Zusammengefasster Lagebericht
(Lagebericht und Konzernlagebericht 2021)
I. Grundlagen des Konzerns
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Konzernstruktur
Die Bank für Sozialwirtschaft Aktiengesellschaft (BFS AG oder Bank) ist handelsrechtliches Mutterunternehmen des BFS-Konzerns (BFS-Konzern oder Konzern). Vollkonsolidierte Tochtergesellschaften der BFS AG sind die BFS Service GmbH, die HDS Haus der Sozialwirtschaft GmbH & Co. KG und die HDS Haus der Sozialwirtschaft Verwaltungs-GmbH. Die Währung der Jahresabschlüsse des Konzerns und der Einzelgesellschaften ist Euro. Die Tochtergesellschaften IM Immobilien & Management Fünf GmbH und sozialfinanz.de GmbH werden nach § 296 Abs. 2 HGB nicht in den Konzernabschluss einbezogen.
Abweichend von der handelsrechtlichen Konzernstruktur werden in die aufsichtsrechtliche Institutsgruppe gem. Art. 18 ff. CRR die BFS AG, die BFS Service GmbH und die BFS Abrechnungs GmbH aufgenommen.
Die BFS AG als Mutterunternehmen ist zur handelsrechtlichen Konzernrechnung verpflichtet. Der Lagebericht der BFS AG und der Konzernlagebericht wurden zusammengefasst (zusammengefasster Lagebericht). Der Konzern wird im Wesentlichen von der BFS AG geprägt.
Die wirtschaftlichen Aktivitäten des Konzerns konzentrieren sich auf den deutschen Markt. Die BFS AG fokussiert sich auf Bankgeschäfte mit institutionellen Kund*innen aus der Sozial- und Gesundheitswirtschaft, die BFS Service GmbH auf Factoring, Beratungs- und Bewertungsdienstleistungen für Immobilienvorhaben in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft und Seminarangebote, die HDS Haus der Sozialwirtschaft GmbH & Co. KG auf die Verwaltung der eigenen Immobilien.
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Geschäftsmodell und strategische Ausrichtung des Konzerns
Die BFS AG konzentriert sich als Universalbank auf das Geschäft mit Unternehmen, Verbänden, Stiftungen und anderen Organisationen, die in den Branchen Soziales, Gesundheit und Bildung tätig sind. Ihren Kund*innen bietet die BFS AG in finanziellen Dingen Unterstützung an, damit diese sich im operativen Geschäft auf ihren gesellschaftlichen Auftrag konzentrieren können. Das Angebot beruht auf den drei klassischen Säulen einer Universalbank: Kreditgeschäft, Einlagen-/Wertpapiergeschäft und Zahlungsverkehr. Den Kund*innen in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft bietet die Bank Finanzierungslösungen an. Die BFS-Service GmbH bietet in Ergänzung zum Geschäft der BFS AG banknahe und dem speziellen Kundenkreis angepasste Dienstleistungen an.
Vor dem Hintergrund ihrer Gründungshistorie und der Struktur der Anteilseigner*innen fungiert die BFS AG zudem deutschlandweit als Plattform für Spendenaktionen. Durch die Fokussierung auf Kunden aus der Sozial- und Gesundheitswirtschaft ist ein hoher gesellschaftlicher Nutzen im Kerngeschäft verankert.
Im Vertrieb wurden die Mobilisierung und Verzahnung der verschiedenen Vertriebseinheiten des Konzerns weiter vorangetrieben. Dadurch soll eine proaktive und einheitliche Beratung erreicht werden, wobei die Kundenbetreuung als ganzheitliches und unternehmerisch denkendes Beziehungsmanagement fungiert. Für die Positionierung der Angebote und Dienstleistungen sowie die Gewinnung von Neukunden werden verstärkt digitale Kanäle genutzt.
Ziel des BFS-Konzerns ist es, sich mit einem umfassenden, über das klassische Bankgeschäft deutlich hinausgehenden Dienstleistungsangebot nachhaltig zu positionieren.
II. Wirtschaftsbericht
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1. Gesamtwirtschaftliche und branchenbezogene Rahmenbedingungen
In 2021 befand sich die deutsche Wirtschaft in einem verhaltenen konjunkturellen Aufschwung. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in 2021 gegenüber dem Vorjahr preis-, saison- und kalenderbereinigt um 2,8 % gestiegen. Damit wurde der starke Rückgang der Wirtschaftsleistung aufgrund der Corona-Pandemie um 4,9 % im Jahr 2020 bei Weitem noch nicht ausgeglichen. Im zweiten und dritten Quartal 2021 stieg die Wirtschaftsleistung. Jedoch wurde die konjunkturelle Erholung zum Jahresende durch die vierte Corona-Welle und zunehmende Liefer- und Materialengpässe gestoppt. Im vierten Quartal 2021 kam es zu einem preis-, saison- und kalenderbereinigten Rückgang des BIP um 0,7 % gegenüber dem Vorquartal. Ihr Vorkrisenniveau vom vierten Quartal 2019 unterschritt die deutsche Wirtschaftsleistung um 1,5 %.
Die Inflationsrate ist kräftig auf jahresdurchschnittlich 3,1 % gestiegen. Hierfür sind vor allem die hohen monatlichen Inflationsraten im 2. Halbjahr verantwortlich. Zu den Ursachen zählen Basiseffekte durch niedrige Preise im Vorjahr aufgrund der temporären Senkung der Mehrwertsteuersätze und des pandemiebedingten Preisverfalls der Mineralölprodukte. Hinzu kommen verstärkt weitere krisenbedingte Effekte, wie Lieferengpässe und deutliche Preisanstiege auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen. Bei den Energieprodukten wirkte zudem die Anfang 2021 eingeführte CO2-Abgabe preistreibend.
Insbesondere die Lockerungen der pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen im Frühsommer führten den Arbeitsmarkt auf einen Erholungskurs. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stieg insgesamt merklich. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) sanken im Jahresverlauf mit zunehmender Dynamik. Allerdings zeigen sich die Folgen der Corona-Pandemie in einer steigenden Langzeitarbeitslosigkeit. Auch in 2021 wurde der Arbeitsmarkt in erheblichem Umfang durch Kurzarbeit gestützt. Im Vergleich zum ersten Corona-Jahr ist die Inanspruchnahme allerdings deutlich zurückgegangen.
Neben dem Kurzarbeitergeld kamen in 2021 erneut umfangreiche fiskalpolitische Maßnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft in der Corona-Krise zum Einsatz. Das Volumen der Corona-Wirtschaftshilfen des Bundes addiert sich bis Ende 2021 auf rund 170 Milliarden Euro. Landesprogramme haben die Bundeshilfen ergänzt.
Somit waren die öffentlichen Haushalte in 2021 erneut mit außergewöhnlichen Belastungen konfrontiert. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes betrug das gesamtstaatliche Defizit von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungen (in Abgrenzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung) rund 153,9 Mrd. Euro. Damit wurde der negative Finanzierungssaldo des Vorjahres in Höhe von 145,2 Mrd. Euro übertroffen. Gemessen am nominalen BIP errechnet sich für das Jahr 2021 eine gesamtstaatliche Defizitquote von 4,3 %.
Auf die Finanzentwicklung der für die Sozial- und Gesundheitswirtschaft maßgeblichen gesetzlichen Krankenversicherung und sozialen Pflegeversicherung hatte die Corona-Pandemie auch im Jahr 2021 im Saldo nur einen begrenzten Einfluss. Die coronabedingten Mehrausgaben wurden durch umfangreiche Bundesmittel weitgehend kompensiert. Für 2021 rechnet der Schätzerkreis mit einem Defizit im Gesamtsystem der gesetzlichen Krankenversicherung in einer Größenordnung von 4 Mrd. Euro. Damit würde sowohl das Defizit des Vorjahres (6 Mrd. Euro) als auch das vom Bundesministerium für Gesundheit für 2021 erwartete Defizit (8 Mrd. Euro) deutlich unterschritten. Für 2022 wird ein Überschuss erwartet und in der Folge ein Anstieg der bestehenden Kassenrücklagen.
Bei der sozialen Pflegeversicherung schlägt nach den ersten drei Quartalen 2021 ein Defizit von 2,5 Mrd. Euro zu Buche. Bis zum Jahresende dürfte der negative Finanzierungssaldo noch etwas zurückgehen, u.a. aufgrund eines Sonderzuschusses des Bundes zur Liquiditätssicherung in Höhe von 1 Mrd. Euro. Auch für 2022 ist mit einem Defizit bei der Pflegeversicherung zu rechnen. Insbesondere werden die Zusatzlasten durch die jüngste Pflegereform nur zum Teil durch den neuen jährlichen Bundeszuschuss von 1 Mrd. Euro sowie höhere Beitragssätze für Kinderlose (+0,1 Prozentpunkte) kompensiert.
Für das Jahr 2022 rechnet die Bundesregierung mit einer Zunahme des preisbereinigten Bruttoinlandsproduktes um 3,6 %. Voraussetzungen dafür wären insbesondere ein Abflachen des Infektionsgeschehens und die damit verbundene Rücknahme pandemiebedingter Einschränkungen sowie ein Auflösen der Lieferengpässe im Jahresverlauf. Die Inflation wird jahresdurchschnittlich bei hohen 3,3 % gesehen. Inflationstreibend wirken insbesondere die zunächst fortbestehenden Lieferengpässe und hohen Energiepreise. Risiken für die wirtschaftliche Erholung ergeben sich nach Einschätzung der Bundesregierung insbesondere aus möglichen Rückschlägen bei der Eindämmung der Pandemie samt Bedrohung für die Erholung des Welthandels sowie länger anhaltende Lieferengpässe. Auswirkungen der Ende Februar 2022 ausgebrochenen Ukraine-Krise auf den Verlauf des Geschäftsjahres 2022 sind nicht auszuschließen, können aber noch nicht exakt spezifiziert werden.
Die Branchen der Sozial- und Gesundheitswirtschaft präsentieren sich weiterhin als wachstumsorientierte und stabile Wirtschaftszweige. In den verschiedenen Leistungsfeldern steigt die Inanspruchnahme der Leistungen kontinuierlich und die Beschäftigung wird stark ausgebaut. Mit unterschiedlicher Dynamik schreiten Konzentrationsprozesse in den einzelnen Branchen voran.
Vor dem Hintergrund der auch künftig stark steigenden Versorgungsbedarfe zeichnen sich die Herausforderungen hinsichtlich Finanzierung und Fachkräftemangel immer deutlicher ab. Der Druck zu mittel- bis langfristigen Weichenstellungen, z. B. für eine nachhaltige Finanzierung der sozialen Pflegeversicherung, steigt erheblich. So kompensiert die mit der Pflegereform von 2021 beschlossene Reduktion der pflegebedingten Eigenanteile in der stationären Pflege nicht die steigende finanzielle Belastung der Pflegebedürftigen durch Tarifentlohnung und Mehrpersonalisierung. Dies hat auch die neue Bundesregierung erkannt; im Koalitionsvertrag werden weitere Maßnahmen zum Absenken des Eigenanteils in Aussicht gestellt. Insofern haben sich die Akteure im Pflegesektor und den anderen Bereichen der Sozial- und Gesundheitswirtschaft weiterhin auf dynamische Veränderungen in den rechtlichen Rahmenbedingungen auf Bundes- und Länderebene einzustellen.
Es ergeben sich kurzfristige betriebliche Anpassungsbedarfe sowie mittel- bis langfristig ein Veränderungsdruck auf die Versorgungsstrukturen. Der Leistungs- und Kostendruck auf die Anbieter steigt tendenziell weiter an. Hinzu kommen andauernde Herausforderungen wie die Sicherung des erforderlichen Personals sowie neue Aspekte wie die Digitalisierung und Fragestellungen der Nachhaltigkeit von Betriebsführung und Immobilienbestand.
Eine Ausweitung der Leistungserbringung und die Sicherung der Markt- und Zukunftsfähigkeit durch eine Anpassung von Angeboten, Einrichtungen und Unternehmensstrukturen setzen eine ausreichende Investitionsfähigkeit voraus. Eine entsprechende Kapitalbereitstellung durch die öffentlichen Haushalte ist unseres Erachtens nicht zu erwarten. Folglich wird der Bedarf der Sozialunternehmen an Kredit- und Kapitalmarktmitteln erwartungsgemäß weiter zunehmen. Dabei verbreitert sich unseres Erachtens die Spanne sowohl der benötigten Finanzierungsvolumina als auch der Finanzierungsinstrumente. Zudem sehen wir bei den Einrichtungsträgern einen vielfältigen Beratungsbedarf bei der strategischen und operativen Umsetzung der komplexen Anforderungen.
Durch die anhaltende Corona-Pandemie waren die einzelnen Leistungsfelder der Sozial- und Gesundheitswirtschaft auch in 2021 in unterschiedlichem Maße u. a. von Auslastungsrückgängen, Personalengpässen sowie Mehraufwendungen für Schutzausstattung und Personal betroffen. Weiterhin wurden die Einrichtungen und Dienste durch vielfältige Maßnahmen der Politik in der Krise gestützt. Aufgrund der dynamischen Entwicklung und der nicht absehbaren Dauer der Krise wurden bestehende Programme modifiziert und Fristen verlängert.
Dennoch blieben die wirtschaftlichen Herausforderungen der Corona-Pandemie für die Anbieter sozialer Dienste weiterhin erheblich. Für das Abfangen negativer wirtschaftlicher Konsequenzen spielen staatliche Hilfs- und Unterstützungsmaßnahmen nach wie vor eine zentrale Rolle. Allerdings leitet weiterhin nur ein kleiner und im bisherigen Pandemieverlauf rückläufiger Teil der Anbieter aus diesen Herausforderungen derzeit eine akute Insolvenzgefahr für die eigene Organisation ab. Im Vergleich zu anderen Branchen hat sich die Sozialwirtschaft im bisherigen Pandemieverlauf insgesamt als resistent erwiesen. Auch nach dem Auslaufen der Schutzmaßnahmen bestehen unseres Erachtens diverse Risiken für die Einrichtungen und Dienste des Sozial- und Gesundheitswesens. So können derzeitige Hilfen Insolvenzen verschieben, die bereits vor der Pandemie drohten.
Für die BFS AG ist die Entwicklung der Rahmenbedingungen in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft wesentlich. Sie steht hier insbesondere mit den Kirchenbanken im Wettbewerb, aber auch mit ökologisch orientierten Banken sowie mit Instituten aus dem Sparkassenbereich und dem genossenschaftlichen Finanzverbund.
