„Wir wollen unter den Finanzinstituten die führende Position im Bereich der ‚sozialen Nachhaltigkeit‘ einnehmen.“
Der Vorstand
Zur strategischen Ausrichtung
Mit ihrer Konzentration auf die Branchen der Sozial- und Gesundheitswirtschaft bewegt sich die Bank für Sozialwirtschaft in sehr stabilen Wirtschaftszweigen, deren unverzichtbare gesellschaftliche Bedeutung in der Corona-Pandemie in besonderer Weise sichtbar geworden ist.
Die demografische Entwicklung führt insbesondere im Hauptgeschäftsfeld Wohnen und Pflege von Senioren zu einer zunehmenden Inanspruchnahme von Leistungen. Zugleich erfahren alle Kundenbranchen dynamische Veränderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen. Die Herausforderungen für unsere Kund*innen sind immens: Sie müssen neue Konzepte zur Personalgewinnung und -bindung entwickeln, die Digitalisierung bewältigen und eine nachhaltige Ausrichtung ihrer Unternehmen in den Fokus nehmen. Kurzfristig resultieren daraus Anpassungen in den Geschäftsmodellen, mittel- bis langfristig wird es zu veränderten Versorgungsstrukturen kommen. Die seit Jahren andauernde Marktkonsolidierung führt zunehmend zu größeren Unternehmenseinheiten. Parallel gewinnt insbesondere in der jungen Generation ein neues Verständnis von Gemeinwohl an Bedeutung. Alle diese Entwicklungen bringen einen großen Bedarf an Finanzierungen, strategischer Beratung und Angeboten zur praktischen Unterstützung mit sich. Wir sehen darin für die Bank für Sozialwirtschaft und ihr Tochterunternehmen BFS Service GmbH ein großes Marktpotenzial und hervorragende Chancen. Um diese Chancen noch zu verbessern, haben wir zu Beginn dieses Jahres einen Prozess zur Neupositionierung unserer Marke gestartet.

Ziel unseres 2019 gestarteten Transformationsprozesses ist es, die Bank für Sozialwirtschaft in einem Bankenmarkt, der sich durch Digitalisierung und Konsolidierung grundlegend verändert, als führendes Spezialkreditinstitut zu positionieren. Dazu gehört ein umfassendes, über das klassische Bankgeschäft deutlich hinausgehendes attraktives Dienstleistungsangebot ebenso wie ein zukunftsorientiertes Selbstverständnis und eine konsequente Weiterentwicklung unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Hier haben wir eine klare Vision: Wir wollen unter den Finanzinstituten die führende Position im Bereich der „sozialen Nachhaltigkeit“ einnehmen. Grundlage dafür ist, dass wir durch die Fokussierung auf die Sozial- und Gesundheitswirtschaft seit fast 100 Jahren im Bereich „Social Impact Investing“ aktiv sind. Die Messung des „sozialen Fußabdrucks“ der Bank und die Integration von sozialen Kriterien im Kreditgeschäft sind wesentliche Maßnahmen auf unserer aktuellen Agenda zur Stärkung unserer nachhaltigen Ausrichtung. Parallel entwickeln wir gezielt Dienstleistungen, die unsere Kunden bei der nachhaltigen Ausrichtung ihrer Unternehmen unterstützen.
Im Berichtsjahr konnten wir die Bedeutung der BFS als Partner unserer Gesellschafter aus der Freien Wohlfahrtspflege weiter stärken. Die Daten unserer bundesweit einzigen Längsschnittstudie zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Sozial- und Gesundheitswesen können die Verbände bei ihren Verhandlungen um finanzielle Planungssicherheit nutzen. Mit der digitalen Vermögensverwaltung „GemeinwohlInvest“ haben wir gemeinsam mit dem Fintech investify TECH ein erfolgreiches Angebot auf den Markt gebracht, das speziell für gemeinnützige Organisationen entwickelt wurde und das wir weiter ausbauen werden. In Kooperation mit einem branchenerfahrenen Unternehmen haben wir ein attraktives Investor-Betreiber-Modell insbesondere für gemeinnützige Unternehmen initiiert, das zudem immobilienstrategische Aspekte und Nachhaltigkeitsziele in den Blick nimmt.
