ausschließlich über Zinsderivate. Optionsgeschäfte werden mit Ausnahme der im Kreditgeschäft enthaltenen Sondertilgungs- und -kündigungsrechte nicht getätigt. Die Messung, Steuerung und Überwachung von Marktpreisrisiken ist in das zentrale Risikomanagement der Bank eingebunden, sodass ständig alle wesentlichen Risiken beobachtet werden, die durch die zins- und bonitätsbedingten Veränderungen von Marktpreisen ausgelöst werden können. Entsprechend den Veränderungen des Umfangs, der Komplexität und des Risikogehalts der Handelsgeschäfte wird deren Überwachung laufend angepasst.
Auf Basis des bestehenden Geschäftsmodells wurden weder Währungs- noch sonstige wesentliche Marktpreisrisiken identifiziert.
Die Covid-19-Pandemie führte unterjährig zu erhöhten Marktschwankungen, die auf das BFS-Portfolio nur untergeordnete Auswirkungen entfalten konnten. Hintergrund sind hier konservative Vorgaben für das Depot A, das im Wesentlichen aus Bundes(länder-)anleihen besteht. Sensitivitäten wie über die Risikotragfähigkeit hinausgehende Credit-Spread-Risiken werden laufend im Rahmen des Stresstest-Reportings überwacht und führen auch in den Stresstests nicht zu die Risikotragfähigkeit gefährdenden Ergebnissen.
c) operationelle Risiken
Operationelle Risiken beschreiben übergreifend die Gefahr von Verlusten, die infolge der Unangemessenheit oder des Versagens von internen Verfahren und Systemen, Menschen oder infolge externer Ereignisse eintreten. Hierunter fallen folgende Risiken:
- Risiko eines Verstoßes gegen gesetzliche oder aufsichtsrechtliche Vorgaben und Rechtsprechung (Rechtsrisiko)
- Risiko eines Gesetzesverstoßes WpHG (WP-Compliance)
- Risiko eines Verstoßes gegen freiwillige Selbstverpflichtung
- Risiko in Bezug auf Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung und sonst. strafbare Handlungen
- Risiken der Informationssicherheit (Vertraulichkeit, Integrität, Authentizität)
- Risiken der Verfügbarkeit zeitkritischer Prozesse
- Vertragsrisiken
- Risiko eines Reputationsschadens
Die Risikokategorien entsprechen nach Definition des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht (Basel II) den folgenden 7 Verlustkategorien:
- Risiken aus internen betrügerischen Handlungen
- Risiken aus externen betrügerischen Handlungen
- Risiken aus Beschäftigungspraxis und Arbeitsplatzsicherheit
- Risiken aus Kund*innen, Produkten und Geschäftsgepflogenheiten
- Risiken aus Sachschäden
- Risiken aus Geschäftsunterbrechungen und Systemausfällen
- Risiken aus Abwicklung, Vertrieb und Prozessmanagement
Darüber hinaus wurden, um Redundanzen zu vermeiden, sowohl die Kategorie der IT-Risiken als auch der Compliance-Risiken in die Betrachtung der operationellen Risiken der BFS AG integriert.
Das innerbetriebliche Überwachungssystem der Bank trägt dazu bei, die operationellen Risiken zu identifizieren und so weit wie möglich zu begrenzen. Versicherbare Gefahrenpotenziale sind teilweise durch Versicherungsverträge abgeschirmt.
Für die Identifizierung und Bewertung von operationellen Risiken sowie die Koordination von Entwicklung und Implementierung risikoreduzierender Maßnahmen nutzt der Konzern die folgenden Verfahren und Prozesse:
- Jährliche Durchführung von Risk Assessments (OpRisk)
- Kontinuierliche Erfassung und Auswertung von OpRisk Ereignissen (Risiken/Schäden)
- Anlassbezogenes Berichtswesen an Vorstand/Aufsichtsrat
- Führung und regelmäßige Aktualisierung eines Legal Inventory
- Koordination und Überwachung von Risk & Control Assessments
- Ad-hoc-Risk & Control Assessments
- Risk & Control Assessments aufgrund neuer Produkte und von Veränderungen in der Aufbau- und Ablauforganisation sowie sonstiger Erkenntnisse
- Periodische Risk & Control Assessments
- Führen von Risiko-Kontroll-Matrizen
- Überwachung der Behebung von Kontrolllücken und Kontrollschwächen
- Durchführung von Kontrollaktivitäten
Die operationellen Risiken werden im Rahmen der Risikotragfähigkeitsberechnung mit Risikodeckungspotenzial unterlegt und im Rahmen des Risikomanagementprozesses gesteuert.