Für die BFS Service GmbH gelten die beschriebenen Rahmenbedingungen gleichermaßen, insbesondere für das Beratungsgeschäft. Mit Blick auf das Factoring-Geschäft im Speziellen ist festzuhalten, dass sich das Factoring branchenübergreifend als wichtiger Finanzierungsbaustein für Unternehmen etabliert hat und seit Jahren Zuwächse verzeichnen können. Laut Angaben des Deutschen Factoring-Verbandes konnte das Volumen der angekauften Forderungen im ersten Halbjahr 2021 um 8,6 Prozent auf 146,5 Mrd. EUR gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesteigert werden. Besonders in der Krisensituation sichert es den wirtschaftlichen Erfolg, geprägt durch die stabilisierende Wirkung der sofort zur Verfügung stehenden Liquidität. Diese Marktdaten, die bei den Mitgliedern des Verbandes erhoben wurden, umfassen den gesamten deutschen Factoring-Markt, der insbesondere durch die Branchen Metallerzeugnisse, Maschinenbau, Chemie und Handel geprägt ist.
Für die HDS Haus der Sozialwirtschaft GmbH & Co. KG ist aufgrund ihrer Tätigkeit ausschließlich der Immobilienmarkt Berlin von Relevanz. Die Corona-Pandemie hat bei Unternehmen zu einer Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung und somit zu einer grundsätzlichen Zurückhaltung strategischer Entscheidungen geführt. Der Berliner Büromarkt hat sich in 2021 als stabil bewiesen. Ein deutlich gestiegener Büroflächenumsatz und ein höherer Verbraucherpreisindex führen trotz gestiegener Leerstände im Ergebnis zu leicht steigenden Durchschnittsmieten. Mittelfristig werden hingegen stagnierende Mieten prognostiziert. Eine umfängliche Abwanderung von Büroflächen ins Homeoffice wird weiterhin nicht erwartet.
Der Wohnungsmarkt in Berlin erfuhr mit der Einführung des Mietendeckels einen regulatorischen Eingriff, sodass im Bestandssegment die Wiedervermietungsmieten erstmals seit Jahren leicht rückläufig waren. In 2021 stiegen die Wohnungsmieten langsam an. Der Trend könnte sich in den folgenden Jahren noch leicht als Aufholeffekt verstärken. Weitere Preistreiber sind der fehlende Neubau sowie Zuzug in die Ballungsgebiete. Grundsätzlich bleibt der Wohnungsmarkt stabil und wird tendenziell gestärkt aus der Krise hervorgehen.
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2. Geschäftsverlauf
Die Geschäftsaktivitäten des Konzerns waren im Wesentlichen durch die BFS AG sowie in geringerem Ausmaß durch die BFS Service GmbH geprägt. Die Bilanzsumme des Konzerns beträgt 11.723,4 Mio. EUR, die Bilanzsumme der BFS AG beläuft sich auf 11.709,8 Mio. EUR. Dies ist auf Konzernebene gegenüber dem Vorjahr eine deutliche Steigerung von 23,6 % und auch gegenüber der Prognose ein deutlich höherer Wert. Einerseits resultiert dies aus einem deutlichen Zufluss von Sichteinlagen. Andererseits und in einem größeren Umfang geht dieser Effekt auf einen Zufluss von Refinanzierungsmitteln durch die Europäische Zentralbank gegen Ende des Geschäftsjahres zurück (gezielte längerfristige Refinanzierungsgeschäfte bzw. Targeted Longer-Term Refinancing Operations – im Folgenden TLTRO-III). Aktivisch geht diese Entwicklung mit einer Erhöhung der LZB-Guthaben einher, bei nahezu unverändertem Kreditvolumen und Beständen an Schuldverschreibungen und anderen festverzinslichen Wertpapieren.
Die außerbilanziellen Geschäfte bewegen sich für den Konzern und auch für die BFS AG leicht über dem Niveau des Vorjahres. Bestimmt werden sie durch die Geschäfte der BFS AG: Hierzu zählen Eventualverbindlichkeiten in Höhe von 126,8 Mio. EUR (Vorjahr: 120,2 Mio. EUR), unwiderrufliche Kreditzusagen mit einem Volumen von 579,9 Mio. EUR (Vorjahr: 498,6 Mio. EUR) sowie Derivatepositionen in Höhe von 550,0 Mio. EUR (Vorjahr: 650,0 Mio. EUR) in Form von Plain Vanilla Zinsswaps. Letztgenannte dienen der Aussteuerung des Zinsänderungsrisikos der Bank.
(in Mio. EUR) Konzern 2021 Konzern 2020 Konzern Δ % BFS AG 2021 BFS AG 2020 BFS AG Δ % Bilanzsumme 11.723,4 9.487,8 23,6 % 11.709,8 9.475,8 23,6 % Kundenforderungen 5.113,4 5.099,0 0,3 % 5.104,3 5.092,4 0,2 % Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten 2.749,8 1.178,6 >100 % 2.749,8 1.178,5 >100 % Schuldverschreibungen und andere festverzinsliche Wertpapiere 2.523,2 2.494,4 1,2 % 2.523,2 2.494,4 1,2 % Barreserve 3.762,3 1.578,8 >100 % 3.762,3 1.578,8 >100 % Kundeneinlagen 8.036,0 7.308,4 10,0 % 8.037,3 7.310,5 9,9 % Betriebsergebnis 37,8 45,0 -16,2 % 37,6 44,3 -15,1 % Jahresüberschuss nach Steuern1) 20,1 13,2 52,3 % 20,6 13,0 58,4 % 1) GuV-Posten 1, 3, 4, 5, 7 und 8 abzüglich GuV-Posten 2, 6, 10, 11, 12 und 24 Das Kerngeschäft besteht in der Vergabe langfristiger, grundpfandrechtlich gesicherter Kredite an die Kunden. Daneben bestehen für die Kunden weitere verschiedene Finanzierungslösungen. Während im Geschäftsjahr 2021 zunächst weiterhin Risiken aus der Corona-Pandemie bestanden, sind Teile unserer Kundschaft infolge der wirtschaftlichen Aufholeffekte von deutlich steigenden Baupreisen getroffen worden, wodurch sich der Abruf bereits bewilligter Kredite abgeschwächt hat. Der Bestand des langfristigen Kreditgeschäfts ist dabei um 1,5 % zurückgegangen. Im Gegenzug konnte das kurz- und mittelfristige Kreditgeschäft um 38 % gesteigert werden. Insgesamt wurde damit der Bestand an Kundenforderungen in der BFS AG mit 5.104,3 Mio. EUR nahezu stabil gehalten (+0,2 % gegenüber dem Vorjahr), während der Prognosewert leicht unterschritten wurde.
Der Bestand an Schuldverschreibungen und anderen festverzinslichen Wertpapieren im Konzern hat sich um 1,2 % auf 2.523,2 Mio. EUR erhöht. Diese Titel befinden sich im Bestand der BFS AG.
Die Barreserve im Konzern hat sich deutlich um 138,3 % auf 3.762,3 Mio. EUR erhöht. Die Barreserve besteht zum größten Teil aus Guthaben bei Zentralnotenbanken, insbesondere bei der EZB. Die Einlagen bei der EZB sind zum größten Teil im Geschäftsjahr mit einer negativen Verzinsung von 0,50 % (Einlagenfazilität) belastet. Die Barreserve wird vollständig in der BFS AG gehalten und hat sich infolge deutlicher Zuwächse auf der Passivseite erhöht.
Im Einlagengeschäft mit Kunden, das fast ausschließlich durch die BFS AG bestimmt wird, kommt es zu einem starken Zuwachs um 10,0 % auf 8.036,0 Mio. EUR. Liquiditätsprobleme infolge der Corona-Pandemie konnten bei den Kunden nicht festgestellt werden. Im Gegenteil dauerte auch in 2021 eine deutliche Liquiditätshaltung unserer Kunden an, auch gestützt durch anhaltende Hilfsprogramme von Bund und Ländern. Des Weiteren wurden insbesondere auf Spendenkonten im Zusammenhang mit der Flut- und Hochwasserkatastrophe im Sommer 2021 deutliche Zuwächse verzeichnet.
Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten, die ausschließlich auf die BFS AG entfallen, wachsen deutlich um 133,3 % auf 2.749,8 Mio. EUR. Ursächlich hierfür ist ein Zufluss von 1.500 Mio. EUR aus dem TLTRO-Geschäft gegen Jahresende.
Das Betriebsergebnis des BFS-Konzerns beträgt 37,8 Mio. EUR. Es wird maßgeblich von der Entwicklung der BFS AG bestimmt. In der BFS AG beträgt das Betriebsergebnis 37,6 Mio. EUR und liegt damit 15,1 % unter dem Ergebnis des Vorjahres. Dieses Ergebnis liegt zwar unterhalb der Erwartung der BFS AG, allerdings ist es in Anbetracht der Herausforderungen, die sich aus dem dauerhaft niedrigen Zinsniveau und den Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie ergeben, als ausreichend zu bewerten. In der BFS Service GmbH beläuft sich das Betriebsergebnis auf 7,5 Mio. EUR (Vorjahr 7,5 Mio. EUR).
Der im Geschäftsjahr 2021 erwirtschaftete Jahresüberschuss der BFS AG von 20,6 Mio. EUR (Vorjahr: 13,0 Mio. EUR) liegt insgesamt um 2,4 Mio. EUR über dem Planwert von 18,2 Mio. EUR. Der Jahresüberschuss der BFS AG bestimmt maßgeblich den Jahresüberschuss des Konzerns in Höhe von 20,1 Mio. EUR (Vorjahr 13,2 Mio. EUR); in dieser Größe sind auf der Grundlage des Ergebnisabführungsvertrages die Erträge aus der Gewinnabführung der BFS Service GmbH von rd. 7,5 Mio. EUR enthalten. Der Planwert für den Konzernjahresüberschuss leitet sich aus dem Erwartungswert für die BFS AG korrigiert um Anpassungen für die HDS Haus der Sozialwirtschaft GmbH & Co. KG ab. Die Abweichung zwischen dem Jahresüberschuss und Konzernjahresüberschuss um 0,5 Mio. EUR resultiert nahezu vollständig aus der Konsolidierung der HDS Haus der Sozialwirtschaft GmbH & Co. KG. Sowohl der Konzern als auch die Konzerneinheiten haben angesichts der anspruchsvollen Rahmenbedingungen im Finanzsektor das Geschäftsjahr 2021 zufriedenstellend abgeschlossen.
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3. Vermögens-, Finanz- und Ertragslage
Vermögenslage
Die Konzernbilanzsumme beträgt zum Bilanzstichtag 11.723,4 Mio. EUR.
Die Vermögenslage im Konzern wird auf der Aktivseite vornehmlich bestimmt durch das Kreditgeschäft mit Kunden der BFS AG:
(in Mio. EUR) Konzern 2021 Konzern 2020 Konzern Δ % BFS AG 2021 BFS AG 2020 BFS AG Δ % Barreserve 3.762,3 1.578,8 >100 % 3.762,3 1.578,8 >100 % Schuldverschreibungen und andere festverzinsliche Wertpapiere 2.523,2 2.494,4 1,2 % 2.523,2 2.494,4 1,2 % Forderungen an Kunden 5.113,4 5.099,0 0,3 % 5.104,3 5.092,4 0,2 % Die Barreserve des Konzerns beläuft sich auf 3.762,3 Mio. EUR und ist vollständig der BFS AG zuzuordnen. Hierin enthalten sind neben dem Kassenbestand Guthaben bei Zentralnotenbanken. Der Anstieg der Barreserve der BFS AG um 2.183,5 Mio. EUR bzw. 138,3 % ist auf zwei Treiber zurückzuführen. Zum einen haben sich die Kundeneinlagen entgegen der Erwartung nicht rückläufig entwickelt, sondern sind im Jahresverlauf weiter angestiegen. Des Weiteren hat die BFS AG im Dezember 2021 mit einem Volumen von 1.500 Mio. EUR am TLTRO-III teilgenommen, wodurch sich das Guthaben bei Zentralnotenbanken ebenfalls erhöht hat. Die Einlagen bei der EZB sind zum größten Teil im Geschäftsjahr mit einer negativen Verzinsung von 0,50 % (Einlagenfazilität) belastet.
Die Schuldverschreibungen und andere festverzinsliche Wertpapiere des Konzerns betragen 2.523,2 Mio. EUR und werden durch die Wertpapierbestände der Bank determiniert. Die Wertpapiere sind der Liquiditätsreserve sowie dem Anlagevermögen zugeordnet und dienen der Anlage von Einlagen- und Liquiditätsüberschüssen. Es wird eine risikoaverse Buy-and-Hold-Strategie verfolgt. 1.922,3 Mio. EUR des Bestandes sind Anleihen und Schuldverschreibungen öffentlicher Emittenten. Der Bestand der BFS AG hat sich gegenüber dem Vorjahr um 1,2 % leicht erhöht.
Die Forderungen an Kunden belaufen sich im Konzern auf 5.113,4 Mio. EUR und werden von der BFS AG bestimmt. Für die BFS AG als Spezialkreditinstitut für die Sozial- und Gesundheitswirtschaft bilden Kredite an die stationäre Altenhilfe, das Gesundheitswesen sowie die ambulante/sonstige Altenhilfe weiterhin den Schwerpunkt der Tätigkeit im Bereich Kreditgeschäft. Der Forderungsbestand der BFS AG von 5.104,3 Mio. EUR bewegt sich leicht über dem Niveau des Vorjahres (5.092,4 Mio. EUR). Während bei den kurz- und mittelfristigen Darlehn eine Steigerung um 87,2 Mio. zu verzeichnen war, hat sich der Bestand an langfristigen Darlehen um 75,3 Mio. EUR vermindert. Die Forderungen an Kunden der BFS AG verteilen sich nach Restlaufzeiten bis 5 Jahre auf 1.697,9 Mio. EUR (im Vorjahr 1.733,5 Mio. EUR) und über 5 Jahre auf 2.987,8 Mio. EUR (im Vorjahr 3.156,3 Mio. EUR).
Die Refinanzierungsstruktur im Konzern ist analog zu den Aktiva wesentlich durch die BFS AG geprägt und entfällt hauptsächlich auf Verbindlichkeiten gegenüber Kunden sowie in deutlich geringerem Umfang gegenüber Kreditinstituten:
(in Mio. EUR) Konzern 2021 Konzern 2020 Konzern Δ % BFS AG 2021 BFS AG 2020 BFS AG Δ % Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten 2.749,8 1.178,6 >100 % 2.749,8 1.178,5 >100 % Verbindlichkeiten gegenüber Kunden 8.036,0 7.308,4 10,0 % 8.037,3 7.310,5 9,9 % Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten i. H. v. 2.749,8 Mio. EUR setzen sich zu einem geringen Teil aus täglich fälligen sowie überwiegend aus Verbindlichkeiten mit vereinbarter Laufzeit in der BFS AG zusammen. Hierunter fallen einerseits langfristige Verbindlichkeiten gegenüber Banken der öffentlichen Hand, die mit durchgeleiteten Krediten im Aktivgeschäft in Verbindung stehen. Andererseits sind hier auch die Refinanzierungsmittel aus TLTRO-III enthalten. Letztgenannte sind maßgeblich für das Wachstum von 1.571,3 Mio. EUR bzw. 133,3 % gegenüber dem Vorjahr verantwortlich.