Unser Erfolg basiert in Zukunft auf zwei Ertragssäulen: Das klassische Bankgeschäft wird ergänzt um innovative Dienstleistungen, die auf die Bedarfe unserer Kunden zugeschnitten sind. Im Fokus stehen neue Lösungen im Bereich Non-Banking und Financial Services und der Ausbau unserer branchenbezogenen Beratungsleistungen, insbesondere im Bereich Sozialimmobilien und im Bereich Nachhaltigkeit. Bei der Entwicklung von neuen Produkten und Dienstleistungen werden Kriterien der Nachhaltigkeit strukturell berücksichtigt; in unserer Anlageberatung setzen wir bereits eine aktive ESG-Strategie um.
Im Bankgeschäft nehmen wir vor allem eine Optimierung unserer Preisstrategie, eine Erhöhung der Provisionserträge und eine verbesserte Realisierung unserer Effizienz- und Kostensenkungspotenziale in den Blick. Damit wirken wir den durch das Niedrigzinsumfeld gesunkenen Erträgen entgegen. Unsere zentralen strategischen Ziele sind die Entwicklung eines ganzheitlichen Produkt- und Beratungsangebots für unsere Kunden. Dazu gehören auch die Schaffung digitaler Kundenerlebnisse und die Nutzung strategischer Kooperationen und Beteiligungen. Im März 2022 haben wir eine digitale Anfragestrecke für Finanzierungen realisiert, die sukzessive um weitere digitale Angebote ergänzt wird. Im Bereich der großvolumigen Finanzierungen werden wir bei unseren Kunden und im Bankenmarkt als zuverlässiger Konsortialpartner wahrgenommen. Im laufenden Geschäftsjahr erwarten wir eine spürbare Zunahme der Geschäftsabschlüsse.
Im Juli 2021 sind wir mit dem bankweiten Projekt zur Migration unseres Kernbanksystems von SAP auf das genossenschaftliche System agree21der Atruvia AG im April 2023 gestartet. Unser Ziel ist es, künftig so weit wie möglich die Standards von agree21 zu nutzen. Damit werden zahlreiche Prozesse z. B. im Kreditgeschäft und im Zahlungsverkehr für die Kund*innen und Mitarbeiter*innen schlanker und besser verzahnt ablaufen als heute. Auch die Erfüllung der zunehmenden bankregulatorischen Vorgaben werden wir mit der Migration weitgehend auslagern. Da auch die anderen Fachbanken im genossenschaftlichen Sektor mit agree21 arbeiten, werden wir zudem Synergieeffekte nutzen können.

Die Migration des Kernbanksystems bindet als bankweites Projekt neben dem Transformationsprozess erhebliche Ressourcen. Daher haben wir die Organisation des Transformations- und Migrationsprogramms zusammengeführt und in die drei Teilprogramme „Migration Kernbanksystem“, „Business Transformation“ und „Human Resources (HR) Transformation“ gegliedert. Zugleich haben wir die übergreifende Steuerungs- und Reportinglogik überarbeitet. Das übergreifende Ziel des Teilprogramms „Business Transformation“ ist die produkt-, vertriebs- und prozessseitige Weiterentwicklung der Bank. Im Teilprogramm „HR Transformation“ steht die aktive Begleitung der Mitarbeitenden und Führungskräfte im Transformationsprozess durch gezielte Entwicklungsmaßnahmen sowie die Schaffung optimaler Arbeitsbedingungen im Mittelpunkt. Damit beziehen wir alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Bewältigung des erheblichen Kulturwandels ein, der mit dem Transformations- und Migrationsprogramm verbunden ist. Unser Ziel ist es, die hohe Identifikation, die unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit unserem Unternehmen haben, zu erhalten und ihnen weiterhin ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten.
Wir sind sicher, dass wir 2023 gut aufgestellt in das zweite Jahrhundert unseres Unternehmens starten werden.