Die Messung, Steuerung und Überwachung der operationellen Risiken ist in das zentrale Risikomanagementsystem der Bank und somit auch in den Konzern eingebunden, sodass ständig alle wesentlichen Risiken beobachtet werden, die durch die Gefahr von Verlusten infolge der Unangemessenheit oder des Versagens von internen Verfahren und Systemen, Menschen oder infolge externer Ereignisse eintreten können. Der Vorstand wird quartärlich im Rahmen der Risikotragfähigkeit über die Entwicklung der operationellen Risiken unterrichtet. Zur Quantifizierung der operationellen Risiken werden im Rahmen einer periodischen Betrachtung die Ergebnisse des Risk Assessments mittels eines Poissons-Verteilungsansatzes bzw. die bestehende Schadensfalldatenbank eingebunden. Die ökonomische Berücksichtigung erfolgt über den aufsichtlichen Basisindikatoransatz.
Durch die Ausbreitung des Corona-Virus resultieren vor dem Hintergrund des potenziellen Ausfalls von Mitarbeiter*innen innerhalb des Unternehmens oder bei externen Dienstleister*innen für die Bank für Sozialwirtschaft AG Risiken in Bezug auf die Gewährleistung von (zeit-)kritischen Prozessen im Zahlungsverkehr, dem Wertpapiergeschäft, der Liquiditätssteuerung und allen anderen Prozessen zur Aufrechterhaltung der Geschäftstätigkeit. Im Rahmen des Notfallmanagements wurde am 12.03.2020 durch den Notfall-Stab der Notfall ausgerufen, welcher anfangs täglich, ab Mai 2020 bis heute zweimal die Woche zusammenkommt. Daraufhin wurden die Notfallpläne aktiviert. Nach einigen Monaten Erfahrungen und einigen geänderten Rahmenbedingungen seitens der Behörden hat sich seit Mitte des Jahres 2020 ein geregeltes, überwiegend mobiles Arbeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durchgesetzt. Interne Besprechungen sowie Gespräche mit Kund*innen und Dienstleister*innen finden weitestgehend digital statt, hierfür wurde bereits eine hohe Anzahl von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit entsprechender Hardware und mobilen Telefonen ausgestattet. Diese deutliche Zunahme von mobilen IT-Systemen und bankfremder IT, die mittelfristig eingesetzt wird, um allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das mobile Arbeiten zu ermöglichen, sowie die Einführung von Applikationen zum mobilen Arbeiten (z. B. Videotelefonie) stellen die Informationssicherheit vor neue Herausforderungen. Die Risikolage für die Informationssicherheit hat sich mit der Covid-19-Pandemie relevant erhöht. Nichtsdestotrotz ist durch diese Maßnahmen ein angemessener Geschäftsbetrieb sichergestellt. Insgesamt gab es sehr wenige positive Corona-Fälle in der Belegschaft, welche jedoch aufgrund der Maßnahmen nicht zu weiteren internen Ansteckungen führten und auch zu keinen Beeinträchtigungen des Geschäftsbetriebes geführt haben. Vor Ort haben wir wirksame Hygienekonzepte umgesetzt, sodass auch ein stark reduziertes Vor-Ort-Arbeiten gut möglich war.
Aufkommende Themen werden taggleich kommuniziert, abgestimmt und zeitnah umgesetzt. Aktuell läuft der Geschäftsbetrieb übergreifend ohne größere Auffälligkeiten, sodass wir die aktuelle Risikolage aus dem Notfallmanagement als „gering“ einstufen.
d) Liquiditätsrisiken
Das durch unzureichende Liquidität auftretende Risiko, eingegangene Auszahlungsverpflichtungen nicht erfüllen zu können, wird als Liquiditätsrisiko bezeichnet. Zu unterscheiden ist das dispositive Liquiditätsrisiko, das die kurzfristige Liquiditätssteuerung des Konzerns widerspiegelt, vom strukturellen Liquiditätsrisiko, das die mittel- bis langfristige Liquiditätsplanung abbildet.
Die Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit erfolgt im Treasury. Eine Begrenzung des Risikos erfolgt über eine laufende Überwachung der Kreditlinienauslastung, die Überwachung von Einlagenkonzentrationen sowie die Berücksichtigung weiterer Kennzahlen auf Basis von Ablauffiktionen und Kennzahlen wie Liquidity at Risk (LaR). Flankiert wird dies durch Maßnahmenmanagement, konservativ kalibrierte Liquiditätsreserve sowie eine jährliche und anlassbezogene Überprüfung der (potenziellen) Refinanzierungsinstrumente.
Die Messung, Steuerung und Überwachung von Liquiditätsrisiken ist in das zentrale Risikomanagementsystem der Bank für Sozialwirtschaft AG eingebunden, sodass ständig alle wesentlichen Risiken beobachtet werden, die durch die Veränderung der Liquiditätssituation der Bank und des Marktes ausgelöst werden können. Das Management der Liquiditätsrisiken wird nach Umfang, Komplexität und Risikogehalt ihrer Geschäftsaktivitäten laufend den Erfordernissen angepasst und entsprechend weiterentwickelt. Hierbei trägt der Vorstand die Gesamtverantwortung für die Liquiditätsrisiken der Bank und gibt die Methoden zur Messung und Steuerung von Liquiditätsrisiken vor. Er strukturiert zudem das Vorgehen der Bank, um die laufende Überprüfung sicherzustellen, inwieweit das Kreditinstitut in der Lage ist, einen auftretenden Liquiditätsbedarf zu decken.