Die Verbindlichkeiten gegenüber Kunden im Konzern erhöhten sich um insgesamt 10,0 % auf 8.036,0 Mio. EUR. Insbesondere bei den Sichteinlagen hat die BFS AG einen überaus starken Zufluss verzeichnen können (+622,1 Mio. EUR auf 6.829,1 Mio. EUR). Für das Jahr 2021 wurde ein leichter Rückgang bei den Sichteinlagen nach den sehr hohen Zuwächsen des Vorjahres erwartet, der sich jedoch nicht eingestellt hat. Der unerwartete Zufluss im Jahresverlauf hat in der Konsequenz zu einem Anstieg der Guthaben bei Zentralnotenbanken geführt.
Das bilanzielle Eigenkapital des Konzerns (inkl. Bilanzgewinn) beträgt zum Bilanzstichtag 606,2 Mio. EUR (Vorjahr: 590,4 Mio. EUR). Das bilanzielle Eigenkapital der BFS AG beläuft sich auf 605,1 Mio. EUR (Vorjahr: 590,4 Mio. EUR). Die BFS Service GmbH hat ein bilanzielles Eigenkapital von 9,5 Mio. EUR, das Eigenkapital der HDS Haus der Sozialwirtschaft GmbH & Co. KG beträgt 29,6 Mio. EUR.
(in Mio. EUR) Konzern 2021 Konzern 2020 Konzern Δ % BFS AG 2021 BFS AG 2020 BFS AG Δ % Gezeichnetes Kapital 36,4 36,3 0,3 % 36,4 36,3 0,3 % Kapitalrücklage 43,4 43,4 0,0 % 43,4 43,4 0,0 % Gewinnrücklage 498,9 494,1 1,0 % 497,4 494,1 0,7 % Bilanzielles Eigenkapital 606,2 590,4 2,7 % 577,1 573,8 0,6 % Zum Bilanzstichtag befinden sich mit 704 eigenen Aktien 1.242 Aktien weniger gegenüber dem Vorjahr zur unmittelbaren Weiterveräußerung im Bestand der Bank, deren Gegenwert i. H. v. 425 TEUR (Vorjahr: 1,2 Mio. EUR) vom Eigenkapital offen abzusetzen ist. Hinsichtlich des Erwerbs eigener Aktien i. S. d. § 160 Abs. 1 Nr. 2 AktG verweisen wir auf die Ausführungen im zusammengefassten Anhang.
Das Kernkapital wurde weiter gestärkt. Aus dem Bilanzgewinn 2020 der BFS AG wurden 2,6 Mio. EUR in die Gewinnrücklagen eingestellt (ohne Berücksichtigung eigener Aktien). Die aufsichtsrechtlichen Eigenmittel des Konzerns (gezeichnetes Kapital, Kapital- und Gewinnrücklagen, Fonds für allgemeine Bankrisiken, nachrangige Verbindlichkeiten) belaufen sich auf 677,5 Mio. EUR (Vorjahr: 679,5 Mio. EUR). Grund für den leichten Rückgang sind auslaufende Nachrangtitel, für die in 2021 keine neuen Emissionen getätigt worden sind. Die Eigenmittel nach Artikel 72 CRR in der BFS AG belaufen sich auf 685,9 Mio. EUR gegenüber 688,0 Mio. EUR im Vorjahr.
Mit der sich daraus ergebenden Ausstattung haben der BFS-Konzern sowie die BFS AG im Berichtsjahr erwartungsgemäß jederzeit die Eigenmittelanforderungen der CRR erfüllt.
Einlagensicherung
Zur Erfüllung von § 1 EinSiG i.V. m. § 1 Abs. 3d Satz 1 KWG gehört die Bank dem BVR-ISG-Sicherungssystem an. Das BVR-ISG Sicherungssystem ist eine Einrichtung der BVR Institutssicherung GmbH, Berlin (BVR-ISG), die als amtlich anerkanntes Einlagensicherungssystem gilt.
Daneben ist unsere Bank der Sicherungseinrichtung des Bundesverbandes der Deutschen Volksbank und Raiffeisenbanken e. V. (BVR-SE) angeschlossen, die aus dem Garantiefonds und dem Garantieverbund besteht. Die BVR-SE ist als zusätzlicher Schutz parallel zum BVR-ISG Sicherungssystem tätig.
Finanz- und Liquiditätslage
Der Gesamtbestand an finanziellen Mitteln im Konzern beträgt zum Bilanzstichtag 3.762,3 Mio. EUR. Ausschlaggebend für den Konzern ist die Finanzlage der BFS AG.
Unter Berücksichtigung des Bestands an verfügbaren finanziellen Mittel zum Bilanzstichtag war die Zahlungsbereitschaft des BFS-Konzerns sowie der BFS AG jederzeit auf täglicher Basis gegeben.
Die Liquiditätsdeckungsquote (LCR) der BFS Gruppe beträgt zum 31.12.2021 170,5 % gegenüber 165,5 % im Vorjahr (BFS AG: 169,2 %; Vorjahr: 165,7 %).
Die Net Stable Funding Ratio (NSFR) der BFS Gruppe beträgt zum 31.12.2021 125,8 % (BFS AG: 126,1 %).
Die Mindestreservebestimmungen wurden gemäß der Vorjahresprognose eingehalten.
Ertragslage
(in T. EUR) Konzern 2021 Konzern 2020 Konzern Δ % BFS AG 2021 BFS AG 2020 BFS AG Δ % Zinsüberschuss1) 129.967,6 130.123,4 -0,1 % 119.941,0 120.458,5 -0,4 % Erträge aus Gewinngemeinschaften und Gewinnabführungs- oder Teilgewinnabführungsverträgen 2,8 47,1 -93,9 % 7.458,2 6.930,4 7,6 % Provisionsüberschuss2) 17.362,7 12.611,3 37,7 % 14.461,3 8.746,2 65,3 % Personalaufwand 54.907,0 50.518,8 8,7 % 49.166,8 45.233,3 8,7 % Andere Verwaltungsaufwendungen 49.895,6 40.616,7 22,8 % 47.292,9 38.195,8 27,7 % Sonstiges Betriebliches Ergebnis3) -4.777,7 -6.609,5 27,7 % -7.788,9 -8.423,0 7,5 % Betriebsergebnis4) 37.752,9 45.036,8 -16,2 % 37.611,9 44.283,0 -15,1 % Ertrag bzw. Aufwand aus Bewertung und Risikovorsorge5) -1.476,2 -15.242,7 >100 % -1.483,1 -15.237,5 >100 % Außerordentliches Ergebnis -618,3 -32,5 >-100 % -618,3 -32,5 <100 % Zuführung zum Fonds für allgemeine Bankrisiken 0,0 0,0 - 0,0 0,0 - Steuern vom Einkommen und vom Ertrag 15.516,6 16.538,1 -6,2 % 14.887,0 15.989,1 -6,9 % Jahresüberschuss 20.141,8 13.223,6 52,3 % 20.623,5 13.023,9 58,4 % 1) GuV-Posten 1 abzüglich GuV-Posten 2 zuzüglich GuV-Posten 3 2) GuV-Posten 5 abzüglich GuV-Posten 6 3) GuV-Posten 8 abzüglich GuV-Posten 7, 11, 12 und 24 4) GuV-Posten 1, 3, 4, 5, 7 und 8 abzüglich GuV-Posten 2, 6, 10, 11, 12 und 24 5) GuV-Posten 14 abzüglich GuV-Posten 13 sowie GuV-Posten 16 abzüglich GuV-Posten 15 Die Ertragslage des Konzerns wird im Wesentlichen durch die BFS AG und die BFS Service GmbH bestimmt. Der Konzernjahresüberschuss beläuft sich auf 20,1 Mio. EUR (Vorjahr: 13,2 Mio. EUR). Der Anstieg gegenüber dem Vorjahr entfällt insbesondere auf die Abnahme des negativen Saldos aus der Bewertung des Kundenkreditgeschäftes. In der BFS AG beträgt der Jahresüberschuss 20,6 Mio. EUR, der 7,6 Mio. EUR bzw. 58,4 % über dem Vorjahreswert liegt. Der Planwert für 2021 wurde um 2,4 Mio. EUR deutlich übertroffen. Gegenüber der Planung zeigt sich insbesondere das Bewertungsergebnis Kredit deutlich verbessert, da ein weiterhin anhaltendes Risiko aus der Corona-Pandemie angenommen worden war, das sich allerdings nicht realisiert hat.
Der Ertragsmix wird deutlich durch das Zinsgeschäft mit Kunden determiniert.
Der Zinsüberschuss des BFS-Konzerns beträgt 130,0 Mio. EUR (Vorjahr: 130,1 Mio. EUR) und wird maßgeblich von der BFS AG bestimmt. In der BFS AG beläuft sich der Zinsüberschuss auf 119,9 Mio. EUR (Vorjahr: 120,5 Mio. EUR). Dieses Ergebnis ist eine leichte Verbesserung gegenüber der Planung und geht insbesondere auf den erhöhten Kreditbestand aus dem Jahresendgeschäft in 2020 zurück. Die Zinserträge resultieren überwiegend aus dem klassischen Finanzierungsgeschäft mit Firmenkunden aus den Kerngeschäftsfeldern, wobei die grundpfandrechtlich gesicherten Kredite dominieren. Das anhaltend niedrige Zinsniveau der letzten Jahre setzt die Banken massiv unter Druck. Einerseits werden Einlagen bei den Zentralbanken, die nicht in das Kunden- oder Wertpapiergeschäft investiert werden können, negativ verzinst und belasten den Zinsertrag. Andererseits gehen immer mehr Banken dazu über, ihrerseits ihren Kunden im Einlagengeschäft Verwahrentgelte in Rechnung zu stellen. Auch die BFS AG veranschlagt Verwahrentgelte, allerdings nur jenseits der eingeräumten Freibeträge. Insofern führten erhöhte Kundeneinlagen zu einem deutlichen Zuwachs bei den Verwahrentgelten. Diese unerwartet erhöhte Liquidität hat durch das nahezu konstante Kreditvolumen und den nahezu unveränderten Bestand an Schuldverschreibungen und Wertpapieren das Guthaben bei den Zentralbanken erhöht. In der Folge haben die gezahlten negativen Zinsen ebenfalls zugenommen. In der BFS Service GmbH ist ein Zinsüberschuss von 10,3 Mio. EUR zu verzeichnen. Er speist sich vornehmlich aus dem Factoring Geschäft und fällt gegenüber dem Vorjahr um 0,6 Mio. EUR (9,7 Mio. EUR) höher aus.
Der Ertrag aus Gewinngemeinschaften und Gewinnabführungs- oder Teilgewinnabführungsverträgen beträgt im Konzern 2,8 TEUR (Vorjahr: 47,1 TEUR). Dieser Wert speist sich aus Erträgen aus dem Finanzvermittlungsportal „sozialfinanz“, die in der BFS Service GmbH entstehen. Diese Erträge sind hinter den Erwartungen zurückgeblieben, was im Wesentlichen auf die deutlich längere Anlaufphase der 2019 gestarteten „sozialfinanz“ zurückzuführen ist. Aufgrund der Corona-Pandemie war es einerseits deutlich aufwendiger, Finanzierungsanfragen bei den Vermittlungspartnern zu platzieren und andererseits konnten die geplanten Kampagnen und Auftritte zur Kundengewinnung nicht durchgeführt werden. Diese Effekte haben auch in 2021 nachgewirkt.
Das Provisionsergebnis des BFS-Konzerns beläuft sich auf 17,4 Mio. EUR; dies entspricht einer Steigerung von 4,8 Mio. EUR bzw. 37,7 % gegenüber dem Vorjahr. Diese Steigerung liegt auch spürbar über den Erwartungen und verdeutlicht das Vorhaben, den Business-Mix zu verbessern und das Provisionsgeschäft gegenüber dem Zinsgeschäft auszubauen. In den Jahresabschlüssen weist lediglich die BFS AG ein Provisionsergebnis aus, das allerdings niedriger ist als der Wert für den Konzern – ursächlich hierfür sind Konsolidierungseffekte auf Konzernebene. Provisionserträge fließen der BFS AG vornehmlich aus dem Zahlungsverkehr, dem Kreditkartengeschäft und dem Wertpapiergeschäft bzw. der Vermögensverwaltung zu. Das Provisionsergebnis der BFS AG beläuft sich auf 14,5 Mio. EUR (Vorjahr: 8,7 Mio. EUR) und liegt damit um ca. 5,8 Mio. EUR über Vorjahr und auch deutlich über der Erwartung. Wesentliche Treiber sind Produktinitiativen im Wertpapiergeschäft sowie Preismaßnahmen im Zahlungsverkehr, die beide Erträge über Plan generieren konnten.
Das sonstige betriebliche Ergebnis des Konzerns beträgt -4,8 Mio. EUR und wird weitestgehend durch die BFS AG sowie die HDS Haus der Sozialwirtschaft GmbH & Co. KG bestimmt. Die BFS AG weist ein sonstiges betriebliches Ergebnis von -7,8 Mio. EUR aus. Gegenüber dem Vorjahr ist dies eine leichte Verbesserung (+ 0,6 Mio. EUR bzw. +7,5 %). Treiber für das negative Ergebnis sind vor allem Abschreibungen auf das Bürogebäude sowie die Betriebs- und Geschäftsausstattung.
Das sonstige betriebliche Ergebnis der BFS Service GmbH vor Konsolidierung bewegt sich mit 4,9 Mio. EUR über dem Niveau des Vorjahres (4,8 Mio. EUR). Das sonstige betriebliche Ergebnis der HDS GmbH & Co. KG beträgt 1,3 Mio. EUR (Vorjahr: 1,3 Mio. EUR) und ergibt sich insbesondere aus Mieterträgen.
Der Personalaufwand des BFS-Konzerns beziffert sich mit 54,9 Mio. EUR nach 50,5 Mio. EUR im Vorjahr. Haupttreiber ist der Personalaufwand der BFS AG, der sich mit einem Wert von 49,2 Mio. EUR um 3,9 Mio. EUR über dem Vorjahr bewegt und aufgrund erhöhter Rückstellungsbildungen leicht über der Erwartung ausfällt. Der Personalaufwand der BFS Service erhöhte sich durch tarifliche Steigerungen von 5,3 Mio. EUR um 0,4 Mio. EUR auf 5,7 Mio. EUR.