Zur Quantifizierung der strukturellen Liquidität werden verschiedene Einflussfaktoren auf die Risikocashflows berücksichtigt. Hierzu zählt die Inanspruchnahme variabler Aktiv-Produkte sowie Kapitalablaufprofile von Passivprodukten. Für die jeweilige Sichtweise der Risikotragfähigkeit werden die Ablaufprofile mittels des 99 % bzw. 99,9 %igen Konfidenzniveaus berechnet.
Es erfolgt eine regelmäßige Überwachung der aufsichtsrechtlichen Liquiditätsanforderungen mit festgelegten internen Untergrenzen. Die Sicherstellung der jederzeitigen Zahlungsfähigkeit der Bank erfolgt auf Basis einer integrierten Liquiditäts- und Finanzplanung. Hierbei werden sowohl vertraglich determinierte als auch geplante bzw. erwartbare Zahlungsströme berücksichtigt.
Die gesamte Liquidität des Konzerns sowie der Bank wird gesteuert, um die jederzeitige Zahlungsfähigkeit bei gleichzeitig ausreichender Versorgung der Geschäftsbereiche mit Liquidität und unter strikter Berücksichtigung aufsichtsrechtlicher Bestimmung zu gewährleisten. Weitere Zielsetzungen sind der betriebswirtschaftlich sinnvolle Einsatz vorhandener Mittel sowie die kostengünstige und diversifizierte Aufnahme liquider Mittel. Das Reporting über eingegangene Liquiditätsrisiken bildet die Basis für den Vorstand zur Beurteilung der Einhaltung der Leitlinien und Vorgaben sowie der aktuellen Liquiditätssituation. Durch ausreichende Liquiditätsvorsorge und eine ganzheitliche Steuerung der täglichen Disposition der Zahlungsströme wird aktiv dem Auftreten liquiditätsbedingter Engpässe vorgebeugt. Darüber hinaus wird geprüft, dass bestimmte Liquiditätskennziffern als Steuerungsgrößen nicht unterschritten werden.
Negative Covid-19-Effekte auf das Liquiditätsrisiko konnten nicht identifiziert werden. Die derzeit bestehende Liquiditätssituation wie auch simulierte Stresstestannahmen zur weiteren Entwicklung bieten keinen Anlass zur Annahme, dass sich diese Einschätzung im weiteren Pandemie-Verlauf absehbar ändern könnte.
e) Erlös- und Absatzrisiken
Sämtliche Ereignisse und Entwicklungen, die sich auf das künftig zu generierende Neugeschäft sowohl im Kredit- und Einlagen- als auch im Kundenwertpapierbereich auswirken, werden als Erlös- und Absatzrisiken definiert. Ein verändertes Verhalten konkurrierender Banken in der Zinspolitik oder eine Krise in der Sozialwirtschaft, die sich auf die Kreditnachfrage auswirkt, können beispielhaft als Erlös- und Absatzrisiken genannt werden.
Die Messung, Steuerung und Überwachung von Erlös- und Absatzrisiken ist in das zentrale Risikomanagementsystem der Bank und somit auch in den Konzern eingebunden, sodass ständig alle wesentlichen Risiken beobachtet werden, die durch die Veränderung des Marktes ausgelöst werden können. Das Management der Erlös- und Absatzrisiken wird nach Umfang, Komplexität und Risikogehalt laufend den Erfordernissen angepasst und entsprechend weiterentwickelt. Der Vorstand wird quartärlich im Rahmen der Risikotragfähigkeit über die Entwicklung der Erlös- und Absatzrisiken unterrichtet. Zur Quantifizierung der Erlös- und Absatzrisiken wird bei den Wachstumsraten im Kundengeschäft und bei den Provisionserlösen eine von der Planungsrechnung abweichende Entwicklung unterstellt.
Der Einfluss der Covid-19-Pandemie auf das Erlös- und Absatzrisiko hat grundsätzlich einen von der Planung abhängigen Charakter, da das Risiko vor allem auf relativen Abweichungen der Neugeschäftsannahmen basiert. Über die Risikotragfähigkeit hinausgehende Abschläge werden mindestens quartärlich über Stresstests untersucht und führen auch unter diesen in 2020 nicht zu beobachtenden Annahmen zu keiner Gefährdung der Risikotragfähigkeit.
f) Risikokonzentrationen
Risikokonzentrationen sind Positionen, deren Umfang und Bedeutung geeignet sein könnten, über das erwartete Maß hinaus Verluste zu produzieren oder Erträge zu schmälern. Diese Positionen würden somit einen erhöhten Kapitalbedarf erfordern. Die Identifikation, Beurteilung und Messung, Steuerung und Überwachung von Risikokonzentrationen erfolgt in einem institutionalisierten Prozess. Gewisse Intra- und Inter-Risikokonzentrationen basieren auf geschäftsstrategischen Vorgaben und werden damit bewusst eingegangen. Mögliche Zusammenhänge zwischen Risikotreibern werden zum einen durch Verzicht auf Diversifikationseffekte wie auch durch flankierende Stresstest-Annahmen mit Fokus auf Risikokonzentrationen flankiert.