Im Konzern beläuft sich der andere Verwaltungsaufwand auf 49,9 Mio. EUR (Vorjahr: 40,6 Mio. EUR). Der andere Verwaltungsaufwand der BFS AG beträgt 47,3 Mio. EUR und übersteigt damit den Vorjahreswert (38,2 Mio. EUR) deutlich. Mit Blick auf die anstehende Migration und die damit verbundenen Ausgaben wurde der Planwert für 2021 deutlich gegenüber Vorjahr erhöht, wobei der Ist-Wert die Erwartung leicht unterschreitet. Der andere Verwaltungsaufwand der BFS Service beträgt 2,1 Mio. EUR und fällt damit um 0,3 Mio. EUR höher aus als im Vorjahr.
Das Bewertungsergebnis des Konzerns beträgt -1,5 Mio. EUR (Vorjahr: -15,2 Mio. EUR). Es wird maßgeblich durch das Bewertungsergebnis der BFS AG bestimmt und hierin vor allem durch das Bewertungsergebnis Kredit. Durch die Corona-Pandemie hatte die BFS bereits für das Geschäftsjahr 2020 deutliche Risiken in den Kreditportfolios erwartet, die allerdings nicht realisiert wurden. Aufgrund der anhaltenden Unsicherheiten wurden auch für das Geschäftsjahr 2021 mögliche künftige Kreditrisiken im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie erwartet. Im Ergebnis fällt in der BFS AG das Bewertungsergebnis in 2021 mit -1,5 Mio. EUR aufgrund der unerwartet positiven Entwicklung der letzten Monate deutlicher besser aus als im Vorjahr (-15,2 Mio. EUR) und auch deutlich besser gegenüber den Erwartungen. Innerhalb des Bewertungsergebnisses wurden Vorkehrungen für künftige Kreditrisiken getroffen; insbesondere wurde bereits die Bildung von Pauschalwertberichtigungen gem. den Vorgaben des IDW RS BFA 7 verarbeitet. Das Bewertungsergebnis der BFS Service GmbH verläuft positiv und beträgt 6,9 TEUR.
Das außerordentliche Ergebnis beträgt im Konzern -618,3 TEUR (Vorjahr: -32,5 TEUR) und wird vollständig durch die Bank bestimmt. In der AG erfolgten Zuführungen zu Rückstellungen im Zusammenhang mit der Migration des Kernbanksystems.
Zusammenfassende Beurteilung des Geschäftsverlaufs und der Lage
Die Geschäfte des BFS-Konzerns sowie der BFS AG haben sich vor dem Hintergrund der finanzwirtschaftlichen Rahmenbedingungen insgesamt zufriedenstellend entwickelt.
Sowohl der Konzern als auch die Bank verfügen vor dem Hintergrund der aufsichtsrechtlichen Anforderungen über eine zufriedenstellende Finanz- und Vermögenslage. Die Anforderungen an das Eigenkapital und die Liquidität wurden jederzeit eingehalten. Die Ertragslage ist vor dem Hintergrund der Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie und mit Blick auf das weiterhin niedrige Zinsumfeld ausreichend. Der Haupttreiber für das sinkende Betriebsergebnis liegt in den planmäßigen Mehraufwendungen im Rahmen der IT-Migration.
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4. Steuerungsgrößen
Finanzielle Leistungsindikatoren
Die zentralen finanziellen Leistungsindikatoren des BFS-Konzerns sind die Verzinsung des eingesetzten Kapitals der Anteilseigner (Return on Equity) und die Eigenkapitalausstattung oberhalb der aufsichtsrechtlichen Mindestquoten (Kernkapitalquote). Ergänzend dient die Cost-Income-Ratio als Maß zur Beurteilung der Produktivität.
Der Return on Equity des Konzerns beträgt zum 31. Dezember 2021 3,3 % und liegt damit über dem Vorjahreswert von 2,2 %. Der Anstieg gegenüber dem Vorjahr entfällt insbesondere auf den gestiegenen Konzernjahresüberschuss. Der Return on Equity der BFS AG liegt mit 3,3 % knapp oberhalb der Erwartung von 3,0 % und übersteigt auch den Vorjahreswert von 2,1 % infolge eines verbesserten Jahresüberschusses. Die Vorjahresprognosewert des Return on Equity auf Ebene der BFS AG wurde damit leicht übertroffen.
Die Kernkapitalquote ermittelt sich als Verhältnis des aufsichtsrechtlichen Kernkapitals zu den gewichteten Risikoaktiva (Gesamtrisikobetrag) nach Artikel 92 Abs. 2b) CRR. Die Kernkapitalquote der Gruppe beträgt 14,0 % (Vorjahr: 14,3 %). Die Kernkapitalquote der BFS AG bewegt sich mit 14,4 % leicht unter dem Vorjahr (14,7 %), da vorgesehene RWA-Optimierungen nicht vollständig realisiert werden konnten und sich in der Folge die RWA erhöht haben. Dadurch ist auch die im Vorjahr getätigte Prognose zur Entwicklung der Kernkapitalquote der Gruppe (leichte Verbesserung infolge einer geplanten Reduktion der Risikoaktiva) nicht eingetreten. Gleichwohl wurde der strategische Zielwert von 13,5 % nicht unterschritten.
Die Cost-Income-Ratio ermittelt sich als Verhältnis des Verwaltungsaufwands zum Rohertrag. Sie beträgt im Konzern zum 31. Dezember 2021 71,1 % gegenüber 63,8 % im Vorjahr. Die BFS AG weist eine Cost-Income-Ratio von 68,0 % auf. Dies stellt insbesondere wegen der spürbar erhöhten Aufwendungen gegenüber dem Vorjahr eine Verschlechterung um 6,7 Prozentpunkte dar. Der Erwartungswert wurde jedoch leicht übertroffen, da gegenüber der Prognose insbesondere die Roherträge höher ausgefallen sind.
Leistungsindikatoren Konzern 2021 Konzern 2020 Konzern Δ % BFS AG 2021 BFS AG 2020 BFS AG Δ % Return-on-Equity (RoE)1) 3,3 % 2,2 % 1,1 % 3,3 % 2,1 % 1,2 % Kernkapitalquote (BFS Gruppe)2) 14,0 % 14,3 % -0,3 % 14,4 % 14,7 % -0,3 % Cost-Income-Ratio (CIR)3) 71,1 % 63,8 % 7,3 % 68,0 % 61,3 % 6,7 % 1) RoE: Quotient aus Jahresüberschuss nach Steuern und Kernkapital 2) Kernkapitalquote: Quotient aus aufsichtsrechtlichem Kernkapital und gewichteten Risikoaktiva 3) CIR: Quotient aus der Summe von Personal- plus anderer Verwaltungsaufwand und dem Rohertrag (Zinsüberschuss, Gewinnabführung, Provisionsüberschuss) Nichtfinanzielle Steuerungskennzahlen
Die finanziellen Leistungsindikatoren werden von nichtfinanziellen Indikatoren flankiert. Hierzu zählen bei der BFS AG und für den Konzern insbesondere Indikatoren aus dem Personal- und Sozialbereich. Steuerungsimpulse ergeben sich anlassbezogen aus Analyse der Entwicklung der Mitarbeiterzahlen. Dem Konzern ist es auch 2021 gelungen, bei steigendem Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte neue Mitarbeiter*innen zu gewinnen. Der BFS Konzern hat die Anzahl der Mitarbeiter*innen um 22 bzw. 3,9 % erhöhen können. Dies erfolgt zudem nahezu paritätisch zwischen Männern und Frauen. Dieser Trend ist insbesondere bei den Führungspositionen mit einem Zuwachs von 6 weiblichen Führungskräften (40,0 %) deutlich, um auch hier langfristig eine Angleichung zu schaffen und das langfristige Ziel zu erreichen
Ergänzend werden der sog. „Pulse Check“ sowie die Erfassung der Kunden-Beschwerden vorgenommen. Bei dem Pulse Check handelt es sich um eine Umfrage unter allen Mitarbeiter*innen des Konzerns zu einer Vielzahl von Themen, bspw. Strategie und Transformation, Migration und Fragen zur persönlichen Situation und zum Arbeitsumfeld. Ziel des Konzerns ist es, die Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen zu ermitteln und diese langfristig zu verbessern. Insbesondere vor dem Hintergrund der aus dem Transformationsprozess und der bevorstehenden Migration heraus sich ergebenen Herausforderungen. Die Identifikation der Mitarbeitenden mit dem Unternehmen und ihr Engagement sowie ihre Innovationskraft stellen den entscheidenden Erfolgsfaktor dar. Nach dem Ergebnis der in 2021 durchgeführten Umfrage hat sich die Zufriedenheit der Mitarbeiter leicht vermindert.
Zudem strebt die BFS AG die langfristige Senkung der Kundenbeschwerden als strategisches Ziel an. Die Anzahl der Kundenbeschwerden hat sich gegenüber dem Vorjahr erhöht.
Darüber hinaus zeigt sich die gute Positionierung im Arbeitgebermarkt anhand der Gewinnung von Nachwuchskräften als Einstiegsmöglichkeit in den Arbeitsmarkt.
III. Nichtfinanzielle Konzernerklärung
Die nichtfinanzielle Konzernerklärung für das Geschäftsjahr 2021 nach §§ 340i Abs. 5, 315b – 315c HGB i. V. m §§ 289c – 289e HGB ist in deutscher Sprache auf der folgenden Internetseite abrufbar: finanzberichte.sozialbank.de.
IV. Prognose-, Chancen- und Risikobericht
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1. Risikomanagementsystem
Zur Überwachung der Risiken verfügt sowohl die BFS AG als auch der BFS Konzern über ein Controlling- und Risikomanagementsystem, das den von der Bankenaufsicht vorgegebenen Anforderungen entspricht. Das Ziel der Risikopolitik und des Risikomanagements der Bank ist die nachhaltige Sicherung der Risikotragfähigkeit und der Solvabilität. Das Risikomanagement erfolgt unter Berücksichtigung der Institutsgruppe (Risikomanagement auf Gruppenebene). Neben der Risikotragfähigkeit ist die Generierung von stabilen Erträgen der wesentliche Faktor, um die Leistungsfähigkeit der Bank zu gewährleisten und die Grundvoraussetzungen für eine ausreichende Eigenmittelbasis zu schaffen. Aus der Kombination von Erträgen und begrenzter Risikoposition wird somit ein möglichst optimales Risiko-Rendite-Profil angestrebt.
Das Gesamtrisikoprofil ergibt sich aus den für die Bank als wesentlich definierten Risikoarten. Das den Risikoarten inhärente Risiko wird nach den speziellen Anforderungen und Methoden der jeweiligen Risikoart gemessen. Im Rahmen einer regelmäßigen Risikoinventur wird das Gesamtrisikoprofil der Bank auf seine Vollständigkeit und Wirksamkeit hin überprüft. Unter Risiko versteht sowohl die BFS AG als auch der Konzern grundsätzlich ungünstige zukünftige Entwicklungen, die sich nachteilig auf die Vermögens-, Ertrags-, Sicherheiten- oder Liquiditätslage der Bank auswirken können.
Das Management der Risiken ist ausgerichtet auf die Umsetzung strategischer Leitlinien, wie sie in der Geschäfts- und Risikostrategie und den aus ihr abgeleiteten Teilstrategien formuliert sind, sowie entsprechender Fachkonzepte und schriftlich fixierter Ordnungen.
Das Risikodeckungspotenzial beschreibt den Betrag, der im Rahmen der Risikotragfähigkeitsrechnung maximal zur Absorption von Risiken zur Verfügung steht. Hieraus wird dann das Gesamtbankrisikolimit abgeleitet, welches diejenige Position beschreibt, welche sowohl die BFS AG als auch der Konzern für ihre wesentlichen Risiken aus strategischer Sicht zur Verfügung stellen möchte.
Die Messung sämtlicher als wesentlich definierter Risiken im Rahmen des Risikotragfähigkeitsreportings erfolgt mindestens quartalsweise. Im Rahmen der Risikotragfähigkeitsberechnung wird sichergestellt, dass die wesentlichen Risiken adäquat gemessen werden, dass die Verfügbarkeit des Risikodeckungspotenzials in angemessenen Abständen überprüft wird und dass die Ermittlung der Risikotragfähigkeit alle erforderlichen Komponenten enthält. Die Einhaltung wird über eine Limitierung der Risiken gesteuert. Innerhalb dieser Limite sorgt eine Ampelsystematik für das frühzeitige Erkennen von ansteigenden Risikowerten. Mindestens quartalsweise werden Stresstests durchgeführt, die die Risikotragfähigkeit in für die Bank außergewöhnlichen, aber plausibel möglichen Extremsituationen messen und beurteilen.
Die Identifikation, die Messung und das Reporting der Risiken sind zentral in der Verantwortung des Geschäftsbereichs Finanzen und Controlling angesiedelt und erfüllen somit die Anforderungen an eine konsequente funktionale Trennung von Risikocontrolling und Markt. Die Risikomessung und -überwachung erfolgt durch die Abteilung Risikocontrolling im Geschäftsbereich Finanzen und Controlling, die für die Berichterstattung an den Vorstand verantwortlich ist. Die Risikoberichterstattung erfolgt in Form von regelmäßigen, mindestens quartalsweisen Reportings an den Vorstand.
Die Finanzindustrie befindet sich derzeit in einem tiefgreifenden, strukturellen Umbruch. Hieraus verschiebt sich der Fokus von den bisher vorrangig behandelten Risiken aus Finanztransaktionen auf die sogenannten Non-Financial-Risks. Hierzu zählen vor allem die Compliance-Risiken im weitesten Sinne, Informationssicherheits-, Reputationsrisiken sowie weitere Risiken, welche im Zusammenhang mit dem operativen Geschäft stehen. Um diese Risiken effizient und transparent identifizieren und managen zu können, erweitert die Bank in der Stabsstelle Compliance & Fraud das aktuelle Compliance-Management-System um ein zentrales Non-Financial-Risk-Management. Durch das Steuern der „Third Party Compliance/Dienstleister-Compliance“, des „Beschwerde-“, „Schadens- und Fehlermanagements“ erfolgt somit ein zentraler Blick auf die Risiken und relevanten Ereignisse zur Sicherstellung eines sicheren Geschäftsablaufs. Neben der Beratungsfunktion durch Compliance stellt dieser –auch über die direkte einheitliche Berichtslinie an den Vorstand – ein angemessenes Agieren sicher.