Die Risikotragfähigkeit geht somit von einer Interrisikokorrelation von eins aus. Die Risiken werden zunächst auf Ebene der einzelnen Risikoart quantifiziert und diese berechneten Risikowerte durch Addition zum Gesamtrisiko der BFS aggregiert. Dieses Vorgehen gilt als sehr konservativ, da z. B. der VaR im Adressrisiko und der VaR im Zinsänderungsrisiko gleichzeitig schlagend werden.
Risikokonzentrationen ergeben sich grundsätzlich im Wesentlichen aus einem Fokus auf den Kundensektor Sozialwirtschaft, einem Fokus auf den deutschen Bundes(-länder)-Anleihen-Markt und den deutschen Zinsmarkt. Sämtliche im Rahmen der Risikoinventur identifizierte Risikokonzentrationen werden über Stresstests berücksichtigt. Flankiert werden diese Berechnungen mit verschiedenen Limitierungen für die jeweiligen Teilportfolien im Kundengeschäft bis hin zu einem Monitoring auf Einzelkundenbasis im Aktiv- und Passivgeschäft.
g) Risikotragfähigkeitskonzept
Für das Gesamtrisikoprofil überprüfen der Konzern sowie die Bank für Sozialwirtschaft AG, inwieweit die als wesentlich klassifizierten Risiken durch das verfügbare Risikodeckungspotenzial gedeckt sind und die Risikotragfähigkeit gegeben ist. Hierbei wird eine handelsrechtliche Betrachtung auf Basis der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) von einer ökonomisch barwertigen Betrachtung unterschieden.
Die grundsätzlichen Steuerungselemente für die beiden Steuerungskreise sind hierbei:
- Festlegung des verfügbaren Risikodeckungspotenzials,
- Messung und Aggregation der Risiken,
- Festlegung der Limite,
- vierteljährliches Reporting und
- Adhoc-Berichterstattung.
Die Steuerungskreise verfolgen dabei unterschiedliche Zielsetzungen der Risikoabsicherung. Während der handelsrechtlich orientierte Steuerungskreis (Gewinn- und Verlustrechnung) auf die Absicherung der aufsichtsrechtlichen Mindestkapitalquoten unter Berücksichtigung des Jahresergebnisses inklusive der Dividende an die Aktionär*innen abzielt, verfolgt der Vorstand durch den ökonomischen Steuerungskreis das Ziel, auch barwertig allen Zahlungsverpflichtungen gerecht werden zu können. Dazu werden spezifische Risikoszenarien definiert. Für die ökonomische bzw. betriebswirtschaftliche Perspektive werden nach Möglichkeit die einzelnen Risiken der Bank nach dem Value-at-Risk-Ansatz (VaR) berechnet und zum Gesamtrisiko aggregiert. Diese Risiken stellen die potenziell maximalen Verluste dar, die bei einer definierten Haltedauer und einem festgelegten Konfidenzniveau nicht überschritten werden.
Im Folgenden werden die Risikowerte zum 31.12.2020 dargestellt:
Konzern-/Gruppensichtweise Periodische Sichtweise Ökonomische Sichtweise 31.12.20 31.12.19 31.12.20 31.12.19 MEUR Limit MEUR Limit Risikodeckungspotenzial 126,6 94,5 687,5 773,4 Adressenrisiko 33,2 40,0 20,7 72,1 140,0 76,9 Marktpreisrisiko 19,6 49,0 36,9 98,4 355,0 189,7 Operationelles Risiko 7 9,0 6,8 22,6 35,0 24,0 Liquiditätsrisiko - 3,0 - - 70,0 36,8 Erlös- und Absatzrisiko 4,5 5,0 4,2 Gesamtrisiko 64,4 106,0 68,6 193,1 600,0 327,3 In der periodischen Sichtweise sind die Risikowerte insgesamt im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgegangen. Während das Adressenrisiko im Wesentlichen auf Basis von Covid-19-Annahmen angestiegen ist, verringerte sich das Marktpreisrisiko zum Vorjahr im Wesentlichen auf Basis von Zinssicherungsgeschäften, angepassten Annahmen zur Ablauffiktion sowie einem hohen Bestand an Sichteinlagen zum Jahresende 2020. Die weiteren Risikoarten verblieben in der periodischen Sichtweise auf stabilem Niveau.
In der ökonomischen Sichtweise werden Covid-19-Effekte durch einen Rückgang im Beteiligungsrisiko kompensiert. Der Rückgang im Marktpreisrisiko basiert auch in der ökonomischen Sichtweise auf den oben beschriebenen Gründen, die im Speziellen das Zinsänderungsrisiko senken. Durch die zum Vorjahr höhere Liquidität geht das Liquiditätsrisiko jetzt auch ökonomisch auf 0 EUR zurück. Das operationelle Risiko verbleibt stabil.