Die interne Revision erbringt als Teil der Überwachungsaufgabe des Vorstands unabhängige und objektive Prüfungsdienstleistungen, die darauf ausgerichtet sind, Mehrwerte zu schaffen und die Geschäftsprozesse zu verbessern. Sie bewertet mit einem systematischen und zielgerichteten Ansatz die Wirksamkeit und Angemessenheit des Risikomanagements, der Kontrollen und der Führungs- und Überwachungsprozesse. Zusammenfassend sieht die Aufgabe der internen Revision vor, die Funktionsweise und die Einhaltung der Geschäfts- und Steuerungsabläufe der Risikoüberwachungseinheiten zu überprüfen und, soweit notwendig, Handlungserfordernisse aufzuzeigen.
Mit den dargelegten Verfahren und Prozessen verfügt der BFS-Konzern über ein Instrumentarium, das ihm erlaubt, Risiken bewusst und kontrolliert einzugehen. Die konsequente und fortwährende Weiterentwicklung im Bereich der Risikomanagementprozesse, der -methodik und der zugehörigen -instrumente soll auch für die Zukunft gewährleisten, dass negative Entwicklungen in der Risikostruktur erkannt werden und im Risikomanagement entsprechende Maßnahmen und Steuerungsimpulse eingeleitet werden können.
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2. Risikokategorien
Neben allgemeinen Risikofaktoren, die mit allen unternehmerischen Tätigkeiten verbunden sind, bestehen für das Bankgeschäft spezifische Bankgeschäftsrisiken. Sie zeigen sich für den Konzern sowie die BFS AG in Form von Adressenrisiken, Marktpreisrisiken, Liquiditätsrisiken, Erlös- und Absatzrisiken und operationellen Risiken, welche im Rahmen der Risikoinventur als wesentlich eingestuft wurden.
a) Adressrisiken
Das Adressrisiko bezeichnet im Allgemeinen die Gefahr von Verlusten aufgrund von Bonitätsveränderungen. Diese ergeben sich für das Kredit- und Eigengeschäft sowie für die Beteiligungen aus Veränderungen der Bonitätseinstufung, des bonitätsbedingten Spreads oder aus Ausfällen.
Die Organisation des Kreditgeschäfts und die Methoden des Risikomanagements werden laufend optimiert, um dem sich verändernden Marktumfeld und den aufsichtsrechtlichen Anforderungen Rechnung zu tragen. Für eine Kreditentscheidung bedarf es grundsätzlich zweier zustimmender Voten – sowohl ein/eine Mitarbeiter*in aus dem Bereich Markt muss ein zustimmendes Votum abgeben als auch ein/eine Mitarbeiter*in aus dem Bereich Marktfolge. Im Eigengeschäft übernimmt das Treasury den Kontakt zum Wertpapiermarkt (als Bereich Markt) und die Marktfolge ist über die Einräumung von Limiten (inkl. 2. Votum) und die Abwicklung (inkl. Limitprüfung) der Geschäfte am Prozess maßgeblich beteiligt.
Die Ermittlung der Adressrisiken des BFS-Konzerns basiert auf den Einstufungen aller Kreditnehmer nach den Ratingverfahren der CredaRate Solutions GmbH, welche regelmäßig überprüft werden. Für das Eigengeschäft findet die Bonitätseinschätzung je nach Wertpapiertyp über Emittenten- oder Emissionsratings statt. Risikoreduzierend werden für das Kreditgeschäft der BFS AG überwiegend Grundschulden auf Immobilien als Sicherheiten berücksichtigt, wobei die Immobilien in einem regelmäßigen Prozess bewertet werden. Bei Krediten, für die im Prozess der Risikofrüherkennung ein erhöhtes Ausfallrisiko erkannt wurde, wird eine erhöhte Betreuungsintensität betrieben und ggf. eine Wertberichtigung durchgeführt. Zur Begrenzung möglicher Risiken werden Risikokonzentrationen limitiert und in entsprechenden Reportings dargestellt.
Die Messung, Steuerung und Überwachung von Adressrisiken ist in das zentrale Risikomanagementsystem der Bank und somit auch in den Konzern eingebunden. Für das Kreditgeschäft wird in der Software Okular/KRM (CreditRisk+ Ansatz) auf Basis von validierten Ratings, LGDs und weiteren Parametern eine Risikoeinschätzung ermittelt. Für das Eigengeschäft findet die Risikoeinschätzung auf Grundlage der Software Okular/ZIABRIS (Credit Metrics-Ansatzes) in einem barwertigen, martktwertkalibrierten Simulationsmodell statt, das auf Basis von Branchenparametern wie Migrationsmatrizen, LGDs und Spreadverteilungen einen erwarteten und unerwarteten Verlust schätzt. Die ökonomische Risikotragfähigkeit wird zu einem Konfidenzniveau von 99,9 % und einer Haltedauer von einem Jahr berechnet. Das Management der Adressenrisiken wird nach Umfang, Komplexität und Risikogehalt laufend den Erfordernissen angepasst und entsprechend weiterentwickelt. Der Vorstand wird quartalsweise im Rahmen der Risikotragfähigkeit über die Entwicklung der Adressenrisiken unterrichtet.
Das Kundenkreditportfolio des Konzerns weist insgesamt eine granulare Struktur auf. Ein Anteil von 40,8 % des ausgereichten Risikovolumens per 31.12.2021 wird in Einrichtungen der Altenpflege gehalten. Dieser Risikokonzentration begegnet die BFS AG mit ihrer langjährigen Branchen- und Marktkompetenz und mit dem Einsatz sektor- und einrichtungsspezifischer Instrumente zur Risikoabwehr und -prävention (z. B. Standort- und Wettbewerbsanalyse, Früherkennungssystem sowie klar geregelten Kompetenzen im Rahmen der Kreditgewährung und der Problemkreditbearbeitung). Kredite mit akuten Ausfallrisiken sind hinreichend wertberichtigt. Der Umfang der Kredite mit erhöhten latenten Risiken (nach Ratingklassen PD 4,4 % bis 25 %) mit 8,4 % des Risikovolumens des Lebend-Portfolios wird als sehr moderat erachtet – mehr als 30 % der genannten 8,4 % haben dabei eine Ausfallwahrscheinlichkeit von 4,4 %.
Bei akut ausfallgefährdeten Kreditengagements ist das Ausfallrisiko durch EWB-/Rückstellung abzuschirmen. Zur Ermittlung des Ausfallrisikos ist die Inanspruchnahme (falls höher: die – unwiderrufliche – Zusage) den Sicherungswerten unter Realisationsgesichtspunkten gegenüberzustellen. Für den so ermittelten ungesicherten Betrag (Blankoanteil) ist eine Risikovorsorge zu bilden. Die Bewertung der Sicherheiten trägt dem zwingenden bankkaufmännischen Grundsatz Rechnung, dass der Wert der Sicherheiten auch im Verwertungsfall erzielbar sein soll (Grundsatz der verlustfreien Bewertung nach § 252 Absatz 1 Nr. 4 HGB).
Die Veränderungen der finanziellen und sozialpolitischen Rahmenbedingungen in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft, insbesondere die nachlassende öffentliche Förderung und der verstärkte Anbieterwettbewerb, bringen es mit sich, dass für eine fundierte Finanzierungsberatung – insbesondere im Hinblick auf die langfristige Kreditsicherheit – Fachkenntnisse zu den einzelnen Teilbranchen der Sozial- und Gesundheitswirtschaft erforderlich sind. Daher werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BFS Konzerns kontinuierlich zu grundlegenden Fragestellungen und aktuellen Veränderungen in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft geschult und über regelmäßige interne Veröffentlichungen informiert.
Kreditrisikominderung beinhaltet alle Maßnahmen zur Reduzierung der Eintrittswahrscheinlichkeit oder der Höhe von Schadensereignissen im Kreditgeschäft. Bei der Auswahl der Sicherheiten wird im Vorfeld zunächst der administrative Aufwand im Verhältnis zum Nutzen der Kreditrisikominderung geprüft. Sicherheiten, die aus Gründen eines ungünstigen Kosten-Nutzen-Verhältnisses nicht angerechnet werden, bleiben ökonomisch in ihrer Wirkung enthalten, entfalten aber keine entlastende Wirkung für das zu hinterlegende Eigenkapital. Bei der Nutzung von Sicherheiten orientiert sich der Konzern weiterhin an der strikten Erfüllung aufsichtsrechtlich vorgegebener Anforderungen des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht und prüft diese vor Anrechnung. Der Umgang mit Sicherheiten und die Prozesse des Sicherheitenmanagements werden zudem regelmäßig durch die zuständige Fachabteilung der Bank überprüft. Darüber hinaus werden notwendige konzeptionelle Anpassungen und die Integration in die Arbeitsabläufe veranlasst.
Seit Beginn der Pandemie wurden durch mehrere Maßnahmen potenzielle Corona-Effekte einbezogen. So wurden hinsichtlich des Adressenrisikos Analysen der Betroffenheit einzelner Unterportfolien der Sozialwirtschaft durchgeführt. Auf Basis der Erhebung wurden vor Anwendung der Modelle Rating-Shifts auf Teile des Portfolios erhoben, die die Ausfallwahrscheinlichkeit um das ca. Zwei- bis Sechsfache erhöht haben. Während die Methodik zur Unterlegung in Stresstests beibehalten wurde, ist die Betroffenheit der einzelnen Portfolien regelmäßig hinterfragt worden und die Berücksichtigung dieser Corona-Rating-Shifts in der Adressrisikomessung der Risikotragfähigkeit zum Jahresende ausgesetzt worden. In normativer Perspektive wird hier innerhalb des Risikos aus Beteiligungen, das dem Adressenrisiko zugeordnet wird, ein pandemiebedingter negativer Einfluss auf das Beratungs- und Factoring-Geschäft berücksichtigt, der sich negativ auf den Gewinn bzw. die Gewinnabführung der BFS Service auswirkt.
Das Depot A basiert auf einer risikoaversen Buy-and-Hold Strategie, die sich durch einen Anteil im Investment-Grade-Bereich von 100 % ausdrückt.
b) Marktpreisrisiken
Marktpreisrisiken bestehen aufgrund der Möglichkeit, dass sich für die Bewertung von Vermögensgegenständen relevante Preise durch zinsinduzierte Markteinflüsse negativ verändern. Angesichts der Geschäftsstruktur des BFS-Konzerns und der BFS AG beziehen sich die Marktpreisrisiken fast ausschließlich auf sich verändernde Geld- und Kapitalmarktzinsen, denen die eigenen Wertpapierbestände der Bank ausgesetzt sind. Somit ergibt sich eine Risikokonzentration in Form der Abhängigkeit von der Zinsentwicklung, sodass der Aspekt des Zinsänderungsrisikos den Schwerpunkt des Risikomanagements in diesem Bereich darstellt.
Die Wertpapierbestände im Depot A werden unter Zugrundelegung tagesaktueller Zinssätze und Kurse täglich bewertet. Ein Handelsbuch wird im Sinne von Art. 4 Abs. 1. Nr. 86 CRR in Verbindung mit Art. 102 ff. CRR nicht unterhalten.
Das Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch wird im Risikomanagement des Konzerns als Teil der Marktpreisrisiken behandelt und bezeichnet die mögliche negative Abweichung des Zinsüberschusses und zinsinduzierten Bewertungsergebnis vom erwarteten Wert zum Ende des Planungszeitraums. Zudem werden Zinsänderungsrisiken auf Basis einer wertorientierten, d. h. barwertigen Betrachtung ermittelt. Für die Messung der Zinsänderungsrisiken werden ein Value-at-Risk-Ansatz sowie der aufsichtsrechtliche Zinsschock verwendet. Der verwendete Value-at-Risk-Ansatz simuliert das Zinsänderungsrisiko mit einer historischen Simulation auf Basis einer Zinsveränderungshistorie seit dem 01.01.2009 bis heute und weist das simulierte Risiko mit einem Konfidenzniveau von 99,9 % aus. Das Zinsänderungsrisiko wird mittels Limitvorgabe über die ökonomische Risikotragfähigkeit gesteuert. Für alle zinstragenden Positionen werden Barwerte für die zinsbindungsorientierten Cashflows berechnet. Bei Zinspositionen ohne feste Zinsbindung werden Ablauffiktionen unterstellt, die einer regelmäßigen Überprüfung und Anpassung unterliegen. Durch die Simulation von Marktszenarien und die Neubewertung der Positionen wird die Barwertänderung abgeleitet.
Eigenhandelsgeschäfte werden nur im Rahmen klar definierter Kompetenzregelungen insbesondere unter Beachtung der Vorschriften für Nicht-Handelsbuchinstitute getätigt. Die Absicherung von Marktpreisrisiken erfolgt ausschließlich über Zinsderivate in Form von Zinsswaps. Optionsgeschäfte werden mit Ausnahme der im Kreditgeschäft enthaltenen Sondertilgungs- und -kündigungsrechte nicht getätigt. Die Messung, Steuerung und Überwachung von Marktpreisrisiken ist in das zentrale Risikomanagement der Bank eingebunden, sodass ständig alle wesentlichen Risiken beobachtet werden, die durch die zinsbedingten Veränderungen von Marktpreisen ausgelöst werden können. Entsprechend den Veränderungen des Umfangs, der Komplexität und des Risikogehalts der Handelsgeschäfte wird deren Überwachung laufend angepasst.
Darüber hinaus bestehen auf Basis des aktuellen Geschäftsmodells weder Währungs- noch sonstige wesentliche Marktpreisrisiken.
Die Marktpreisrisiken liegen derzeit im Rahmen der geschäftspolitischen Zielsetzung und der bankindividuellen Risikotragfähigkeit.
c) Operationelle Risiken
Operationelle Risiken beschreiben übergreifend die Gefahr von Verlusten, die infolge der Unangemessenheit oder des Versagens von internen Verfahren und Systemen, Menschen oder infolge externer Ereignisse eintreten. Hierunter fallen z. B.:
- Risiken aus Verstößen gegen gesetzliche oder aufsichtsrechtliche Vorgaben und Rechtsprechung (Regulatorisches Risiko, Rechtsrisiko)
- Risiken in Bezug auf Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung und sonstige strafbare Handlungen
- Risiken der Informationssicherheit (Verfügbarkeit, Vertraulichkeit, Integrität/Authentizität)
- Datenschutzrisiken
- Personalrisiken
- Prozess- und Projektrisiken
- Infrastrukturrisiken/Sachschäden
- Auslagerungs- und Vertragsrisiken
- Reputationsrisiken
Zur Umsetzung einheitlicher Vorgehensweisen und Bewertungsmaßstäbe hat die Bank ein übergreifendes Non-Financial-Risk(NFR)-Management mit einer einheitlichen Risikobewertungsmatrix eingeführt.