Im Jahr 2020 wurden durch die Geschäftsleitung gegenüber dem Vorjahr keine neuen Risiken identifiziert.
h) Zusammenfassende Risikoeinschätzung
Das transparente und konservative Geschäftsmodell des Konzerns sowie der Bank für Sozialwirtschaft AG führt, gekoppelt mit der weiterhin gegebenen Ertragskraft der Bank, zu einer aktuell wie auch zukünftig auskömmlichen Risikotragfähigkeit sowohl im Hinblick auf die ökonomische und die regulatorische bzw. periodische Sicht, die eine Einhaltung der Vorgaben und Grenzwerte zu den Kapitalquoten sowie der Zinsänderungsrisiken und der Liquiditätslage voraussetzt.
Auf Basis der risikogewichteten Aktiva auf Gruppenebene in Höhe von 4,3 Mrd. EUR ergeben sich Eigenmittelanforderungen in Höhe von 480 Mio. EUR.1 Das Risikodeckungspotenzial in der periodischen Sichtweise berücksichtigt dabei nicht nur die harten SREP-Vorgaben, sondern auch den aufsichtlich vorgegebenen kombinierten Kapitalpuffer. Zudem wird die Aussetzung des antizyklischen Puffers in Höhe von 0,25 % nicht umgesetzt und damit weiterhin neben geplanten Dividendenausschüttungen vom Risikodeckungspotenzial abgezogen.
Die Risikotragfähigkeit war im Geschäftsjahr 2020 aufgrund der laufenden Ertragskraft und der Vermögens-/Substanzsituation des Konzerns sowie der Bank gegeben. Die dargestellten Risiken werden nach der derzeitigen Einschätzung die künftige Entwicklung der Bank nicht wesentlich beeinträchtigen. Bestandsgefährdende Risiken sind nicht erkennbar. Die Unsicherheiten aus der Covid-19-Situation werden weiterhin über Ratingdowngrads berücksichtigt. Die Entwicklung wird weiterhin einem engen Monitoring unterzogen. Die Risikotragfähigkeit ist auch vor diesem Hintergrund nicht gefährdet. Bezüglich der weiteren Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Risikosituation in 2021 wird auf das nachfolgende Kapitel „3. Prognose- und Chancenbericht des Geschäftsverlaufs“ verwiesen.
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3. Prognose- und Chancenbericht des Geschäftsverlaufs
Der BFS-Konzern betreibt das übliche Kredit- und Einlagengeschäft einer national agierenden mittelständischen Bank. Als Kundenbank wird kein Eigenhandel im Wertpapiergeschäft betrieben. Insbesondere aufgrund der engen Beziehung der Bank zu ihren Aktionär*innen und Kund*innen besteht in der Refinanzierung keine Kapitalmarktabhängigkeit. Im Eigengeschäft mit Wertpapieren wird eine risikoaverse Buy-and-Hold-Strategie verfolgt, und Wertpapiergeschäfte werden nur in einem überschaubaren Umfang getätigt.
Die Rahmenbedingungen für die Banken und das Bankgeschäft insgesamt sind von zahlreichen Herausforderungen auch im Jahr 2021 geprägt. Insbesondere bestehen weiterhin deutliche Risiken aus der Covid-19-Pandemie. Selbst bei positiven Aussichten hinsichtlich Verfügbarkeit von Impfstoffen ist die baldige Rückkehr in eine gewisse Normalität aktuell kaum vorstellbar. Zudem müssen die Menschen und auch die Wirtschaft die Auswirkungen aus dem Jahr 2020 noch verarbeiten. Insofern halten die Risiken der im Frühjahr 2020 begonnenen Pandemie auch weiterhin an.
Damit wird auch weiterhin die Resilienz mehrerer Branchen bis hin zur Existenz auf die Probe gestellt. Eine Wiederbelebung der Gesamtwirtschaft ist bezüglich ihres zeitlichen Beginns und in ihrem Umfang noch offen. Auch wenn der BFS-Konzern bisher vergleichsweise gut durch die Krise gekommen ist, wird er die kommenden Monate auch weiterhin mit großen Herausforderungen konfrontiert sein – gerade auch mit Blick auf die Ertrags- und Risikolage. Aufgrund der starken Kundenbasis werden sich allerdings auch Chancen ergeben. Ertragseinbußen könnten sich beispielsweise aus verschlechterten Bonitäten ergeben, wovon sowohl das Kreditgeschäft der BFS AG als auch das Factoringgeschäft der BFS Service GmbH betroffen sein könnten. Operative negative Beeinträchtigungen können sich unter anderem durch den Ausfall von Mitarbeiter*innen in allen Einzelgesellschaften ergeben. Diese Risiken werden im Rahmen des Risikomanagementsystems, des Notfall-Managements sowie der Unternehmenssteuerung analysiert, präventiv begleitet und durch operative Gegenmaßnahmen gesteuert. Daher ist die Fortführung des Geschäftsmodells bzw. die Möglichkeit der Fortführung der Geschäfts- und Risikostrategie auch weiterhin zu keiner Zeit gefährdet – dies gilt für den Konzern in Gänze als auch für alle Einzelgesellschaften.