Die hierzu definierten NFR-Risikokategorien gliedern sich wie folgt:
NFR-RISIKOBAUM BFS
- Compliancerisiko
- Regulatorisches Compliancerisiko
- Geldwäscherisiko
- Rechtsrisiko
- Risiko durch sonstige strafbare Handlungen (Fraudrisiko)
- Unbefugte Handlungen durch Mitarbeiter
- Diebstahl/Betrug durch Mitarbeiter
- Strafbare Handlungen durch Externe
- Informationsrisiko
- Informationssicherheitsrisiko
- Geschäftsfortführungsrisiko
- Datenschutzrisiko
- Personalrisiko
- Quantitatives Personalrisiko
- Qualitatives Personalrisiko
- Arbeitsumfeldrisiko
- Sozialrisiko
- Prozessrisiko
- Unzureichende Prozesse/Anweisungen
- Prozesssteuerungsrisiken
- Projektrisiko
- Projektplanungsrisiko
- Projektumsetzungsrisiko
- Modellrisiko
- Infrastrukturrisiko
- Fremdbezugsrisiko
Zur externen Vergleichbarkeit der Schadensfalldatenbank ist jede NFR-Risikokategorie einer der 7 Verlustkategorien nach Definition des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht (Basel II) zugeschlüsselt:
- Risiken aus internen betrügerischen Handlungen
- Risiken aus externen betrügerischen Handlungen
- Risiken aus Beschäftigungspraxis und Arbeitsplatzsicherheit
- Risiken aus Kunden, Produkten und Geschäftsgepflogenheiten
- Risiken aus Sachschäden
- Risiken aus Geschäftsunterbrechungen und Systemausfällen
- Risiken aus Abwicklung, Vertrieb und Prozessmanagement
Das interne Kontrollsystem der Bank ist darauf ausgelegt, operationelle Risiken zu identifizieren und so weit wie möglich zu begrenzen. Versicherbare Gefahrenpotenziale sind durch Versicherungsverträge in banküblichem Umfang abgesichert.
Für die Identifizierung und Bewertung von operationellen Risiken sowie die Koordination von Entwicklung und Implementierung risikoreduzierender Maßnahmen nutzt die Bank u. a. die folgenden Verfahren und Prozesse:
- Periodische Durchführung von Risk Assessments (OpRisk)
- Kontinuierliche Erfassung und Auswertung von OpRisk-Ereignissen (Risiken/Schäden)
- Führung und regelmäßige Aktualisierung eines Legal Inventory
- Koordination und Überwachung von Risk & Control Assessments
- Anlassbezogene/Ad-hoc Risk & Control Assessments (z.B. aufgrund neuer Produkte, bei Veränderungen in der Aufbau- und Ablauforganisation sowie sonstigen risikorelevanten Erkenntnissen)
- Periodische Risk & Control Assessments
- Führen von Risiko-Kontroll-Matrizen
- Überwachung der Behebung von Kontrolllücken und Kontrollschwächen
- Durchführung von Kontrollaktivitäten
- Periodische sowie anlassbezogene/Ad hoc-Berichterstattung an den Vorstand/Aufsichtsrat
Die operationellen Risiken werden im Rahmen der Risikotragfähigkeitsberechnung mit Risikodeckungspotenzial unterlegt und im Rahmen des Risikomanagementprozesses gesteuert.
Die Messung, Steuerung und Überwachung von operationellen Risiken ist in das zentrale Risikomanagementsystem der Bank und somit auch in den Konzern eingebunden, sodass ständig alle wesentlichen Risiken beobachtet werden, die durch die Gefahr von Verlusten, die infolge der Unangemessenheit oder des Versagens von internen Verfahren und Systemen, Menschen oder infolge externer Ereignisse eintreten können. Der Vorstand wird quartalsweise im Rahmen der Risikotragfähigkeit über die Entwicklung der operationellen Risiken unterrichtet. Die ökonomische Berücksichtigung erfolgt über den aufsichtlichen Basisindikatoransatz, während in der normativen Perspektive entsprechende Annahmen in die adversen Szenarien einfließen.
Durch die Ausbreitung des Corona-Virus resultieren vor dem Hintergrund des potenziellen Ausfalls von Mitarbeiter*innen innerhalb des Unternehmens oder bei externen Dienstleister*innen für die BFS AG Risiken in Bezug auf die Gewährleistung von (zeit-)kritischen Prozessen im Zahlungsverkehr, dem Wertpapiergeschäft, der Liquiditätssteuerung und allen anderen Prozessen zur Aufrechterhaltung der Geschäftstätigkeit. Relevante Beeinträchtigungen ergaben sich im letzten Jahr nicht. Der im März 2020 ausgerufene Notfallmodus wurde auch in 2021 aufrechterhalten. Im Zuge des Notfallmodus tagte der Notfallstab jede Woche und konnte so die notwendigen Anpassungen definieren und umsetzen. Das mobile Arbeiten hat sich gut etabliert, die Quote lag in 2021 durchschnittlich bei 60 %. Vor Ort haben wir wirksame Hygienekonzepte umgesetzt, sodass auch ein angemessenes Vor-Ort-Arbeiten möglich war. Interne Besprechungen sowie Gespräche mit Kund*innen und Dienstleister*innen finden weiterhin weitestgehend digital statt. Hierfür wurde bereits eine hohe Anzahl von Mitarbeiter*innen mit entsprechender Hardware und mobilen Telefonen ausgestattet. Diese deutliche Zunahme von mobilen IT-Systemen und bankfremder IT, die eingesetzt wird, um allen Mitarbeiter*innen das mobile Arbeiten zu ermöglichen, sowie die Einführung von Applikationen zum mobilen Arbeiten (z. B. Videotelefonie), stellen die Informationssicherheit vor neue Herausforderungen. Die Risikolage für die Informationssicherheit hat sich mit der Corona-Pandemie erhöht. Nichtsdestotrotz ist durch diese Maßnahmen ein aus unserer Sicht angemessener Geschäftsbetrieb sichergestellt. Insgesamt gab es wenige positive Corona-Fälle in der Belegschaft, welche jedoch aufgrund der Maßnahmen nicht zu weiteren internen Ansteckungen führten und auch zu keinen Beeinträchtigungen des Geschäftsbetriebes geführt haben.
d) Liquiditätsrisiken
Das durch eine unzureichende Liquiditätsausstattung auftretende Risiko, eingegangene Auszahlungsverpflichtungen nicht erfüllen zu können, wird als Liquiditätsrisiko bezeichnet. Zu unterscheiden ist das dispositive Liquiditätsrisiko, das die kurzfristige Liquiditätssteuerung des Konzerns widerspiegelt, vom strukturellen Liquiditätsrisiko, das die mittel- bis langfristige Liquiditätsplanung abbildet.
Die Sicherstellung der jederzeitigen Zahlungsfähigkeit erfolgt im Treasury. Eine Begrenzung des Risikos erfolgt über eine laufende Überwachung der Kreditlinienauslastung, die Überwachung von Einlagenkonzentrationen sowie die Berücksichtigung weiterer Kennzahlen auf Basis von Ablauffiktionen und Kennzahlen wie Liquidity-at-Risk (LaR). Flankiert wird dies durch adäquates Maßnahmenmanagement, einer jederzeit ausreichende Liquiditätsreserve sowie eine jährliche und anlassbezogene Überprüfung der (potenziellen) Refinanzierungsinstrumente.
Die Messung, Steuerung und Überwachung von Liquiditätsrisiken ist in das zentrale Risikomanagementsystem der BFS AG eingebunden, sodass ständig alle wesentlichen Risiken beobachtet werden, die durch die Veränderung der Liquiditätssituation der Bank und des Marktes ausgelöst werden können. Das Management der Liquiditätsrisiken wird nach Umfang, Komplexität und Risikogehalt ihrer Geschäftsaktivitäten laufend den Erfordernissen angepasst und entsprechend weiterentwickelt. Hierbei trägt der Vorstand die Gesamtverantwortung für die Liquiditätsrisiken der Bank und gibt die Methoden zur Messung und Steuerung von Liquiditätsrisiken vor. Er strukturiert zudem das Vorgehen der Bank, um die laufende Überprüfung sicherzustellen, inwieweit das Kreditinstitut ständig in der Lage ist, einen auftretenden Liquiditätsbedarf zu decken.
Zur Quantifizierung der strukturellen Liquidität werden verschiedene Einflussfaktoren auf die Risikocashflows berücksichtigt. Hierzu zählt die Inanspruchnahme variabler Aktivprodukte sowie Kapitalablaufprofile von Passivprodukten. Für die ökonomische Sichtweise der Risikotragfähigkeit werden die Ablaufprofile auf Basis eines Konfidenzniveaus von 99,9 % abgeleitet.
Es erfolgt eine regelmäßige Überwachung der aufsichtsrechtlichen Liquiditätsanforderungen mit festgelegten internen Untergrenzen. Die Sicherstellung der jederzeitigen Zahlungsfähigkeit der Bank erfolgt auf Basis einer integrierten Liquiditäts- und Finanzplanung. Hierbei werden sowohl vertraglich determinierte als auch geplante bzw. erwartbare Zahlungsströme berücksichtigt.
Die gesamte Liquidität des Konzerns sowie der Bank wird gesteuert, um die jederzeitige Zahlungsfähigkeit bei gleichzeitig ausreichender Versorgung der Geschäftsbereiche mit Liquidität und unter strikter Berücksichtigung aufsichtsrechtlicher Bestimmungen zu gewährleisten. Weitere Zielsetzungen sind der betriebswirtschaftlich sinnvolle Einsatz vorhandener Mittel sowie die kostengünstige und diversifizierte Aufnahme liquider Mittel. Das Reporting über eingegangene Liquiditätsrisiken bildet die Basis für den Vorstand zur Beurteilung der Einhaltung der Leitlinien und Vorgaben sowie der aktuellen Liquiditätssituation. Durch ausreichende Liquiditätsvorsorge und eine ganzheitliche Steuerung der täglichen Disposition der Zahlungsströme wird aktiv dem Auftreten liquiditätsbedingter Engpässe vorgebeugt. Darüber hinaus wird sichergestellt, dass die strategischen Vorgaben bestimmter Liquiditätskennziffern, wie der LCR und NSFR, nicht verletzt werden.
Für die Kennzahlen gelten folgende strategische Rahmenbedingungen:
LCR:
Die LCR (Liquidity Coverage Ratio) wird gemäß den Vorgaben der CRR und der delegierten EU-Verordnung 2015/61 berechnet. Für die LCR gilt ein Interaktionsrahmen von mindestens 110 %. Angestrebt wird im Rahmen der Steuerung grundsätzlich ein Niveau von über 120 %, das auch im Risikoreporting eine Gelbschwelle darstellt. Das interne Limit liegt bei 110 %. Der Notfallprozess gemäß der Abteilung Meldewesen wird ausgelöst, wenn die Kennzahl an drei aufeinanderfolgenden Geschäftstagen unter 120 % oder an einem Geschäftstag unter 100 % liegt. Der Notfallprozess gemäß der Abteilung Risikocontrolling wird ausgelöst, wenn die Kennzahl im monatlichen Reporting unter 110 % liegt.
NSFR:
Die NSFR (Net Stable Funding Ratio) wird gemäß den Vorgaben der CRR und der delegierten EU-Verordnung 2019/876 berechnet. Für die NSFR gilt ein Interaktionsrahmen von mindestens 105 %. Angestrebt wird im Rahmen der Steuerung grundsätzlich ein Niveau von über 110 %, das auch im Risiko-Reporting eine Gelbschwelle darstellt. Das interne Limit liegt bei 105 %. Der Notfallprozess gemäß der Abteilung Meldewesen wird ausgelöst, wenn die Kennzahl an drei aufeinanderfolgenden Geschäftstagen unter 105 % oder an einem Geschäftstag unter 100 % liegt. Der Notfallprozess gemäß der Abteilung Risikocontrolling wird ausgelöst, wenn die Kennzahl im monatlichen Reporting unter 105 % liegt.
Die Kundeneinlagen dienen als Hauptrefinanzierungsquelle der Bank. Per 31.12.2021 betragen sie rund 68,7 % der gesamten Funding-Struktur. Dabei entfällt ein Anteil von 67,0 % auf Kundeneinlagen mit einer Laufzeit von unter einem Jahr. Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten stellen den zweiten wesentlichen Teil des aktuellen Funding-Mix dar. Ihr Anteil liegt bei rund 23,5 %. Die übrige Refinanzierungsstruktur teilt sich auf in Treuhandkredite (1,2 %), Genussrechte und nachrangige Verbindlichkeiten (0,7 %), Eigenkapital (4,9 %) sowie übrige Passiva (1,0 %).
Negative Corona-Effekte auf das Liquiditätsrisiko konnten nicht identifiziert werden. Die derzeit bestehende Liquiditätssituation, wie auch simulierte Stresstestannahmen zur weiteren Entwicklung, bieten keinen Anlass zur Annahme, dass sich diese Einschätzung im weiteren Pandemieverlauf absehbar ändern könnte.
e) Erlös- und Absatzrisiken
Sämtliche Ereignisse und Entwicklungen, die sich auf das künftig zu generierende Neugeschäft sowohl im Kredit- und Einlagen- als auch im Kundenwertpapierbereich auswirken, werden als Erlös- und Absatzrisiken definiert. Ein verändertes Verhalten konkurrierender Banken in der Zinspolitik oder eine Krise in der Sozialwirtschaft, die sich auf die Kreditnachfrage auswirkt, können beispielhaft als Erlös- und Absatzrisiken genannt werden.
Die Messung, Steuerung und Überwachung von Erlös- und Absatzrisiken ist in das zentrale Risikomanagementsystem der Bank und somit auch in den Konzern eingebunden, sodass ständig alle wesentlichen Risiken beobachtet werden, die durch die Veränderung des Marktes ausgelöst werden können. Das Management der Erlös- und Absatzrisiken wird nach Umfang, Komplexität und Risikogehalt laufend den Erfordernissen angepasst und entsprechend weiterentwickelt. Der Vorstand wird quartalsweise im Rahmen der Risikotragfähigkeit über die Entwicklung der Erlös- und Absatzrisiken unterrichtet. Zur Quantifizierung der Erlös- und Absatzrisiken wird in der normativen Perspektive von Margeneinengungen im Neugeschäft wie auch von Provisionsertragseinbußen ausgegangen. Aufgrund der Fokussierung auf die Stichtagsbetrachtung in der ökonomischen Sichtweise werden keine Bestandsveränderungen angenommen. Vor diesem Hintergrund werden keine Erlös- und Absatzrisiken in der ökonomischen Risikotragfähigkeit berücksichtigt.