Neben diesen besonderen Rahmenbedingungen sieht sich die Branche weiterhin spezifischen Herausforderungen gegenübergestellt. Das anhaltend niedrige Zinsniveau hat zu einer nachhaltigen Erosion der Ertragsbasis von Banken im Zinsgeschäft geführt und wird auch in den kommenden Jahren einen sehr hohen Druck ausüben. Die Handlungsmöglichkeiten im klassischen Bankgeschäft sind sehr begrenzt, zumal auch der Wettbewerbsdruck anhaltend hoch ist. Es gilt, alternative Ertragschancen zu erschließen und auch die Aufwendungen konsequent im Blick zu halten. Im Rahmen des jährlichen Planungsprozesses erfolgten auch eine intensive Auseinandersetzung mit diesen Herausforderungen und eine Ableitung von Maßnahmen, mit deren erfolgreicher Umsetzung eine profitable Marktposition gewährleistet werden soll. Dabei liegt der Fokus nicht nur auf einen Ausbau des Finanzdienstleistungsangebots in der BFS AG, es werden gezielt auch die Aktivitäten in der BFS Service GmbH weiter ausgebaut. Hierzu beitragen werden insbesondere Maßnahmen der Muttergesellschaft, die eine Intensivierung des Vertriebs von Leistungen der BFS Service GmbH über die Geschäftsstellen der BFS AG vorsieht. Systematischer als bisher soll damit der vorhandene Zugang der Kundenbetreuer der Muttergesellschaft zu ihren Kund*innen auch für Leistungen der BFS Service GmbH genutzt werden, um so die vorhandenen Marktpotenziale besser auszuschöpfen.
Die fortschreitende Digitalisierung findet ihren Ausdruck auch in veränderten Kundenbedürfnissen, bspw. in Form digitaler Antragsstrecken und digitaler Beratungsmöglichkeiten. Chancen eröffnen sich dabei im Bereich der Abwicklung von Geschäften und im Back Office, wodurch sich die Kostenbasis insgesamt verbessern lässt. Dies führte daher zu dem Entschluss im Jahr 2020, die IT-Landschaft grundlegend zu modernisieren und an ein Rechenzentrum anzubinden. Das Investment in den kommenden Jahren ist hoch, aber als technisch moderne und in den operativen Abläufen effizientere Bank wird die BFS AG und mit ihr der Konzern langfristig daraus einen großen Vorteil ziehen – entsprechend werden die ersten Vorarbeiten in 2021 beginnen.
Zudem sieht sich die Bank für Sozialwirtschaft AG seit Jahren einem hohen Maß an regulatorischen Anforderungen gegenüber, die Jahr um Jahr einen hohen Aufwand mit sich bringen. Daher wird auch in 2021 alles darangesetzt, sämtlichen Anforderungen jederzeit vollumfänglich zu entsprechen und dort, wo es möglich ist, Erkenntnisse zur Weiterentwicklung des Geschäftsmodells zu nutzen.
Alle diese Herausforderungen verstärken das Bewusstsein, dass die Geschäftsausrichtung auf die Sozial- und Gesundheitswirtschaft eine besondere Verantwortung mit sich bringt. Insofern spielen Aspekte aller Anspruchsgruppen eine wichtige Rolle bei der Entscheidungsfindung. So werden im Jahr 2021 verstärkt die Aktivitäten im Bereich Nachhaltigkeit ausgebaut, insbesondere durch das Eingehen von Kooperationen mit geeigneten Marktteilnehmern. Hierin manifestiert sich die Überzeugung, dass ein konsequentes Handeln in diesem Bereich geboten ist und schließlich auch aus wirtschaftlichen Überlegungen Chancen eröffnen kann.
Die Bilanzentwicklung des Konzerns wird durch die BFS AG bestimmt. Für die Bilanzsumme der BFS AG wird in 2021 ein moderater Rückgang erwartet. Der Bestand bei den langfristigen Kundenforderungen soll deutlich gesteigert und ein Ausbau der Marktanteile angestrebt werden. Auch im kurzfristigen Finanzierungsbereich sollen die Chancen am Markt ergriffen werden, und es wird eine Steigerung des Bestands an kurzfristigen Krediten angestrebt. Der Rückgang der Bilanzsumme ergibt sich aus dem Bestand an Sichteinlagen, der gegenüber 2020 leicht geringer, aber größer als der Zuwachs im aktivischen Kundengeschäft erwartet wird. In der Folge reduziert sich insbesondere das Guthaben bei der Bundesbank. Dies ist eine zumindest teilweise Umkehr der Entwicklung aus 2020. Dort musste ein Großteil der starken Sichteinlagenzuflüsse mangels rentabler Alternativen bei der Bundesbank angelegt werden. Durch geringer erwartete Einlagenbestände andererseits und das verstärkte Wachstum im aktivischen Kundengeschäft reduzieren sich die Einlagenbestände bei der Bundesbank und in der Folge auch die negativen Zinsergebniseffekte aus der Einlagenfazilität bei der Bundesbank.