Der Einfluss der Corona-Pandemie auf das Erlös- und Absatzrisiko hat grundsätzlich einen von der Planung abhängigen Charakter, da das Risiko vor allem auf relativen Abweichungen aus Neugeschäftsannahmen basiert. Der bisherige Pandemieverlauf zeigte keinen signifikanten Einfluss.
f) Risikokonzentrationen
Risikokonzentrationen sind Positionen, deren Umfang und Bedeutung geeignet sein könnten, über das erwartete Maß hinaus Verluste zu produzieren oder Erträge zu schmälern. Diese Positionen würden somit einen erhöhten Kapitalbedarf erfordern. Die Identifikation, Beurteilung und Messung, Steuerung und Überwachung von Risikokonzentrationen erfolgt in einem institutionalisierten Prozess. Gewisse Intra- und Inter-Risikokonzentrationen basieren auf geschäftsstrategischen Vorgaben und werden damit bewusst eingegangen. Mögliche Zusammenhänge zwischen Risikotreibern werden zum einen durch Verzicht auf Diversifikationseffekte wie auch durch flankierende Stresstestannahmen mit Fokus auf Risikokonzentrationen flankiert.
Die Risikotragfähigkeit geht somit von einer Interrisikokorrelation von 1 aus. Die Risiken werden zunächst auf Ebene der einzelnen Risikoart quantifiziert und diese berechneten Risikowerte durch Addition zum Gesamtrisiko der BFS aggregiert. Dieses Vorgehen gilt als sehr konservativ, da z. B. der VaR im Adressrisiko und der VaR im Zinsänderungsrisiko gleichzeitig schlagend werden. Intrakorrelationen werden in der Risikoart Adressrisiko genutzt, soweit sie modellseitig benötigt werden, um Abhängigkeiten zwischen den Kunden im Kundengeschäft und zwischen Marktpartnern im Eigengeschäft zu berücksichtigen.
Risikokonzentrationen ergeben sich grundsätzlich im Wesentlichen aus einem Fokus auf den Kundensektor Sozialwirtschaft, einem Fokus auf den deutschen Bundes(-länder)-Anleihen-Markt und den deutschen Zinsmarkt. Sämtliche im Rahmen der Risikoinventur identifizierte Risikokonzentrationen werden über Stresstests berücksichtigt. Flankiert werden diese Berechnungen mit verschiedenen Limitierungen für die jeweiligen Teilportfolien im Kundengeschäft bis hin zu einem Monitoring auf Einzelkundenbasis im Aktiv- und Passivgeschäft.
g) Risikotragfähigkeitskonzept
Für das Gesamtrisikoprofil stellen der Konzern sowie die BFS AG jederzeit sicher, dass die als wesentlich klassifizierten Risiken durch das verfügbare Risikodeckungspotenzial gedeckt sind und dadurch die Risikotragfähigkeit gegeben ist. Hierbei wird eine normative Perspektive von einer ökonomisch barwertigen Betrachtung unterschieden.
Die grundsätzlichen Steuerungselemente für die beiden Steuerungskreise sind hierbei:
- Festlegung des verfügbaren Risikodeckungspotenzials,
- Messung und Aggregation der Risiken,
- Festlegung der Limite,
- vierteljährliches Reporting
- und Ad-hoc-Berichterstattung.
Das RDP in der normativen Perspektive: Das Risikodeckungspotenzial (RDP) in der normativen Perspektive entspricht weitgehend den regulatorischen Eigenmitteln. Die anrechenbaren Eigenmittel nach CRR Art. 72 setzen sich aus hartem Kernkapital (CET1), dem zusätzlichen Kernkapital (AT1) und dem Ergänzungskapital (T2) zusammen. Neben den regulatorischen Eigenmitteln existieren auch weitere Kapitalbestandteile, insofern diese zur Abdeckung von Kapitalanforderungen anerkannt werden. Hierzu gehören Reserven nach § 340f, § 340g HGB.
Die Steuerungskreise verfolgen dabei unterschiedliche Zielsetzungen der Risikoabsicherung. Während der Steuerungskreis der normativen Perspektive auf die Absicherung der aufsichtsrechtlichen Mindestkapitalquoten unter Berücksichtigung adverser Szenarien abzielt, verfolgt der ökonomische Steuerungskreis das Ziel, im Falle einer Liquidation des Unternehmens allen Zahlungsverpflichtungen gerecht werden zu können. Dazu werden spezifische Risikoszenarien definiert. Für die ökonomische Perspektive werden nach Möglichkeit die einzelnen Risiken der Bank nach dem VaR berechnet und zum Gesamtrisiko aggregiert. Diese Risiken stellen die potenziell maximalen Verluste dar, die bei einer definierten Haltedauer und einem festgelegten Konfidenzniveau nicht überschritten werden.
Im Folgenden werden die Risikowerte zum 31.12.2021 dargestellt:
Zum 30.09.2021 wurde die bisherige periodische Perspektive (analog des Annex des BaFin-Leitfadens zur Risikotragfähigkeit) final durch die normative Perspektive ersetzt. Basierend auf der aktuellen Kapitalplanung wurde das adverse Szenario zur normativen Perspektive unter Berücksichtigung aktueller makroökonomischer Herausforderungen im Rahmen der Pandemie und inflationären Tendenzen mit Einfluss auf ein für die BFS herausforderndes Zinsumfeld angepasst. Aktuelle regulatorische Anforderungen wie Erhöhung des antizyklischen Kapitalpuffers wie auch Anpassungen im Rahmen des SREP-Bescheids werden im Szenario bzw. in entsprechenden Ableitungen der Ampelsystematik berücksichtigt. Zum 31.12.2021 werden auch im Rahmen eines adversen Szenarios über drei Jahre hinweg alle aufsichtsrechtlichen Kennzahlen eingehalten. Das Jahresergebnis vor Steuern ist innerhalb des definierten Szenarios für 2022 und 2023 negativ. Die Kernkapitalquote geht im adversen Szenario von 14,0 % auf 11,7 % zum 31.12.2024 zurück bzw. im Vergleich zum Plan zum 31.12.2024 von 13,7 % auf 11,7 %. Geplante Dividendenausschüttungen wurden dabei weiterhin in Abzug gebracht. Die intern definierte gelbe Ampelschwelle von 11,25 % wird über das gesamte Szenario hinweg nicht unterschritten.
In der ökonomischen Sichtweise wurde eine Weiterentwicklung der barwertnahen Methode vorgenommen. Bisher über Kapitalbestandteile hergeleitete Elemente des Risikodeckungspotenzials wurden weitestgehend durch barwertige Komponenten ersetzt. Hinsichtlich der Risikorechnung wird die ökonomische Perspektive weiterhin auf einem Konfidenzniveau von 99,9 % kalibriert. Während gegenüber dem Vorjahr keine neuen Risiken in die Risikorechnung aufgenommen wurden, kam es innerhalb der bestehenden Risiken zu einer Umklassifizierung des Credit-Spread-Risikos des Eigengeschäfts von einer Zuordnung zum Marktpreisrisiko hin zu einer Berücksichtigung im Adressenrisiko. Hintergrund waren hier u.a. auch die Einführung des Kreditportfoliomodells der ParcIT mit Q1 Reporting, dass eine in sich noch konsistentere Berücksichtigung von Migrations- und Credit-Spread-Risiko ermöglicht.
Konzern-/Gruppensichtweise Ökonomische Sichtweise 31.12.2021 31.12.2020 MEUR Limit Risikodeckungspotenzial 813,0 687,5 Adressenrisiko 115,0 180,0 72,1 Marktpreisrisiko 87,9 175,0 98,4 Liquiditätsrisiko 10,2 70,0 – Operationelles Risiko 22,6 35,0 22,6 Gesamtrisiko 235,7 460,0 193,1 Tabellarische Abbildung ökonomische Perspektive
Wesentliche Veränderungen ergeben sich aus den genannten methodischen und technischen Umstellungen, die insgesamt die Vergleichbarkeit zu Vorjahreszahlen erschweren. Der Anstieg im Adressenrisiko entspricht annährend der Veränderung von Q4 2020 auf Q1 2021 zur Umstellung auf das Kreditportfoliomodell der ParcIT. Die Erhöhung des Risikodeckungspotenzials resultiert aus der dargestellten methodischen Veränderung von einer barwertnahen hin zu einer barwertigen Methodik. In Ergänzung dazu konnte der barwertige anfallende Verwaltungsaufwand genauer abgegrenzt werden, der im Jahresvergleich eine geringere Abzugsposition von 130,4 Mio. EUR ausmacht. Die Darstellung des Marktpreisrisikos enthielt im Vorjahr im Wert noch das Credit-Spread-Risiko, das jetzt dem Adressenrisiko zugeordnet wird. In der Darstellung ohne Credit-Spread-Risiko kam es im Jahresverlauf zu einem Anstieg im Marktpreisrisiko von 56,2 Mio. EUR auf 87,9 Mio. EUR. Hintergrund ist ein Rückgang an Sichteinlagen im Jahresvergleich, eine zum Teil kürzere Parametrisierung in den Zinsablauffiktionen sowie vor allem anderen Zukäufe von Wertpapieren ins Depot A.
h) Zusammenfassende Risikoeinschätzung
Das transparente und konservative Geschäftsmodell des Konzerns sowie der BFS AG führt, gekoppelt mit der weiterhin gegebenen Ertragskraft der Bank, zu einer aktuell wie auch zukünftig auskömmlichen Risikotragfähigkeit sowohl im Hinblick auf die normative Perspektive als auch auf die ökonomische Sichtweise, die eine Einhaltung der Vorgaben und Grenzwerte zu den Kapitalquoten sowie der Zinsänderungsrisiken und der Liquiditätslage voraussetzt.
Die Risikotragfähigkeit (RTF) war im Geschäftsjahr 2021 aufgrund der laufenden Ertragskraft und der Vermögens-/Substanzsituation des Konzerns sowie der Bank jederzeit gegeben. Die dargestellten Risiken werden entsprechend unserer RTF-Rechnung die künftige Ausrichtung bzw. Entwicklung der Bank nicht wesentlich beeinträchtigen. Bestandsgefährdende Risiken sind nach der RTF-Rechnung und den weiteren Erkenntnissen aus unserem Management nicht erkennbar. Die Entwicklung der Corona-Situation wird weiterhin einem engen Monitoring unterzogen.
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3. Prognose- und Chancenbericht des Geschäftsverlaufs
Das Jahr 2021 stand wie das Jahr zuvor unter den herausfordernden Rahmenbedingungen der Corona-Pandemie. Zu Jahresbeginn herrschten insbesondere noch die Ungewissheiten vor, welche negativen Risiken sich aus der Pandemie für die wirtschaftliche Entwicklung und für die Kreditbücher der Banken ergeben könnten. Die Versorgung der Bevölkerung mit Impfstoffen ging ab dem Frühjahr allerdings mit einer spürbaren wirtschaftlichen Vitalisierung einher: In vielen Branchen trafen Nachfrageschübe auf reduzierte Kapazitäten und sorgten beispielsweise gerade in der Baubranche für stark ansteigende Preise bis hin zu Versorgungsschwierigkeiten mit Baumaterialien. Vor diesem Hintergrund hat sich die Planbarkeit von Bauvorhaben auch bei einigen unserer Kunden erschwert, sodass sich das geplante Wachstum im langfristigen Kreditgeschäft des BFS Konzerns nicht realisieren ließ. Es ist nicht auszuschließen, dass diese Herausforderungen und damit verbundene Risiken auch in das Jahr 2022 hineinwirken könnten, wenn auch Entspannungen an den Märkten sichtbar geworden sind. In den Prognosen und Annahmen der Bundesregierung finden die voraussichtlich erheblichen negativen Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf die deutsche Wirtschaft noch keine Berücksichtigung und entsprechend der fehlenden Spezifizierbarkeit auch nicht in der Planung. Aufgrund der merklich gestiegenen Unsicherheit erhöhen sich die Energiepreise sprunghaft, der Inflationsdruck nimmt zu und die reale Kaufkraft wird gesenkt. Auch die Sanktionen gegen Russland haben negative Auswirkungen auf die Konjunkturentwicklung in Deutschland. Bei einer weiteren Eskalation des Konfliktes ist auch eine Rezession nicht auszuschließen. Die im Koalitionsvertrag skizzierten finanz- und wirtschaftspolitischen Maßnahmen der neuen Bundesregierung dürften nach Einschätzung der Bundesbank sowohl den Wirtschaftsaufschwung als auch den Preisanstieg tendenziell stärken.
Weiterhin sieht sich die gesamte Bankenbranche den negativen Auswirkungen des Niedrig- bzw. Negativzinsumfeldes ausgesetzt. Aus dem Kreditbestand wachsen zusehends ältere Engagements heraus, die nur zu in Teilen deutlich niedrigeren Zinsen verlängert oder ersetzt werden können. Diese Entwicklung übt seit vielen Jahren massiven Druck auf den Zinsertrag der Banken aus. Die Vereinnahmung von Verwahrentgelten kann zwar einen bedeutenden Beitrag zur Stabilisierung des Zinsergebnisses leisten. Allerdings wirken seit Ausbruch der Corona-Pandemie die deutlichen Liquiditätsüberschüsse der Kunden negativ auf die Ertragslage, da für diese Überschussliquidität bei den Banken keine ausreichenden Anlagemöglichkeiten bestehen und Guthaben bei den Zentralnotenbanken weiterhin negativ verzinst werden.
Insofern gilt es, konsequent bestehende alternative Ertragsquellen auszubauen bzw. neue zu erschließen. Ziel ist es, den Business-Mix, also das Verhältnis aus Zins- zu Provisions- und provisionsähnlichem Ergebnis deutlich zu steigern. Aufgrund des anhaltend hohen Wettbewerbsdrucks bedarf es allerdings großer Anstrengungen, um neue Ertragsquellen zu erschließen und nachhaltig zu sichern. Im Rahmen des jährlichen Planungsprozesses erfolgt daher eine intensive Auseinandersetzung mit diesen Herausforderungen und eine Ableitung von Maßnahmen, mit deren erfolgreicher Umsetzung eine profitable Marktposition gewährleistet werden soll. Dabei liegt der Fokus nicht nur auf dem Ausbau des Finanzdienstleistungsangebots in der BFS AG, beispielsweise im Wertpapiergeschäft. Es werden zusätzlich gezielt die Aktivitäten in der BFS Service GmbH weiter ausgebaut, die bereits in den Vorjahren angestoßen worden sind. Systematischer als bisher soll damit der vorhandene Zugang der Kundenbetreuer der Muttergesellschaft zu ihren Kunden auch für Leistungen der BFS Service genutzt werden, um so die vorhandenen Marktpotenziale besser auszuschöpfen. Zudem wird das bisherige Factoring-Geschäft aus der BFS AG heraus in die BFS Service GmbH übernommen.