Die bankenaufsichtsrechtlichen Anforderungen an die Eigenkapital- und Liquiditätsausstattung werden auch im Geschäftsjahr 2021 aller Voraussicht nach sowohl für den Konzern als auch für die Einzelgesellschaften eingehalten. Für die Kernkapitalquote der Gruppe wird eine weitere leichte Verbesserung gegenüber 2020 und oberhalb des strategischen Zielwertes von 13,5 % vorgesehen. Durch das geplante Wachstum im Kreditgeschäft der BFS AG werden sich die Risikoaktiva erhöhen, allerdings werden sich Maßnahmen zur Optimierung der Risikoaktiva annähernd kompensierend auswirken. Die bereits beschriebene KMU-Privilegierung wird auch weiterhin Bestand haben und daher weiterhin positiv auf die Kernkapitalquote der Gruppe wirken. Das Eigenkapital wird sich durch Thesaurierungen leicht erhöhen.
Die in diesem Abschnitt dargestellten Risiken der künftigen Entwicklung, insbesondere die Adressen- und Marktpreisrisiken, werden im Konzern und in den Einzelgesellschaften keine wesentlichen Auswirkungen auf die Vermögenslage im Geschäftsjahr 2021 haben.
Auch für das Jahr 2021 werden die jederzeitige Zahlungsfähigkeit sowie eine angemessen hohe Liquidität für den Konzern und die Einzelgesellschaften gegeben sein. Die bankaufsichtsrechtlichen Anforderungen an die Mindestreservebestimmung sowie die Bestimmungen zur Liquidity Coverage Ratio (LCR) werden in der Gruppe und in der BFS AG auch im Geschäftsjahr 2021 eingehalten. Für die BFS AG ist ein Rückgang der LCR von einem überaus hohen Niveau in 2020 zu erwarten. Der wesentliche Treiber für den Rückgang der Quote ist die planerische Umstrukturierung auf der Aktivseite der Bilanz in Verbindung mit der Verringerung des Kassenbestandes (Zentralbankguthaben), bedingt durch die Ausweitung des langfristigen Kreditgeschäfts.
Auch bei der Entwicklung der Ertragslage bestimmt die BFS AG den Konzern. Für 2021 wird in der BFS AG ein Jahresüberschuss deutlich über dem des Jahres 2020 erwartet. Auch für die BFS Service GmbH wird mit einer spürbaren Ergebnisverbesserung, insbesondere getrieben durch das Beratungsgeschäft, gerechnet, die in einer deutlich erhöhten Gewinnabführung an die BFS AG resultieren wird.
Das Zinsergebnis der BFS AG ist auch weiterhin geprägt durch das anhaltende Niedrigzinsumfeld sowie der auch für 2021 negativ erwarteten Einlagenfazilität. Die Erwartung für den Zinsüberschuss zeigt aufgrund des Auslaufs höher verzinslichen Altgeschäfts ein leicht niedrigeres Ergebnis als in 2020. Die geplanten Wachstumssteigerungen im Kreditgeschäft werden durch ein Abschmelzen des durchschnittlichen Kundenzinses allerdings überkompensiert. Auch die Vereinnahmung von Verwahrentgelten auf Sichteinlagen der Kund*innen, für die das aktuelle Umfeld und der Druck im Wettbewerb verantwortlich sind, kann diesen Trend nicht aufhalten. Die Anlagemöglichkeiten im Depot A sind unter Rendite-/Risikogesichtspunkten sowie gemäß der Anlagestrategie weiterhin sehr schwierig, sodass sich hieraus keine nennenswerten Ertragschancen ergeben. In der BFS Service GmbH wird auf Grundlage des prognostizierten leicht verbesserten Neukundengeschäftes in Verbindung mit dem deutlich verbesserten Zinsaufwand für das Geschäftsjahr 2021 mit einem leicht erhöhten Zinsergebnis gerechnet.
Das Provisionsgeschäft soll weiter ausgebaut werden, um den Business-Mix ertragsseitig weiter zu verbessern und die Abhängigkeiten vom Zinsgeschäft zu reduzieren. Deutliche Zuwächse im Provisionsergebnis der BFS AG werden erwartet. Insbesondere Initiativen im Kreditkartengeschäft und Zahlungsverkehr sowie angesichts des schwierigen Kapitalmarktumfeldes ein nur leichter Ausbau des Wertpapiergeschäfts tragen hierzu positiv bei. In der BFS Service GmbH sollen die Erträge aus dem Beratungsgeschäft deutlich ausgebaut werden. Für die HDS wird mit leicht zunehmenden Mieterträgen gerechnet.
Beim Personalaufwand der BFS AG ist gegenüber dem Vorjahr mit einer spürbaren Erhöhung zu rechnen, allerdings ist dies vor allem auf die relativ niedrige Vorjahresbasis zurückzuführen. In der BFS Service GmbH wird infolge von Neueinstellungen und Tariferhöhungen eine leichte Erhöhung des Personalaufwands erwartet.
Der Sachaufwand der BFS AG spiegelt in 2021 bereits teilweise die Investition in die neue IT-Landschaft wider. Die zusätzlichen Aufwände führen daher in der Prognose zu einer spürbaren Erhöhung der Sachaufwendungen. In der BFS Service GmbH werden die Verwaltungsaufwendungen leicht steigen, bedingt durch neue Projekte und den Ausbau vorhandener Projekte.
Das Risikoergebnis der BFS AG wird auch in 2021 weiterhin unter dem Einfluss der Covid-19-Pandemie stehen und daher nach den internen, konservativen Erwartungen leicht über dem Risikoergebnis in 2020 liegen. Der Kundenkreis des BFS-Konzerns hat sich in der Krise als relativ robust gezeigt, allerdings können Belastungen in 2021 nicht ausgeschlossen werden.
Insgesamt wird für das Jahr 2021 in der BFS AG mit einem moderat niedrigeren Betriebsergebnis gerechnet. Dies wird insbesondere durch die höheren Personal- und Sachaufwendungen getrieben. Die Entwicklung des Jahresüberschusses wird sich maßgeblich aus dem weiteren Verlauf der Covid-19-Pandemie und deren Auswirkungen auf den Wertberichtigungs- und Abschreibungsbedarf im Kreditbuch ergeben. Aufgrund der bereits in 2020 gebildeten Risikovorsorge wird eine deutliche Verbesserung des Jahresüberschusses in 2021 erwartet.
Die für 2021 geplanten Aktivitäten sollen sich erwartungsgemäß auch positiv auf die finanziellen Leistungsindikatoren auswirken. Der Return on Equity der BFS AG wird sich infolge des verbesserten Jahresüberschusses daher ebenfalls deutlich verbessern. Demgegenüber ist aufgrund der höheren Aufwendungen mit einer leichten Verschlechterung der Cost-Income-Ratio zu rechnen. Die Kernkapitalquote wird infolge einer geplanten Reduktion der RWA durch die Durchführung von Optimierungsmaßnahmen im Bestand leicht verbessert prognostiziert.
Zusammenfassende Beurteilung
Das auf die Sozial- und Gesundheitswirtschaft fokussierte Geschäftsmodell des Konzerns sowie der Bank für Sozialwirtschaft AG ist zukunftsfähig und ermöglicht ein langfristig ertragsstarkes Wachstum. Für das Jahr 2021 liegt das Ziel im Wachstum des Kerngeschäfts, der Kreditfinanzierung. Durch zusätzliche strategische Maßnahmen, bspw. durch den Ausbau des Angebotes an Kontokorrentlinien, sollen zudem auch Geschäfts- und Ertragschancen realisiert werden. Besonders im Fokus stehen dabei auch Bemühungen zur Verbesserung der Profitabilität sowohl bezogen auf Produkte als auch auf Kundenverbindungen. Zudem werden die Digitalisierungsaktivitäten im Kundengeschäft weiter vorangetrieben. Aktivitäten im Bereich der Nachhaltigkeit runden das Maßnahmenbündel ab.
Ein konsequentes Kostenmanagement steht auch im Jahr 2021 auf der Agenda. Des Weiteren werden – auch mithilfe technischer Lösungen – in den unterstützenden Unternehmensbereichen Effizienzvorteile gehoben. Daneben wird mit den Schritten in Richtung IT-Migration auch der Grundstein für einen langfristig nachhaltigen, optimalen Geschäftsbetrieb gelegt.
Die Ambitionen der Bank für Sozialwirtschaft AG werden auch im kommenden Geschäftsjahr durch vielfältige Herausforderungen auf die Probe gestellt, zumal gegen den anhaltend hohen Druck aus dem überaus nachteiligen Zinsumfeld Erträge generiert werden müssen. Hieraus können sich auch wirtschaftliche Risiken ergeben, beispielsweise in Form ausbleibender Erträge oder erhöhter Aufwendungen. Aus der Covid-19-Pandemie ergeben sich zusätzliche Risiken für das Kreditportfolio.
Nach wie vor herrscht die Überzeugung, dass das Geschäftsmodell der Bank für Sozialwirtschaft AG nachhaltig erfolgreich ist. Als führende Bank der Sozial- und Gesundheitswirtschaft steht die Bank auch weiterhin für Finanz- und finanznahe sowie darüber hinausgehende Dienstleistungen.
Berlin und Köln, den 26. März 2021
Bank für Sozialwirtschaft AG
Prof. Dr. Harald Schmitz Thomas Kahleis Oliver Luckner