Der hohe Druck auf die Ertragsbasis erfordert einen engen und entschlossenen Blick auf die Aufwendungen. Daher hat der BFS Konzern Ende 2020 entschieden, die IT-Landschaft grundlegend zu modernisieren und an das seit vielen Jahren bestehende Rechenzentrum der Atruvia AG anzubinden. Durch ein erhöhtes Maß an Standardisierung soll sich damit einerseits die Kostenbasis insgesamt spürbar verbessern. Andererseits ist die neue IT-Landschaft Aufsatzpunkt für die konsequente Erweiterung digitaler Angebote an unsere Kunden bspw. in Form digitaler Antragsstrecken oder digitaler Beratungsmöglichkeiten. Durch die Anbindung an die Atruvia AG-Systeme kann der BFS Konzern auch die Weiterentwicklungen, die innerhalb der Genossenschaftlichen FinanzGruppe seit Jahren betrieben werden, für sich und seine Kunden erschließen und nutzbar machen. Die ersten Vorarbeiten haben bereits in 2021 begonnen; der Abschluss ist für die Mitte des Jahres 2023 vorgesehen. Für diesen Zeitraum wird erwartet, dass sich die Aufwendungen, vor allem im Verwaltungsaufwand, temporär erhöhen.
Zudem sieht sich die BFS AG seit Jahren einem hohen Maß an regulatorischen Anforderungen gegenüber, die Jahr um Jahr einen hohen Aufwand mit sich bringen. Daher wird auch in 2022 alles darangesetzt, sämtlichen Anforderungen jederzeit vollumfänglich zu entsprechen.
Alle diese Herausforderungen verstärken das Bewusstsein, dass die Geschäftsausrichtung auf die Sozial- und Gesundheitswirtschaft eine besondere Verantwortung mit sich bringt. Insofern spielen Aspekte aller Anspruchsgruppen eine wichtige Rolle bei der Entscheidungsfindung. So werden auch weiterhin die Aktivitäten im Bereich der Nachhaltigkeit ausgebaut, beispielsweise im Bereich nachhaltiger Energien. Hierin manifestiert sich die Überzeugung, dass ein konsequentes Handeln in diesem Bereich geboten ist und schließlich auch aus wirtschaftlichen Überlegungen Chancen eröffnen kann. Nicht zuletzt gilt es auch, den hiermit verbundenen regulatorischen Anforderungen mindestens zu genügen. Daneben haben die nichtfinanziellen Ziele eine hohe Bedeutung. Chancen können sich durch eine weitere Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit, Risiken können sich ergeben in Form von erhöhten Kundenbeschwerden infolge der IT-Migration.
Die Bilanzentwicklung des Konzerns wird durch die BFS AG bestimmt. Für die Bilanzsumme der BFS AG wird in 2022 ein deutlicher Rückgang erwartet, insbesondere durch eine angenommene Rückführung der Refinanzierungsmittel aus TLTRO-III. Der Bestand bei den langfristigen Kundenforderungen soll deutlich gesteigert werden. Auch im kurzfristigen Finanzierungsbereich sollen die Chancen am Markt ergriffen werden und es wird eine weitere Steigerung des Bestands an kurzfristigen Krediten angestrebt. Damit einhergehend werden sich die Guthaben bei Zentralnotenbanken reduzieren, zumal auch ein moderater Rückgang der Kundeneinlagen erwartet wird. Der negative Effekt im Zinsertrag, der sich aus der negativen Verzinsung der Guthaben bei Zentralnotenbanken ergibt, wird sich daher leicht rückläufig entwickeln. Der Bestand des Depot A wird in etwa konstant bleiben und aufgrund des risikoarmen Profils allerdings in Anbetracht des niedrigen Zinsniveaus weiterhin nur geringe Renditen abwerfen.
Die bankenaufsichtsrechtlichen Anforderungen an die Eigenkapital- und Liquiditätsausstattung werden erwartungsgemäß auch im Geschäftsjahr 2022 sowohl für den Konzern als auch für die relevanten Einzelgesellschaften eingehalten. Die Prognose der Kernkapitalquote der Gruppe sieht ein Niveau weiterhin oberhalb des strategischen Zielwertes von 13,5 % vor. Durch das geplante Wachstum im Kreditgeschäft der BFS AG werden sich die Risikoaktiva erhöhen. Die aufsichtsrechtlichen Eigenmittel werden sich erwartungsgemäß durch Thesaurierungen leicht erhöhen.
Die in diesem Abschnitt dargestellten Risiken der künftigen Entwicklung, insbesondere die Adressen- und Marktpreisrisiken, werden im Konzern und in den Einzelgesellschaften keine wesentlichen Auswirkungen auf die Vermögenslage im Geschäftsjahr 2022 haben.
Wesentliche Chancen, die zu einer besseren Entwicklung der Vermögenslage führen könnten, sehen wir bei einer überplanmäßigen, positiven Entwicklung der Ertragslage verbunden mit der Möglichkeit, die Eigenmittel bzw. die Risikotragfähigkeit langfristig zu stärken.
Auch für das Jahr 2022 werden die jederzeitige Zahlungsfähigkeit sowie eine angemessen hohe Liquidität für den Konzern und die Einzelgesellschaften erwartungsgemäß gegeben sein. Die bankenaufsichtsrechtlichen Anforderungen an die Mindestreservebestimmung sowie die Bestimmungen zur Liquidity Coverage Ratio (LCR) und Net Stable Funding Ratio (NSFR) werden in der Gruppe und in der BFS AG auch im Geschäftsjahr 2022 gemäß Planung eingehalten. Für die BFS AG ist ein Rückgang der LCR von einem überaus hohen Niveau in 2022 zu erwarten. Der Treiber für den Rückgang der Quote ist die geplante Veränderung der Bilanzstruktur. Im Wesentlichen wird dies aus der Verringerung des Kassenbestandes (Zentralbankguthaben) getrieben.
Mit einer Beeinträchtigung der Finanz- und Liquiditätslage ist aufgrund einer planvollen und ausgewogenen Liquiditätsvorsorge sowie ausreichend zur Verfügung stehender Refinanzierungsmöglichkeiten nicht zu rechnen. Im Rahmen des sich verändernden Zinsumfeldes werden potenzielle Chancen für die Entwicklung der Net Stable Funding Ratio durch die Umstrukturierung der Passivseite gesehen.
Bei der Entwicklung der Ertragslage bestimmen die BFS AG sowie die BFS Service GmbH den Konzern. Für 2022 wird in der BFS AG ein Jahresüberschuss deutlich unter dem des Jahres 2021 erwartet, was sich in einmaligen Sondereffekten im Zusammenhang mit der Migration der IT-Landschaft begründet. Für die BFS Service GmbH wird mit einer spürbaren Ergebnisverbesserung, insbesondere getrieben durch das Beratungsgeschäft, gerechnet, die in einer deutlich erhöhten Gewinnabführung an die BFS AG resultieren wird.
Das Zinsergebnis der BFS AG ist auch weiterhin geprägt durch das anhaltende Niedrigzinsumfeld sowie die Belegung von EZB-Einlagen mit Verwahrentgelten. Insbesondere wird davon ausgegangen, dass die Einlagenfazilität im Jahr 2022 bei -0,50 % verbleibt, während sich die langfristigen Zinsen in nur geringem Umfang erhöhen dürften. Im Kreditgeschäft wird zwar ein moderates Wachstum geplant, allerdings wird der hieraus folgende positive Effekt auf den Zinsertrag überkompensiert durch auslaufende Altgeschäfte, die noch eine höhere Verzinsung aufweisen. Negativ wirkt sich zudem das erhöhte LZB-Guthaben infolge des Überhangs aus Kundeneinlagen sowie TLTRO-III aus, da annahmegemäß auch im Jahr 2022 mit einer negativen Verzinsung von -0,50 % auf diese Guthaben zu rechnen ist. Der Zinsaufwand wird demgegenüber deutlich verbessert erwartet als noch im Jahr 2021. Hier wirkt sich die Vereinnahmung von Verwahrentgelten auf Kundeneinlagen deutlich positiv aus. Ein weiterer positiver Effekt ergibt sich aus der Teilnahme am TLTRO-III, da die aufgenommenen Refinanzierungsmittel eine negative Verzinsung aufweisen. Der verbesserte Zinsaufwand wirkt sich damit stabilisierend auf den Zinsüberschuss aus, der insgesamt leicht über dem Niveau von 2021 erwartet wird.
Die bisher ergriffenen Maßnahmen zum Ausbau des Provisionsgeschäfts werden auch im Jahr 2022 fortgesetzt. Es wird ein deutliches Wachstum der Erträge gegenüber 2021 erwartet, wodurch sich auch der Business-Mix im Konzern insgesamt weiter verbessert. Aus der Vielzahl von Maßnahmen erweisen sich insbesondere der Zahlungsverkehr, aber auch der Ausbau des Wertpapiergeschäfts als Treiber dieser Entwicklung. In der BFS Service GmbH sollen die Erträge aus dem Beratungsgeschäft deutlich ausgebaut werden.
Der Personalaufwand der BFS AG ist geprägt von Aufwendungen im Zusammenhang mit den Investitionen in die neue IT-Landschaft und wird deutlich höher gegenüber 2021 erwartet. Gleiches gilt für den Sachaufwand der BFS AG, der gegenüber dem Vorjahr deutlich erhöht erwartet wird. Insbesondere temporäre Einmalaufwendungen zeichnen sich hierfür verantwortlich, die unabdingbar für die erfolgreiche Umsetzung der IT-Migration sind.
Das Bewertungsergebnis der BFS AG wird in 2022 deutlich über dem Wert in 2021 erwartet, was insbesondere auf das überaus niedrigere Bewertungsergebnis im Kreditgeschäft des Vorjahres zurückzuführen ist. Dem Bewertungsergebnis liegen konservative Erwartungen für das Jahr 2022 zugrunde; Effekte aus einem weiteren Anhalten der Corona-Pandemie sind hierin allerdings erstmalig nicht mehr enthalten. Im Bewertungsergebnis Kredit der BFS AG ist auch noch teilweise das Bewertungsergebnis für das Factoring-Geschäft der BFS Service GmbH enthalten, das in den Folgejahren im Bewertungsergebnis der Tochtergesellschaft abgebildet werden wird.
Insgesamt wird für das Jahr 2022 in der BFS AG mit einem deutlich geringeren Betriebsergebnis gerechnet. Dies wird insbesondere durch die höheren Personal- und Sachaufwendungen getrieben. Der Jahresüberschuss bzw. Konzernjahresüberschuss folgt dieser Entwicklung im Wesentlichen; hierbei macht sich allerdings das deutlich höhere Risikoergebnis bemerkbar, wodurch der Jahresüberschuss bzw. der Konzernjahresüberschuss deutlich niedriger gegenüber 2021 ausfällt.
In der Folge ergibt sich für 2022 auch ein deutlich niedrigerer Return on Equity des Konzerns bzw. der BFS AG. Gerade durch die migrationsgetriebenen erhöhten Aufwendungen verschlechtert sich zudem die Cost-Income-Ratio des Konzerns bzw. der BFS AG im Vergleich zum Vorjahr deutlich.
Die im Zusammenhang mit der prognostizierten Ertragslage stehenden Risiken resultieren insbesondere aus dem Marktrisiko und den Kreditrisiken im Kunden- und Eigengeschäft. Darüber hinausgehende Risiken können sich insbesondere ergeben aus einer ungünstigen Zinsentwicklung, einem Ausbleiben des geplanten Kreditgeschäfts oder aus einem erhöhten Risikoergebnis. Zusätzliche Ertragschancen ergeben sich insbesondere aus einer positiven Entwicklung des Bewertungsergebnisses und einer für die Bank verbesserten Zinsentwicklung. Verbesserte Vertriebs- und Absatzleistungen stellen eine weitere Chance für die Ertragslage dar.
Zusammenfassende Beurteilung
Das auf die Sozial- und Gesundheitswirtschaft fokussierte Geschäftsmodell des Konzerns sowie der BFS AG ist aus unserer Sicht zukunftsfähig und ermöglicht ein langfristig ertragsstarkes Wachstum. Auch für das Jahr 2022 liegt das Ziel im Wachstum des Kerngeschäfts, der Kreditfinanzierung. Durch zusätzliche strategische Maßnahmen, bspw. durch den verstärkten Vertrieb von Produkten, aber auch durch Preismaßnahmen sollen zudem Geschäfts- und Ertragschancen vor allem im provisionsgetriebenen Geschäft realisiert werden. Die Verbesserung der Profitabilität mit Blick auf Kundenverbindungen ist hierbei ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt. Für unsere Kunden arbeiten wir weiter an verbesserten Dienstleistungen sowie Prozessen, auch unter dem Einsatz verschiedener digitaler Angebote. Wir werden uns darüber hinaus verstärkt mit dem Themenbereich der Nachhaltigkeit befassen, beispielsweise über das neu geschaffene Vergleichsportal für nachhaltige Strom und Wärmeangebote sozialenergie.de.
Ein ganz besonderes Augenmerk gilt der IT-Migration in den beiden kommenden Jahren. Kurzfristig steht hierbei die erfolgreiche Umsetzung der IT-Migration im Fokus, die wir dergestalt realisieren wollen, dass unsere Kunden möglichst wenig oder gar nicht von diesem Veränderungsprozess betroffen sind. Hierzu sollen auch begleitende Entwicklungsmaßnahmen unserer Führungskräfte beitragen, um gemeinsam mit ihren Teams und Mitarbeiter*innen diese Herausforderung bestmöglich bewältigen zu können. Dabei nehmen wir auch die Entwicklung der Kosten eng in den Blick, um die positiven Auswirkungen, die wir durch die Migration erwarten, auch tatsächlich vollständig realisieren zu können. Mit dem Cutover Mitte 2023 wird der BFS Konzern auf einer deutlich verbesserten operativen Basis agieren können – mit entsprechend positiven Effekten auf der Kostenseite.
Das Jahr 2022 wird für die gesamte Branche, aber auch für die BFS AG vielfältige Herausforderungen bereithalten. Der Druck im Wettbewerb ist seit Jahren sehr hoch, auch das Zinsniveau setzt die Branche anhaltend unter Druck. Insofern gilt der wachsame Blick auch den Entwicklungen des Wettbewerbs und der Märkte sowie dem Kreditportfolio.
Nach wie vor sind wir der Überzeugung, dass das Geschäftsmodell der BFS AG nachhaltig erfolgreich ist. Als auf die Sozial- und Gesundheitswirtschaft in Deutschland fokussierte Bank stehen wir auch weiterhin für Finanz- und finanznahe sowie darüber hinausgehende Dienstleistungen.
Berlin und Köln, den 25. März 2022
Bank für Sozialwirtschaft Aktiengesellschaft
Prof. Dr. Harald Schmitz Thomas Kahleis Oliver Luckner